„[…] es muss große Gesten geben“ – PÆNDA im mica-Interview

GABRIELA HORN aka PÆNDA ist eine steirische Elektropop-Musikerin und vertritt Österreich beim EUROVISION SONG CONTEST 2019 in Tel Aviv mit „Limits“, der einzigen Ballade auf ihrem zweiten Albums „Evolution II“ (Wohnzimmer Records). Auf dem am 26. April 2019 veröffentlichen Album werden Kompromisslosigkeit und viel Gefühl zelebriert. Mit Julia Philomena sprach die Musikerin über Mut in der Öffentlichkeit, Selbstfindung, ungleiche Respektverhältnissen und die Liebe zur großen Geste.

„Das ist mein Herzensprojekt”

Song Contest, Album-Release und Tournee stehen auf dem Programm. Ist die momentane Aufmerksamkeit in erster Linie schmeichelnd oder auch anstrengend?

PÆNDA: Mir macht das, was ich tue, extrem Spaß! Das ist mein Herzensprojekt, da ist es natürlich schön, wenn sich jemand wirklich für mich und meine Musik interessiert.

Der Eurovision Song Contest findet heuer zum 64. Mal statt. Ist er ein Fest für Europa, fürs Entertainment oder tatsächlich für die Musik?

PÆNDA: Ich glaube, er ist ein Fest für alles!

Der Song „Limits“ erschien am Weltfrauentag. Ein Ereignis, zu dem Sie sich bereits geäußert haben. In mehreren Interviews meinten Sie, Ihnen sei die Botschaft wichtig, sich selbst zu lieben, seine eigenen Grenzen zu kennen und auch zu respektieren. Die Nummer wurde ja nicht gezielt für den Song Contest geschrieben, sind Ihnen aber generell eine Stellungnahme und eine Positionierung im öffentlichen Raum ein Anliegen?

PÆNDA: Ja, was dieses Thema angeht auf jeden Fall. Ich habe den Song geschrieben, weil ich viel verarbeiten musste. Über all das zu sprechen, auch in der Öffentlichkeit, es also zu thematisieren, ist für mich genauso eine Art Verarbeitung wie der Song selbst. Ich hoffe, er gibt einigen Menschen den Mut, auch offen über ihre Gefühle zu sprechen.

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„Limits“ ist der erste österreichische Beitrag, der ausschließlich von einer Frau geschrieben und produziert wurde. Sie meinten, es sei längst überfällig, dass sich mehr Frauen mit Technik auseinandersetzen. Ist Ihnen eine gewisse Vorbildfunktion wichtig? Ist sie vielleicht sogar ein Motor?

PÆNDA: Der Motor für mich waren definitiv einige Momente, in denen ich selbst zu spüren bekommen habe, wie ungleich das Respektverhältnis zwischen Männern und Frauen in manchen Bereichen noch ist. Das heißt nicht, dass sich Frauen zwingend für Technik interessieren müssen, aber denjenigen, die es wollen, sollte man den gleichen Respekt entgegenbringen und das Gleiche zutrauen wie Männern. Das gilt natürlich umgekehrt auch für Männer in von Frauen dominierten Bereichen.

Ihr erstes Album war musikalisch noch nicht so poppig wie „Evolution II“, dafür war es thematisch nicht unähnlich, weil es auch schon um sehr persönliche Anliegen ging. Ist Ihr Song „Good Girl“ eine humorvolle Kritik am Patriarchat oder eine klare Kampfansage?

PÆNDA: Ich denke, er ist ein bisschen von beidem. Er ist vor allem geprägt durch meine langjährige Tätigkeit in der Gastronomie.

„Ich liebe das Tanzen”

PÆNDA (c) Christina Horn

Wie hat sich Ihre Haltung zu einer lauten Message in der Musik entwickelt? Wie kam es zum Beispiel zu der Entscheidung, für das neue Album geradlinigeren Pop machen zu wollen?

PÆNDA: Ich liebe das Tanzen und ich wollte ein Album schreiben, dass das ermöglicht. Es war mir aber klar, dass es dazu ein wenig geradliniger werden musste. Ich habe ganz einfach die Angst vor der Einfachheit verloren, die Angst als 08/15-Musikerin abgestempelt zu werden. Ich mag Popmusik, ich mag schöne Melodien: Mir muss es Spaß machen, einen Song zu singen, und es muss große Gesten geben.

