Spricht man von der internationalen Fusionsszene, so fällt mit Sicherheit bereits nach kurzer Zeit der Name Gerald Gradwohl. Er ist bekannt dafür, seinen musikalischen Wurzeln, welche im rockig angehauchten Jazz mit starkem Funk- und Fusioneinschlag liegen, stets auf seine ganz eigene virtuose Art treu geblieben zu sein. Der in seinem Spiel ungemein facettenreich agierende Gitarrist glänzt nicht nur in regelmäßigen Abständen mit wirklich hochkarätigen und auch im Ausland Aufsehen erregenden Veröffentlichungen, er zählt generell zu den kreativsten und meistgeschätzten Köpfen seines Faches. Die Art und Weise nämlich, wie er durch die verschiedensten Musikstile wandelt, Verbindungslinien zwischen den verschiedenen Spielformen herauszuarbeiten und die Elemente in einem mitreißenden Gesamtsound zu vereinigen weiß, offenbart sich als die große Kunst des Musikschaffens. Irgendwo zwischen den Polen Jazz, Rock, Funk, Bebop, Improvisation und Fusion Music agierend, lässt der Gitarrist Stücke höchster Eigenständigkeit entstehen, die in ihrer klanglichen Schattierung wohl kaum vielschichtiger und abwechslungsreicher ausfallen können.
Das Festhalten an herkömmlichen Standards ist nicht wirklich das Ding des begnadeten Gitarristen, dafür versteht er sich viel zu sehr als ein Musiker, der seine Kreativität vor allem aus dem Überschreiten von genredefinierten Grenzen sieht. Obwohl seit Anbeginn dem Jazzrock verbunden, lässt Gerald Gradwohl immer wieder stilfremde Elemente in seine Kompositionen einfließen. Worauf der Jazzer besonders viel Wert legt, ist, dass seine Musik nicht als eine One-Man-Show verstanden wird. Sich niemals dominant oder selbstverliebt mit seinen atemberaubenden Solis in den Vordergrund spielend, lässt der weltweit anerkannte Musiker, Komponist und Instrumentalist seinen stets Mitmusikern immer auch den Raum, sich selbst miteinzubringen, die Stücke durch ihr Zutun mitzugestalten. Was auf diesem Weg entsteht, ist ein aus der ständigen Interaktion heraus erwachsender, sich unaufhaltsam steigernder, ungemein dynamischer und groovender Spannungsbogen, der die HörerInnen mit vielen spontanen Wendungen vom ersten Moment an in höchstem Maße fesselt.
Gerald Gradwohl war und ist immer noch ein Musiker mit vielen Gesichtern. Die Liebe zum Experiment sowie seine Neugier nach dem Neuen beflügeln den Gitarristen und Komponisten stets zu ungeahnten kreativen Höchstleistungen. Mit seiner Fähigkeit, sein Spiel immer wieder neu zu erfinden, darf angenommen werden, dass der Gitarrenvirtuose das Ende der Fahnenstange seines kreativen Schaffens noch lange nicht erreicht hat. (mt)
Foto Gerald Gradwohl: Michael Setzpfand
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