
Und vom Rock auch eher das außergewöhnlich schmackhafte Kalbsbries und nicht das fad-klassische Filetstück à la Hard Rock. Auf ihrem neuen Langspieler „Hirn fein hacken“ geht das Wiener Trio sogar in die gruslig-raunzige Richtung, obwohl das grellbunte Cover eher etwas anderes anzupreisen scheint. Letzteres wurde von Raumschiff Engelmayer höchstpersönlich arrangiert. Das Gründungsmitglied von Bulbul hatte gemeinsam mit seinen Kollegen Derhunt und Ddkern bei jedem Arbeitsschritt der Produktion die Finger im Spiel. So ist eine Platte entstanden, die beim ersten Hören die Schweißproduktion ziemlich antreibt. Ob das an den wilden Gitarren, dem schnellen Tempo oder an den creepy Vocals liegt, kann man dabei nicht genau sagen.

Hinweis: Mit dem Abspielen des Videos laden sich sämtliche Cookies von YouTube.
Diese fiese Schnelligkeit kann wiederum mit Surf-Rock à la Dick Dale verglichen werden. Aalglatt sind die Gitarrenklänge aber nicht. Vielmehr scheint sich mit Raumschiff Engelmayers Stimme eine kleine Höllenpforte zu öffnen, durch die Tonverschmutzungs-Dämonen gelangt sind. Heraufbeschworen vor allem auf „I Hea Scho Lang Nix Mea“. Die Vocals beweisen, dass österreichischer Dialekt ziemlich düster sein kann, besonders, wenn er mit Horror-Film verdächtigen Tönen gepaart wird. Das Schlagzeug ist dreckig, der Beat laut und kratzig und über allem beißt sich die Gitarre selber in den Schwanz.
„Hirn fein hacken“ bietet viele Momente in denen man als HörerIn nicht genau weiß, auf was man jetzt genau achten soll. Diese Detailverliebtheit drehen Bulbul durch den Fleischwolf und schießen es mit Lichtgeschwindigkeit in die Gehörgänge. Auch wenn die Platte vielleicht nicht als leichte Kost bezeichnet werden kann, ist klar, dass das Trio sein Potenzial wieder bis zum Limit ausgenutzt hat.
Anne-Marie Darok
Foto: David Murobi