Man muss das musikalische Rad nicht unbedingt immer wieder zwanghaft neu erfinden, um Spannendes und Mitreißendes entstehen zu lassen. Zumindest darf man zu diesem Schluss kommen, lauscht man sich durch „One Nite Samba“ (Jive Music), das neue Album des ROBERT SCHÖNHERR QUARTETTS.
Der Wiener Pianist Robert Schönherr und seine Mitmusiker Mario Gonzi (Schlagzeug), Joschi Schneeberger (Bass) und Herwig Gradischnig (Tenor-, Sopransaxophon) wandeln auf den eher klassischen und traditionellen Jazzpfaden, ins Avantgardistische und Experimentelle verschlägt es das Vierergespann – wenn überhaupt – in seltenen Momenten. Klingt zunächst einmal nach einer bereits bekannten und nicht allzu aufregenden Geschichte. Doch es kommt letztlich ganz anders, als man denkt. Was die vier Ausnahmekönner nämlich in wirklich beeindruckender Manier auf den Weg bringen, ist Musik, die genau dieses gewisse Etwas besitzt, diese bestimmte Schwingung, die auffordert, ein zweites, drittes und viertes Mal hinzuhören.
Klassischer Jazz modern interpretiert
Es passt und wirkt alles in wunderbarer Art zusammen, die in sehr abwechslungsreiche Arrangements und in einen warmen Klang verpackten Melodien, die variantenreichen und stimmungsvollen Spannungsbögen, die leichtfüßige, den Boden kaum berührende Beschwingtheit, die spielerische Eleganz, mit der die Beteiligten an die Sache herangehen, die immer wieder geschickt gesetzten spontanen Wechsel und, und, und. Robert Schönherr will die Hörerschaft mit seiner Musik auf hohem Niveau, fern jeder Verkopftheit einfach nur stilvoll unterhalten, was er mit seiner Band auch tut. Dem Ganzen das glanzvolle i-Tüpfelchen setzt die Sängerin Alexandra Schenk auf, die mit ihrer ausdrucksstarken und souligen Stimme drei Nummern – einer Eigenkomposition („Love Words Count“) und zwei Coverversionen (Stevie Wonders „Too High“, Willie Tees „Can‘t Be Done“) – den letzten gefühlvollen Schliff und fesselnden Tiefgang verleiht.
„One Nite Samba“ ist ein Album geworden, auf dem der Jazz klassischen Formats auf richtig spritzige und erfrischend unverstaubte Weise zugänglich zum Erklingen gebracht wird. Es ist ein Stück Musik, das wirklich Spaß macht. Wer also den gediegenen und facettenreichen Jazzklang zu schätzen weiß, ist bei Robert Schönherr und seinen Mitstreitern genau an der richtigen Adresse. Absolut hörenswert.
Michael Ternai
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Robert Schönherr