
Es gibt sie immer wieder. Die musikalischen Überraschungen, die einen unvorbereitet treffen und sofort in ihren Bann ziehen. „Distant Light“ ist eine solche. Legt man die Debüt-CD von Benjamin Schatz einmal in den CD-Player, verbleibt sie in diesem auch für eine längere Zeit. Was sofort hörbar wird und vom ersten Ton an fasziniert und fesselt, ist dieses immense Gefühl, mit welchem der Pianist an die Sache herangeht. Die ungemein stimmungsvollen und in ein eher ruhiges und unaufgeregtes Klanggewand gehüllten Stücke scheinen in einem permanenten Schwebezustand und fließen trotz aller herausfordernden Komplexität der Kompositionen mit einer Leichtigkeit, wie man es nur selten zu Gehör bekommt.
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Was das „Distant Light“ erfreulicherweise überhaupt nicht geworden ist, ist eine selbstverliebte musikalische One-Man-Show des begnadeten Jazzers. Benjamin Schatz lässt seinen Kollegen Pepe Berns (Bass), Heinrich Köbberling (Schlagzeug) und Johannes Enders (Saxophon), mit dem Wissen um deren virtuoses Können, genügend Raum zur eigenen Entfaltung. Und diesen wissen sie auch vortrefflich zu nutzten, vor allem dann, wenn es in Richtung Improvisation geht.
Die insgesamt neun Stücke, darunter eine Interpretation einer Miles Davis Nummer, offenbaren sich als ein faszinierendes und vielschichtiges Sammelsurium an hochinteressanten und innovativen Ideen. Sich nicht mit dem einfachen Wiedergeben altbekannter Standards begnügend, versucht man sich an einer modernen und zeitgenössischen Interpretation des Jazz, mit dem Ergebnis, dass genau dieser Ansatz der Musik im Ganzen einen faszinierend zeitlosen Charakter verleiht.
Insgesamt kann man sagen, dass Benjamin Schatz ein wirklich überzeugendes Erstlingswerk gelungen ist, eines, das beweist, dass im Jazz noch lange nicht das letzte Wort gesprochen ist. Auf jeden Fall sei Liebhabern dieses Musikstils ans Herz gelegt, „Distant Light“ einer intensiven Gehörprobe zu unterziehen. Es lohnt sich. (mt)