
„hoerthoert – Verein für Zuhörkultur für Jazz und improvisierte Musik“ wurde Anfang 2012 in Wien von MusikerInnen rund um das Label „Listen Closely“ gegründet. Er soll InterpretInnen und KomponistInnen aus den Bereichen Jazz und improvisierte Musik sowie aus angrenzenden Musikrichtungen eine Plattform bieten und diese Musik-Stilistiken einem breiten Publikum darbieten.
Jazz für die Ohren
Dabei geht es auch darum, die Kunst des puren Zu- und Hinhörens wieder mehr in den Mittelpunkt zu rücken. Wie aufregend und frisch Jazz und improvisierte Musik heute klingen können, zeigen diesmal Bands wie Hypnotic Zone, das Trio ZaVoCC, Schmieds Puls, Harnisch/Fina/Santner, das Philipp Nykrin Trio und Gnigler.
Trotz aller Unkenrufe begeistern Jazz und improvisierte Musik immer noch! Allein die Spielfreude der am Festival beteiligten MusikerInnen sowie deren Experimentierfreudigkeit und Neugierde stellen dies unter Beweis. Die sechs Ensembles stehen dabei für eine stilistisch breit gefächerte Vielfalt und für ein Musizieren jenseits ausgetretener Pfade. Bei hoerthoert geht es um spannende, frische Musik, die auch von einem völlig undogmatischen Umgang mit dem Begriff Jazz geprägt ist.
Improvisation und Pop

Das Trio ZaVoCC zelebriert hingegen die Kunst der freien Improvisation und entführt auf eine Klangreise „an die Gestaden der Kompromisslosigkeit und Integrität”. Das Trio improvisiert dabei mit Herz und Seele bei der Sache. Nachzuhören und festgehalten u. a. auf der aktuellen CD „ZaVoCC on Tour“, über die der Jazzspezialist Ernst Mitter Folgendes schreibt: „Da sind 15 hochkonzentrierte Details einer Erforschungstour der Innenwelten eines Improvisationsensembles entstanden, die beim Hören Aufmerksamkeit und Ruhe voraussetzen. Dafür wird man dann jedoch reich belohnt mit liebenswert vertrackten, unüblichen Klängen, die sich im Ohrgang verhaken und lange dort bleiben. Die Hörerwartung wird unterlaufen, nicht als Gag, sondern mit sinnhafter Notwendigkeit, einer wirklich stringent nachvollziehbaren Entwicklungsreise auf der Suche nach der Essenz des musikalischen Miteinanders.“

Genres ohne Grenzen
Den zweiten Festivaltag (21. März) eröffnen Harnisch/Fina/Santner. Dieses Trio teilt die gemeinsame Leidenschaft für Melodien, die Lust, ein Thema improvisatorisch zu entblättern und wirkungsvolle Songs entstehen zu lassen. Im Vordergrund steht dabei schlicht die Musik, definiert als „Melodie und Harmonie, umgesetzt durch ein sensibles Klangbewusstsein und die Reduzierung auf das Wesentliche“. Musik, die sich Zeit nimmt, bei der die einzelnen Musiker stets ihrem Bedürfnis folgen, abzuwarten und zu schauen, was dem Gesamtklang wirklich dient.

Zum Abschluss stellt das Septett Gnigler mit dichter und energetischer Kontrapunktik die Existenz und Notwendigkeit von Genres und deren Grenzen infrage. Stilistische Pluralität zwischen laut und leise, graziös und brachial, exorbitant und unumgehbar, kurz und prägnant, wunschlos zeitlos, stimmig verstimmt, mittig entstellt und antiseptisch, gewürzt mit Zwölfton-Ausflügen, eng ausnotierten Fanfaren und wie verätzt wirkenden Hip-Hop-Grooves. Dabei wird besonders Weise darauf geachtet, dass aus diesem Potpourri der Stile und abrupten Richtungswechsel keine Ansammlung von Melodien wird, sondern ein vollkommenes Ganzes. Kurz: „Das Kunststück, das Gnigler wirklich in imposanter Manier zu Wege bringen, ist, alles auf den Punkt zu bringen.“ (Michael Ternai, mica)
Didi Neidhart
hoerthoert – Festival für Zuhörkultur
20. und 21. März 2015
Jazzit Salzburg
Elisabethstraße 11
5020 Salzburg
Link:
hoerthoert