In welche musikalische Schublade man diese dreiköpfige Band nun auch veranlasst sieht, stecken zu müssen, hineinpassen werden Edi Nulz in keine so richtig. Was das Trio zum Leitmotiv ihrer musikalischen Arbeit erkoren hat, ist das kunstvolle und virtuose Wandeln zwischen den einzelnen Musikformen, das von allen Scheuklappen befreite Spiel mit den unvorhersehbaren Wendungen und Wechseln, das Zelebrieren der hohen Kunst des Crossovers. Siegmar Brecher (Bassklarinette), Julian Pajzs (Gitarre) und Valentin Schuster (Schlagzeug) eröffnen sich in ihren ungemein vielschichtigen und hochenergetischen Stücken ihres Debütalbums „Jetzt“ (Session Work Records) die weite Welt zwischen dem Jazz und dem (harten) Indierock, um, zwischen diese beiden Extrempole hineinstoßend, kompromisslos ihre ganz eigene Klangsprache zu entwerfen.
Irgendwelche stilistischen Einschränkungen scheinen diesen drei Musikern wirklich vollkommen fremd zu sein. An den jeweiligen Instrumenten virtuos hantierend haben sie sich das Ziel gesetzt, mit den herkömmliche musikalischen Begrifflichkeiten, Regeln und Strukturen zu brechen. Warum auch nicht? Liegen Jazz und der gitarrenorientierte Indierock der heftigeren Sorte tatsächlich so weit auseinander, wie man zu glauben meint. Nun, hört man sich durch die Stücke von Edi Nulz, lässt sich das nicht so richtig bestätigen. Siegmar Brecher, Julian Pajzs und Valentin Schuster gehen auf ihrer Tour durch die verschiedenen Spielformen erfrischend ungestüm, mit sehr viel Dynamik und einem fast unbändigem Spielwitz zu Werke und überwinden auf diesem Wege die vermeintlichen Grenzen mit einer Leichtigkeit, dass es eine wahre Freude ist. Swingender Jazz trifft auf schon noisige Gitarrenpassagen, komplexe Rhythmusarbeit auf die Geradlinigkeit des Rock, ein Tempo- und Harmoniewechsel jagt den anderen, stetig sich im Geiste der Improvisation steigernde Spannungsbögen finden in eruptiven Soundausbrüchen ihre Auflösung.
In jedem Moment unberechenbar bleiben, so könnte das übergeordnete Motto dieses fulminanten Dreiergespanns lauten, den das wirklich Schöne an den Stücken von Siegmar Brecher, Julian Pajzs und Valentin Schuster, dass diese ihre Geheimnisse nie nach dem ersten Ton preisgeben. Trotz aller Wildheit stecken hinter dem Ganzen ein Konzept, eine Ordnung, eine alles zusammenhaltende technische Brillianz an den Instrumenten. Das exzentrisch agierende Trio weiß, was es tut, es weiß, wann es wie etwas in bestimmter Form in Szene zu setzen hat. „Jetzt“ macht schlicht und einfach Spaß, zeigt das Album doch auch, dass es im Jazz nicht immer todernst zur Sache gehen muss. (mt)
Edi Nulz