
Andreas Mayerhofers Deutung der Puccinioper La Bohème ist eine, die viel Raum einnimmt und sich Zeit lässt, sich voll zur Entfaltung zu bringen. Sie kommt über weite Spannungsbögen, die sich quasi permanent im Zustand der Verdichtung befinden, auf eher sanften und leisen Sohlen daher. Auf alles Ausufernde und zu sehr gewollt Experimentelle wird bewusst verzichtet, vielmehr gehen der Pianist, der sein Projekt zu keinem Moment zu einer One man Show verkommen lässt, und seine MitmusikerInnen Gerald Selig (Saxophon, Klarinette, Flöte), Margarethe Deppe (Violoncello), Michael Bruckner (Gitarren), Christian Wendt (Kontrabass) und Wolfgang Reisinger (Schlagzeug) sehr zurückhaltend und mit dem Einsatz weniger Mittel zu Werke. Und genau dieser Zugang ist es auch, der die Stimmung und Atmosphäre erzeugt.

Warm im Sound erschließen sich die von dem Pianisten und seinen KollegInnen neu bearbeiteten Originale ohne Umwege, auch weil sie erfreulicherweise jede Sperrigkeit missen lassen. Die Improvisationen sind der Musik dienliche, sie begleiten mehr, als sie zu brechen versuchen, wodurch das Dargebrachte vom ersten bis zum letzten Ton auch in einem steten Fluss gehalten wird.
„Réflexions sur La Bohème“ ist ein Album, das zugleich einlädt, sich einfach zurückzulehnen und zu genießen, wie auch herausfordert, sich mit intensiver mit ihm auseinanderzusetzen. Es lebt vor allem auch von den vielen kleinen verspielten Details, die den Spannungsgehalt des Gesamten auch nach mehreren Durchläufen hoch halten. Wer also gediegenen und facettenreichen Jazz zu schätzen weiß, ist bei Andreas Mayerhofer und seinem Ensemble genau an der richtigen Adresse. (mt)
Foto: Elvira Faltmeier
Andreas Mayerhofer