Harry Sokal lässt musikalisch einmal mehr die Funken sprühen. Auf „Where sparks start to fly“ (cracked anegg), so der Titel des im März erscheinenden Albums seines Projekts Groove, zeigt sich der Saxophonist einmal mehr als exzellenter Interpret dessen, was heutzutage unter dem Begriff Jazz zusammengefasst wird. Im Trio gemeinsam mit dem begnadeten Organisten Raphael Wressnig und dem wegen seinen instrumentalen Fähigkeiten nicht minder geschätzten Schlagzeuger Lukas Knoefler macht sich der seit vielen, vielen Jahren zu den Aktivposten der heimischen Szene zählende Musiker daran, seine ganz eigene Vision des Jazz, in welcher musikalische Finesse, Verspieltheit, Innovation, Experimentierfreude und technische Perfektion in kunstvoller Form zueinanderfinden, zu verwirklichen.
Harry Sokal gehört nicht unbedingt zu jenen Musikern, die sich bemüht darin versuchen, den Jazz vollkommen neu zu erfinden. Vielmehr als der Saxophonist bestrebt ist, mit allen Traditionen zu brechen, sind seine musikalischen Ziele dahingehend ausgerichtet, diesen eine zeitgenössische Note zu verleihen. Natürlich blickt der 1954 geborene Musiker, der mit Bands wie Depart oder Full Circle Jazzgeschichte geschrieben hat, auch hin zu anderen Spielformen und lässt Elemente dieser in die eigenen Stücke einfließen, natürlich zeigt er nicht den Willen, es sich in der angestammten musikalischen Position gemütlich zu machen.
Der bereits mehrfach ausgezeichnete und für sein Grenzgängertum bekannte Sokal, der für viele zu den wichtigsten Post-Coltrane-Saxophonisten Europas zählt, hat über die Jahre hinweg seine ganz eigene und inzwischen unverkennbare Klangsprache entwickelt, eine, die mehr die Musikalität, denn irgendwelche künstliche Sperrigkeit in den Vordergrund rückt.
In Raphael Wressnig und Lukas Knoefler hat Harry Sokal zwei kongeniale Partner gefunden, die gemeinsam für den perfekt zum seinem melodischen und warmen Spiel passenden rhythmischen Unterbau sorgen. Stilistisch irgendwo zwischen klassischen Ansätzen, einer Prise Soul, ein wenig Funk und Blues erschaffen die drei Musiker in lebendigster Interaktion Stücke, die zum einen richtig grooven und zum anderen aberwitzigen Improvisationen viel Raum bieten.
„Where sparks start to fly“, hierbei handelt es sich um eine Sammlung verschiedener Liveaufnahmen der vergangen Monate, gleicht einer überaus abwechslungsreichen und stilistisch bunten Klangreise, auf der wirklich in jedem Moment etwas passiert. Spontane Wendungen stehen ebenso auf dem Programm wie weite gediegene Melodiebögen, die sich langsam aufbauend in wunderbaren Höhepunkten auflösen. Das Schöne und Spannende an der ganzen Sache ist, dass man zu Beginn eigentlich nie weiß, in welche Richtung es am Ende tatsächlich gehen wird. Und genau dieser Aspekt macht diese CD auch zu einer so empfehlenswerten. (mt)
nächster Live Termin:
Porgy & Bess, Wien, 9. März 2013, 20.30 Uhr