Sie singen auf Englisch. Ein Statement oder eine Vorliebe?

PÆNDA: Nein, es fällt mir einfach leichter, auf Englisch zu schreiben!

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Sie verorten sich im Electronic Pop, haben als Kind aber in einem Chor gesungen. Wie wurden Sie musikalisch sozialisiert?

PÆNDA: Bei uns zu Hause wurde sehr viel gesungen und getanzt.

Sie arrangieren und produzieren alles selbst. Fragen Sie Ihre Familie, Ihr Freundinnen und Freunde etc. um Rat? Welcher Einfluss hilft Ihnen bei der Arbeit im Heimstudio?

PÆNDA: Ich habe ganz viele tolle Kolleginnen und Kollegen, die ich immer um Hilfe fragen kann. Ich bin da sehr ehrlich zu mir selbst, ich kann einfach nicht alles wissen.

„Körperlichkeit spielt eine große Rolle!”

Ihre Musik ist tanzbar und das demonstrieren Sie ja auch selbst in einigen Videos. „Limits“ dagegen ist die einzige Ballade auf dem neuen Album. In dem Musikvideo stehen Sie bewegungslos vor der Kamera. Welche Rolle spielt Körperlichkeit für Sie?

PÆNDA: Körperlichkeit spielt eine große Rolle! Ich habe auch viel zu viel Energie, wahrscheinlich liebe ich das Tanzen deshalb so sehr. Ruhig zu sitzen ist ungewohnt für mich, aber ich lerne es gerade.

PÆNDA (c) Christina Horn

Sie werden in Wien auch nicht in einem klassischen Konzert-Kontext auftreten, sondern in einem Club, der Grellen Forelle. Welche Form der Anteilnahme des Publikums würden Sie sich wünschen?

PÆNDA: Jede und jeder darf für sich entscheiden, wie sie bzw. er Anteil nehmen möchte!

Sie haben sich für blaue Haare als Markenzeichen entschieden, wobei die Farbe generell sehr präsent ist. Es sind ja nicht nur Ihre Haare gefärbt, sondern auch die Haare der Frauen im Musikvideo zu „Good Girls“. Generell ist der Look der Videos blau, teilweise sind es auch die Requisiten. Es das ein Gag oder hat das eine tiefere Bedeutung?

PÆNDA: Es ist wohl eher eine lustige Idee der Regisseurin. Das mit den Perücken fand ich einfach lustig, da meine blauen Haare völlig ungeplant zu einem Ding geworden sind. Warum, kann ich nicht genau sagen. Aber ich lache gerne, auch über mich selbst.

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Was hat es mit dem Namen PÆNDA auf sich?

PÆNDA: Ich schaue in der Früh tatsächlich aus wie ein Panda, die Schreibweise PÆNDA ist nur eine Abwandlung.

Vor Ihrem Soloprojekt PÆNDA waren Sie 2015 bei der deutschen Castingshow „Popstars“ dabei. Hilft Ihnen diese Erfahrung in puncto Nervosität, Kritikfähigkeit etc.?

PÆNDA: Ich habe auf jeden Fall gelernt, dann zu funktionieren, wenn ich soll, und nicht nur, wenn ich will. Ich habe gelernt, mit Kameras umzugehen. Das hilft mir, ruhiger an die ganzen großen Sachen heranzugehen.

Wenn zwischen einhundert Terminen eine Stunde Freizeit bleibt, was machen Sie?

PÆNDA: Ich schlafe oder treibe Sport.

Herzlichen Dank für das Gespräch!

Julia Philomena

Termine:
18. Mai – Eurovision Song Contest, Tel Aviv
3. Juli – Ort im Innkreis
13. Juli – Messe Congress Graz
15. November – ((stereo)), Klagenfurt
26. November Rockhouse Salzburg
27. November Posthof – Zeitkultur am Hafen, Linz
30. November – AllerArt Bludenz

Links:
Paenda
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Eurovision Song Contest