
Mit der gewohnt komplexen wie aufreibenden Komposition „Lemma-Icon-Epigram“ von Brian Ferneyhough eröffnet die dramaturgisch spannungsvoll aufgebaute Einspielung, die über „Shadowlines“ von George Benjamin mit ihren heterogen und doch durch die individuelle Verbindung von tonalen und atonalen Tonkonstellationen geprägten 6 kanonischen Präludien zu gänzlicher Besinnung in „Für Marino (gestörte Meditation)“ von Friedrich Cerha führt. Die kurzen aufbrausenden Einschübe darin erweisen sich als gekonntes Mittel, um die Ruhe zu weiterer Intensität zu steigern. Romantisch muten dabei die „Slowakischen Erinnerungen aus der Kindheit“ mit ihrem Lokalkolorit an. Dazwischen eingewebt ist das abwechslungsreiche Klavierstück V von Karlheinz Stockhausen, bei dem sich die Konzentration durch den meditativen Kontext verstärkt auf den ohnehin vorhandenen, kontemplativen Charakter richten lässt. Und auch Cage ist in seinem doppelten Jubiläumsjahr mit dem aleatorischen Stück „One“ vertreten, dem durch die langsamen Akkordwechsel und langen Pausen bereits scheinbare Statik innewohnt. Selten werden wohl Stücke von Ferneyhough oder Stockhausen als kontemplativ beschrieben. Doch bietet der Aufbau in Kombination mit der intensiven Interpretation von Marino Formenti einen ungewöhnlichen Eindruck konzentrierter Ruhe. (dw)