Allzu viele Worte muss man über die Bassistin Gina Schwarz eigentlich nicht mehr verlieren. Kennt man die heimische Jazzszene, weiß man, dass es sich bei dieser Musikerin um eine der begehrtesten ihrer Zunft handelt. In unzähligen Projekten tätig, verleihen oftmals gerade ihre verspielten tiefen Töne der Musik ihren speziellen Drive. Auf „Jazzista“ (Unit Records), ihrem neuen Album, versucht die aus Hollabrunn stammende Instrumentalistin einmal mehr dem Jazz, oder dem, was unter diesem Begriff zusammengefasst wird, ihren eigenen Stempel aufzudrücken. Und dieser erklingt erfrischend undogmatisch. Gemeinsam mit ihrer hochkarätig besetzten Band wandelt die Hans Koller Preisträgerin aus dem Jahr 2007 durch die verschiedenen Spielformen des Jazz, zeigt sich dabei mal der Tradition verbunden, um im nächsten Moment spontan dem avantgardistischen Kontext zu widmen. Besonders spannend sind jene Passagen, in denen sie alles gleichzeitig tut. In ihren Kompositionen werden stilistische Grenzen überwunden, vermeintlich nicht Vereinbares zusammengeführt, was immer mit Eleganz und einem hohen Maß an Eigenständigkeit passiert. Live zu hören gibt es das neue Material am 2. März im Jazzclub Drosendorf.
Die neuen Stücke versteht die Bassistin als eine Art Reise in ihre eigene musikalische Vergangenheit, in welcher sie sich in den vielen Projekten in den unterschiedlichsten Umfeldern versucht hat. Und genau diesen Aspekt hört man den neuen Nummern auch an. Eine Festlegung auf eine einzelne stilistische Ausrichtung wird von Gina Schwarz klarerweise nicht getroffen. Vielmehr ist der von ihr entworfene Sound ein solcher, der das gesamte Spektrum ihres an Facetten sehr reichen musikalischen Ausdrucks abbildet. Dieser offenbart sich als ein sehr weiter, reicht von den traditionellen Ansätzen bis hin zu avantgardistischen Versuchen, von Komponiertem bis hin zu den verschiedenen freien Formen des Jazz.
Worin sich Gina Schwarz meisterhaft versteht, ist, ihren Kompositionen Leben einzuhauchen, ihnen trotz des nicht von der Hand zu weisenden komplexen Charakters jegliche Kopflastigkeit und Sperrigkeit zu nehmen, woran natürlich auch ihre MitmusikerInnen Bastian Stein (Flügelhorn, Trompete), Bernhard Wiesinger (Saxophon), Robert Bachner (Trombone), Heimo Trixner (Gitarre), Philipp Jagschitz (Piano), Ingrid Eder (Bandoneon) und Harry Tanschek (Schlagzeug), die die Vorstellungen der vielseitigen Bassistin ganz exzellent umzusetzen wissen, ihren Anteil haben.
„Jazzista“ ist ein Album geworden, mit welchem sich Gina Schwarz respektvoll, aber doch mit dem Willen, die etwas anderen Wege zu gehen, vor der Vielfalt des Jazz verbeugt. Sehr empfehlenswert. (mt)
Gina Schwarz live:
02.03. Jazzclub, Drosendorf
28.03. Jazzland, Wien
Gina Schwarz