78plus vertonen Joe Mays Stummfilmklassiker „Asphalt“

Ein überaus spannendes musikalisch-filmisches Kunstereignis steht am 31. Mai im Gmundener Stadttheater auf dem Programm. Mit der Wiener Band 78plus macht sich eine der wohl interessantesten und ungewöhnlichsten Formationen des Landes daran, den Stummfilmklassiker „Asphalt“ des österreichischen Regisseurs Joe May aus dem Jahre 1929 einer neuen klanglichen und musikalisch vielschichtigen Interpretation zuzuführen.

78plus ist eine Band, die bekannt dafür ist, sich immer wieder mit Vorliebe neuen künstlerischen Herausforderungen zu stellen. Eine solche ist mit Sicherheit auch die Neuvertonung des Stummfilmklassikers „Asphalt“ von Joe May. Der im Jahre 1929 entstandene Streifen spielt im Berlin der 20er Jahre und erzählt eine dramatische Liebesgeschichte zwischen einer Schmuckdiebin und einem Polizisten. Die Besonderheit dieses Filmes ist aber, dass er das Berlin der damaligen Zeit von einer ganz eigenen Perspektive heraus beleuchtet. Der österreichische Regisseur und Pionier des deutschen Filmes Joe May wagt in seinem Werk einen Blick hinter die glänzenden Fassaden der damals noch boomenden Weltstadt und offenbart in intensiven Bildern deren dunkle Schatten und tiefen Abgründe.

Alleine schon vom musikalischen Ansatz her zeigt sich die Band prädestiniert dafür, sich diesem Klassiker in kunstvoller Form anzunehmen. Bei 78plus sind es nämlich Samples originaler Schellackplatten aus den 20er und 30er Jahren die den „Ton angeben“. Der Multiinstrumentalist Stephan Sperlich und seine Kollegen entwerfen mit Hilfe dieser einen höchst eigenwilligen Gesamtsound, der zwar sehr modern und zeitgemäß erklingt, gleichzeitig jedoch auch dem Charme der alten Zeiten huldigt.

Das Spannende an der Vertonung dieses Filmes wird auch sein, dass Stephan Sperlich (Live Elektronik, Synthesizer), Guenther Berger (Live Elektronik, Stimme), Matija Schellander (Kontrabass), Erwin Schober (Schlagzeug) und Stefan Ehgartner (Klangregie) sich an diesem Abend ganz dem freien Spiel hingeben, dass die aus dem digitalisierten Material zusammengesetzten Songs und Stücke erst im Rahmen der Vorführung ihre endgültige Form annehmen, wodurch erfreulicherweise auch der Spannungsbogen vom Anfang bis zum Ende erhalten bleibt.

Das Publikum darf also mehr als gespannt sein, in welchen klanglich neuen  Kontext die Musiker Joe Mays „Asphalt“ zu stellen gedenken.(mt)

http://www.myspace.com/78plus
http://www.gmunden.ooe.gv.at/system/web/veranstaltung.aspx?typ=219026491&bezirkonr=0&detailonr=221797250&menuonr=220893953