Combat Beach – “effortlessly cool”

Das zweite Album von COMBAT BEACH heißt „effortlessly cool“ und ist im Mai auf Seayou Records erschienen. 

Low-Intervention Music

Beim ersten Hören klingt das Album vielleicht etwas aus der Zeit gefallen. In dem Sinne, dass die Musik ohne künstliche Eingriffe einer Nachbearbeitung auskommt. Keine rhythmische Bearbeitung. Keine Tonhöhenkorrektur. Wenig bis gar keine Effekte. Kaum Overdubs. Garagenrock für Puristen. In der Medizin würde man diesen Ansatz vielleicht minimal-invasiv nennen. Unter Winzern ist Low-Intervention der trending Hype. Low-Intervention bezeichnet eine Produktionsweise, die unnötige Eingriffe vermeidet. Denn auch das vermeintliche „Naturprodukt“ Wein erfährt in der – nennen wir es Postproduktion – eine Vielzahl von Eingriffen und Beimengung von Zusätzen bis zum wettbewerbsfähigen Produkt.

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Dieser Vergleich ist nicht völlig willkürlich gewählt, sondern ein gegenwärtiges Phänomen, das in den unterschiedlichsten Bereichen seine Befürworter finden wird. Kein Wunder, scheint doch jedes bisschen zu viel menschlicher Einmischung zum Untergang der eigenen Art zu führen. Aber eine Generation, die geschältes Obst in Plastik verpackt und zum Verkauf anbietet, muss sich zwangsläufig einer Gegenbewegung auseinandersetzen. Womit wir wieder bei der Punkmusik von Combat Beach wären. Denn hier ist jeder Arbeitsschritt in seiner Herstellung gut nachvollziehbar. Die simplen DIY Musikvideos untermalen die jugendliche Leichtigkeit des Lebens. Eine Lebensphase, in der es nicht viel braucht, um cool zu sein. 

Punkrock für die Zeitenwende

„Effortlessly cool“ ist eine Gegenbewegung zur High-Tech-Musikindustrie. Punk eben. Ein Versuch in einer Welt, in der uns die Technik immer wieder verspricht, unser Leben zu vereinfachen, in Wirklichkeit aber die meisten Bands an Laptop und Effektgeräte fesselt, um auf Festivalbühnen konkurrenzfähig zu bleiben. 
Auch den großen Mainstream Bands der 1960iger wie Emerson Lake & Palmer uvm. wurde technischer Perfektionismus als Selbstzweck vorgeworfen, was letztendlich dann zum Aufschwung der Punk Musik beitrug.
Da Punk die Gegenbewegung des Überflüssigen und Perfektionistischen schon immer war, kann man schon nachvollziehen, warum man sich derzeit gerade dieses Genre zu eigen macht, um den zerstörerischen Überfluss unseres Zeitalters entgegenzutreten. 

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In diesem Zusammenhang hält Moritz Irion alias Combat Beach mit sozialkritischen Songs wie „Black Skinny Jeans“ dagegen. Hier wird die Fast Fashion Industrie und das verbreitete Phänomen des „Frustshoppens“ kritisiert, was den angestaubten Punkrock inhaltlich wieder sehr zeitgemäß erscheinen lässt. Die Textzeile “…what we seek is never what we really need” könnte aus dem selben Song sein. Ist jedoch ein Zitat aus „A young man’s mental health“.  

Moritz Irion alias Combat Beach hat mit „effortlessly cool“ ein Album geschrieben, das den Paradigmen unserer Zeit einen starken Kontrast entgegensetzt. Dazu gehört auch viel Mut und Selbstbewusstsein. Denn die Zeile “It′s too easy to hate yourself In a world that wants exactly that” scheint dem Musiker nicht nur eine lässig klingende Zeile für seinen Song zu sein, sondern ein durchaus konsequent verfolgtes Credo. 

Dominik Beyer

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