Loisiarte

Dionysisches und Apollinisches vereinen sich zur Zeit der aufkommenden Frühlingsgefühle, wenn in der modernen Architektur des Loisium mitten in den Weinstöcken die Gaumenfreuden des dort angebauten Weines mit kulturellen Genüssen angereichert werden. An vier Tagen werden Alte Musik aus allen vier Himmelsrichtungen mit literarischen Lesungen und zeitgenössischer Musik zu einem schmackhaften Cuvée verschnitten. Der künstlerische Kellermeister hat als Composer in Residence Karlheinz Essl gewählt, der dem Festival zwischen 22. und 25. März die aktuelle Note verleihen wird.

An den ersten drei Abenden wird eine Auswahl an Werken für Streichinstrumente aus Essls Schaffen aus den 1990er Jahren präsentiert. Darin konzentriert sich der Komponist auf die vielfältigen Spielweisen und Klangmöglichkeiten der Familie der Saiteninstrumente – vom Solostück über ein Duo bis hin zu einem Trio kehrt er durch vielfältige Techniken das Spezifische der einzelnen Instrumente hervor und lässt sie in der Kombinationen hoher und tieferer Vertreter in Dialog treten. So übernehmen Instrumente etwa nach und nach die Spielweisen des Gegenübers oder wechseln sich in unterschiedlichen Konstellationen ab. Doch nicht immer verläuft die Kontaktaufnahme konfliktfrei, sie kann zu spannungsgeladenen Verläufen führen und manchmal auch von musikalischem Geschehen gestört werden.

Doch ein Porträt Karlheinz Essls wäre nicht vollständig, würde er nicht auch als Improvisator selbst in Erscheinung treten, ist das Schaffen aus dem Moment heraus doch ein wesentlicher Teil seines künstlerischen Wesens, als welches er sich alleine oder gemeinsam mit Kollegen auf die Inspiration aus der Spontanität heraus verlässt. Einen erprobten Widerpart findet er in der Stimmkünstlerin Agnes Heginger, mit der er nicht zum ersten Mal auf der Bühne steht und mit der er unter dem Titel „Out of the Blue“ Gedichte spontan vertonen wird.

Auf eine interessante Auseinandersetzung darf man sich auch zwischen den zeitgenössischen und den älteren gespielten Werken gefasst machen, denn wenn Essl auf Monteverdi, Smetana oder Webern trifft, wird man auch die zuvor als bekannt geglaubten Werke in einem anderen Licht erblicken – literatrische und kulinarische Neudeutungen inklusive. (dw)

Foto: Loisium/Robert Herbst