„Der Stil bleibt allerdings, wie er ist: echt” – DAWA im mica-Interview

DAWA ist eine Band, die es sich darauf versteht, mit leisen Tönen tief zu bewegen. Ihre Songs könnte man als „Pop-Balladen“ bezeichnen, wobei sie dem Folk vielleicht noch näher sind als quietschbunten Pop-Melodien. Auf ihrem neuen Album „(r) e a c h” (Las Vegas Records) zeigen sie, dass sie zu Meistern der Entschleunigung geworden sind. Songs wie „Emma“ und „White Walls“ beginnen langsam und forschend, um dann mit ihrer Leidenschaft lange in Erinnerung zu bleiben. Im Interview mit Anne-Marie Darok sprachen sie über ihre Teilnahmen an diversen Contests und darüber, wie sich Bandveränderungen auf die Musik auswirken und wie man Crowdfunding für sich als Band einsetzen kann.

Seit dem zweiten Album ist Oama Richson Teil der Band. Was hat sich seither alles verändert?

DAWA: Vieles hat sich verändert und nichts ist im Stillstand. Mit Oama kam auch eine ganze andere Energie in die Band.

„Jeder macht das, was er am besten kann, alles greift ineinander über […]”

Wie arbeiten Sie als Band zusammen? Gibt es da eine strenge Rollenverteilung oder sind die Grenzen fließender?
DAWA: Jeder macht das, was er am besten kann, alles greift ineinander über und ist deswegen weniger einer Rollenverteilung unterlegen, sondern vielmehr einem gemeinsamen Wachstumsprozess.

Sie haben beim Protestsongcontest 2014 und bei der heimischen Vorentscheidung für den Eurovision Song Contest 2015 mitgemacht. In beiden Fällen haben Sie den zweiten Platz belegt und sind somit knapp am Sieg vorbeigeschrammt. Haben Sie daraufhin etwas an Ihrer Live-Performance oder Ihrem Stil verändert?

DAWA: Wir freuen uns natürlich darüber, für ein großes Publikum spielen zu können. Unsere Musik berührt anscheinend viele Menschen. Eigentlich ist ja bekannt, dass die Zweitplatzierten die wahren Sieger sind – nämlich die Sieger der Herzen. Aber abgesehen davon sind wir natürlich auch stolz darauf, bei ganz unterschiedlichen Formaten ganz vorne mit dabei zu sein. Das zeigt uns, dass ein Teil unserer Musik auch von sehr unterschiedlichen Menschen verstanden und geschätzt wird. Der Stil bleibt allerdings, wie er ist: echt.

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Ihr neues Album „(r) e a c h“ klingt sehr ruhig, sehr gefasst und so, als säße jeder Klang genau dort, wo er hingehört. Haben Sie wirklich so lange daran getüftelt, wie es sich anhört, oder gehört die Exaktheit einfach zu Ihrem Stil?

DAWA: Die Exaktheit hat vielleicht mehr mit dem Aufnahmeprozess an sich zu tun, wir haben nämlich dieses Mal alle Spuren einzeln aufgenommen. Deswegen ist der erste Buchstabe des Albumtitels in Klammer gesetzt. Das war für uns eine neue Erfahrung.

„Genau wie unsere Musik ist nicht immer alles schwarz oder weiß.”

Die Schreibweise des Titels Ihres Albums ist ein bisschen eine Stolperfalle für alle, die darüber schreiben wollen. Wie ist es zu der Klammer und den Abständen zwischen den Buchstaben gekommen?

DAWA: Es soll eigentlich keine Stolperfalle, sondern eher ein Denkanstoß sein. Hier gibt‘s viel zu entdecken. Genau wie unsere Musik ist nicht immer alles schwarz oder weiß. Wir haben so Einiges erreicht in den letzten Jahren, daher „reach“.  Jeder von uns ist gewachsen und wir haben so viele einzelne Spuren aufgenommen, daher „each“. Die Buchstaben e, a, c und h könnte man auch als Töne sehen, die für unsere Vielschichtigkeit stehen, da wir bei dem Album wieder etwas Neues ausprobiert haben.

„(r) e a c h“ wurde ja großteils mit einer Crowdfunding-Kampagne finanziert. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, dieses Mittel anzuwenden? Und wie zufrieden sind Sie mit dem Ergebnis?

DAWA: Wir konnten mit dem Geld, dass über die Crowdfunding-Seite zusammengekommen ist, ungefähr die halbe Produktion bezahlen. Insofern sind wir sehr froh und vor allem dankbar, dass wir die Menschen, mit denen wir zusammengearbeitet haben, auch fair bezahlen konnten. Und das war – ganz nüchtern gesagt – auch der Grund, warum wir das getan haben. Bei den letzten beiden Alben waren wir unter den glücklichen Auserwählten, die eine Förderung zugesprochen bekamen, bei „(r)e a c h.“ leider nicht mehr und darum haben wir uns für Crowdfunding entschieden.

Wann ist eine Band Ihrer Meinung nach dazu bereit, sich richtig gute Chancen beim Crowdfunding auszumalen?

Bild Dawa
Dawa (c) Stefan Leitner

DAWA: Wenn sie eine schöne Fanbase angesammelt hat oder aber auch genug Freundinnen, Freunde und Verwandte hat, die gerne mitmachen.

Können Sie von Ihrer Arbeit als Musiker leben oder gibt es da immer noch Brotjobs? Hätten Sie Crowdfunding gemacht, wenn Sie bereits davon leben könnten?

DAWA: Aber hey, wir leben doch! Leider müssen wir aber die Blase, als Musiker megaviel Geld zu verdienen, platzen lassen. Wir haben alle unsere Brotjobs, aber leichter für den kreativen Prozess wäre es natürlich ohne diese Jobs.

In den letzten Jahren war ein starker Aufschwung in der österreichischen Musikszene zu spüren. Ist diese positive Einstellung gegenüber österreichischer Musik auch in der Szene selbst zu spüren?

DAWA: Wir freuen uns über den Aufschwung österreichischer Musik im Allgemeinen, ob uns das nun direkt betrifft, können wir nur schwer einschätzen.

Sie sind ja fast den ganzen Herbst und auch im Winter auf Tour. Gibt es große Unterschiede zwischen einer Herbst- und Sommer-Tournee?

DAWA: Na ja, außer der Temperatur natürlich das Feeling. Die Menschen sind im Winter etwas aufnahmefähiger und sicher ist auch die allgemein entschleunigte Stimmung maßgeblich.

Welche Tipps können Sie einer jungen Band geben, die gerade in den Startlöchern steht? Was hätten Sie in Ihrer Anfangszeit selbst gern gewusst?

DAWA: Den Spaß daran nicht verlieren, dranbleiben, nicht abheben und proben, proben, proben!

Herzlichen Dank für das Gespräch.

Anne-Marie Darok

DAWA live

10.11. Graz/PPC
12.11. Linz/Central
18.11. Dornbirn/Spielboden
19.11. D-Köln/Artheater
21.11. Salzburg/ARGE
05.12. D-Berlin/Volksbühne- Grüner Salon
06.12. D-München/Milla

Links:
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Las Vegas Records