Label-Porträt: Fabrique Records

Am 28.September feierte das Wiener Indie Label mit dem très chic-em Namen Fabrique Records sein zehn-jähriges Bestehen. Die Partygäste amüsierten sich im Porgy&Bess zu Klängen der Label-eigenen Künstler. Und anlässlich eines runden Geburtstages erinnert man sich gerne an die Wurzeln eines so blühenden Labels.

Am Anfang stand, wie in vielen Erfolgsgeschichten eine Person mit einem starken Wunsch nach Selbstverwirklichung. In diesem Fall war es Michael Martinek, ein musikbegeisterter Mann, der frisch bei EMI angefangen hatte um sein Handwerk zu lernen. Obwohl er die Musik, für die das Label stand, gut fand, war ihm das engbemessene Konzept zu berechenbar. Durch EMI lernte er die neugebildete Formation Mauracher, rund um den Singer/Songwriter Hubert Mauracher, kennen. Der eigenwillige Stil, und das offensichtliche Talent des Musikers motivierten ihn noch zusätzlich über ein eigenes Projekt nachzudenken. Der Kontakt zu seinem späteren Labelpartner Christian Rösner stellte sich fast von allein her, da beide durch Beruf, Leidenschaft zur Musik und gemeinsamer Schulzeit verbunden waren.

So gründeten sie 2001 ihr Label Fabrique Records. Der Grundgedanke war, dem Schatten der Monokulturlabels zu entfliehen. Es sollte eine offene Plattform sein auf der kreative Schaffungsprozesse frei von einem Einengen auf bestimmte Musikstile stattfinden konnten. Es sollte möglich sein, künstlerische und avantgardistische Elemente interdisziplinär mit Musik zu verbinden. Gemeinsam mit ihren anfänglichen Schützlingen von Mauracher machten sie einen soliden ersten Schritt in die Musikbranche. Und sie hatten große Ideen.

Ihre Außenstelle in London bauten sie fast über Nacht auf und führten sie bis 2004. Dort machten sie sich durch regelmäßig abgehaltene Labelnights bekannt. Sie waren damit soweit erfolgreich, als dass sie im berüchtigten Guardian lobend erwähnt wurden, und dass sie sogar einige  Airplay-Hits platzieren konnten. Dass diese Bemühungen wegen lückenhaftem Vertrieb nicht zu den erwünschten Verkaufszahlen führten, erklärte sich Martinek in einem mica-Interview von 2006 so: „Wir wollten zu viel und zu schnell. Das sind klassische Fehler die man am Anfang macht.“

Dieses Video auf YouTube ansehen.
Hinweis: Mit dem Abspielen des Videos laden sich sämtliche Cookies von YouTube.

Zum fünf jährigen Bestehen 2006 überarbeitete das Duo ihr Konzept. Laut Martinek war es zu offen und weitläufig  gewesen, so dass es zu Reibereien mit den Vertrieben sorgte. Sie wollten dennoch nicht einengen, und hatten deswegen schon 2004 das Tochterlabel Stereoalpine gegründet. Dort sollte der harte Elektro-Clash Raum bekommen, während Fabrique für das elektronische Songwriting und radiotauglichere Musik stand. Martinek betonte in ebendiesem Interview, dass sie sich von Anfang an radio-, und nicht an cluborientierte Musik hielten.

Die Künstler, mit denen sie über die Jahre hinweg zusammen gearbeitet hatten, können -und konnten- aber auf den gemeinsamen Nenner „Elektronik“ gebracht werden. Zu ihnen zählen heute noch die Electron-Clasher TNT Jackson, die mit ihrem ersten Album „Ratterbit“ sehr häufig auf FM4 gespielt wurden. Und unter anderem die englische Indie-Rockband Wolventrix, die aus der Raver-Szene stammenden Konsorten TM sowie Boz Boorer, der die Musik zu Morrisseys Texten schreibt.

An der Grundeinstellung hat sich zum Glück nichts geändert, doch Fabrique Records ist determinierter geworden. Mit einem Ohr für außergewöhnliche musikalische Talente, unterstützen sie nicht nur junge Elektronik-Artists wie Lovecat oder Ping Ping. „Schützling“ Hans-Joachim Roedelius gilt als “Vater der zeitgenössischen elektronischen Instrumentalmusik” und Elektropop-Entertainer Friedrich Liechtenstein ist für seine exzentrischen Auftritte bekannt.

Zehn Jahre sind für ein Indie-Label eine lange Zeit, vor allem wenn man bedenkt, dass Fabrique Records einen eigenen Weg gegangen ist, ohne sich an die Radio- oder Indie-Norm anpassen zu wollen. Doch mit ihrem niveauvollen Künstler-Repertoire, kann ihnen ein noch längeres Bestehen auf dem Musikmarkt nicht nur gegönnt, sondern fast versichert werden.
Anne-Marie Darok

 

Fotos: Stefan Johann/James William Porter III

http://www.fabrique.at