Eines wiederholt sich erfreulicherweise immer wieder: Wenn man es am wenigsten erwartet, wird man auch am meisten überrascht. Zwar ist der Name CONTRAILS im heimischen Popzirkus mittlerweile kein unbekannter mehr und ebenso hat sich herumgesprochen, dass Stefan Sieder, Mastermind dieses Projekts, auch ein exzellenter Songwriter ist. Dennoch ruft, was der Wiener auf seinem neuen Album „Mania“ (Cloud Contact) abliefert, ein überraschtes “Wow” hervor. Mit so einem umwerfend guten Stück Musik war nicht zu rechnen.
Auf dem Programm steht verträumter melancholischer Synthiepop, der aber seiner Kategorisierung gar nicht entsprechen will, weil er einfach viel mehr ist, viel mehr in die Tiefe geht und einen einfach viel weiter trägt, als man es in diesem musikalischen Kontext gewohnt ist. Stefan Sieder, der seine Nummern quasi einmal mehr in Eigenregie aufgenommen hat, kocht ein eigenes Süppchen. Dieses definiert sich vor allem über einen sehr sphärischen Charakter im Gesamtsound.
Mit sanfter Hand in eine Wolke gezogen
“Mania” lebt vor allem von der Atmosphäre, die es entfaltet. Es verhält sich beim Durchhören der insgesamt acht Songs fast so, als würde man mit sanfter Hand in eine Wolke hineingezogen werden, in der die Gesetze der Gravitation aufgehoben sind. Man kann sich dem stilistisch irgendwo zwischen Elektro und Indiepop angesiedelten Dargebotenen einfach nicht verschließen. Die Klänge, die Synthiespielereien, die zarten und feingliedrigen Melodien, die mal geraden, mal abstrakten Beats, die eindringlich zerbrechliche Stimme des Wieners, alles wirkt kunstvoll miteinander verwoben perfekt zusammen und strahlt als Ganzes eine wohlige Wärme aus, die vom ersten Moment an einfach nur einlädt, sich zurückzulehnen und zu genießen.
Knapp vorbeigeschrammt an vollkommener Zerbrechlichkeit
Tracks wie der Opener „Transmitter“ oder „Realignment“ bestechen mit abwechslungsreichen Songstrukturen und einer interessanten Soundkulisse, wogegen Nummern wie „Harbors“ und „We don`t speak today“ aufgrund ihrer klanglichen Reduziertheit und Zurückhaltung nur knapp an der vollkommenen Zerbrechlichkeit vorbeischrammen. Den absoluten Höhepunkt hat sich der Wiener für das Finale aufgehoben. Das abschließende und dem Album den Titel gebende Stück „Mania“ ist eines, das den Hörer schlicht und einfach in wunderbarer Weise vom Boden abheben und die Erde Richtung Orbit verlassen lässt. Ein wirklich klasse Album.
Michael Ternai
CONTRAILS live
16.01. Rhiz, Wien