mica-Interview mit Big Crazy Familiy

In dem Fall stimmt’s – in Linz beginnt’s: Die Deutschrockband Big Crazy Family (BCF) aus Oberösterreich feiert ihr 20jähriges Bestehen, wartet mit Coverversionen als auch „gschmackigen“ Eigenkompositionen auf und bringt Stimmung auf die Bühne, z.B. als Vorgruppe von Joe Cocker. Sie überraschen immer wieder mit kurzweiligen professionellen Videos und schaffen es, sich mit „Hochdeutsch an rockigem Sound“ zu positionieren. BCF gestalten ausserdem Texte, die an Banalität und Verbiegerei aus Kommerzgründen vorbeizischen wie ein Ferrari an einer Ente (nichts gegen Enten!), von tiefgründig bis wortwitzig querbeet Statements und Themen wie Liebe, Frieden, Männer, Friseure… und rocken fett. Was das die beiden Köpfe der Band, Andi P. und Eike Sunshine ausmacht, verrieten die zwei in einem Interview mit Alexandra Leitner:

20 Jahre Big Crazy Family – Andi Pi, du bist der Gründer der Band. Was war deine Idee, warum der Name „Big Crazy Family“?

BCF (Andi): Vorher gab es da meinen privaten Sessionclub bei mir zu hause im extragroßen Party & Probekeller. Verschiedenste Musiker der linzer Szene trafen sich dort und jamten was das Zeug hielt. Dann kam ein Party-Gig am linzer Hauptplatz mit internationalen Gästen und die BCF war geboren.12 verrückte Musiker, funky Styles und mehrere Formationen in einer Band.

Was ist das Verrückte an euch?

BCF: Quasi ein Leben nach dem Motto „Lieber verrückt als einer von euch“. Aber wer ist verrückt? Der, der unkonventionell entgegen der Norm lebt, oder der, der im Rad tritt? Die BCF ist offen für Vieles, nicht schienenfest, das heisst sogar manchmal sehr sprunghaft und daher beim Ein- und Zuordnen vielleicht etwas „sperrich“.

Wie groß ist die „Family“, wer ist der Kern?

BCF: Eine zweikernige Frucht (Eike S./Andi Pi) mit vielen „Speigerln“.

Immer mehr spürt man, dass die junge (Musiker-) Generation sehr wohl etwas zu sagen hat und ihr seid ja jetzt auch gut erwachsen mit „20“. Welche Werte sind euch ein Anliegen zu transportieren?

BCF: Wir hoffen, dass die Songs der Big Crazy Family für sich selbst sprechen und gut aufmischen, durchmischen, anregen, querlegen und eben manchmal auch aufregen oder einfach nur mal lässig grooven und Spaß machen.

Eike Sunshine, wolltest du schon immer Sängerin in einer Band sein?

BCF (Eike): Eigentlich stieg ich mit 17 als Saxophonistin in die Big Crazy Family ein, aber dann sagte Andi Pi eines Tages zu mir: „Hey Eike, du hast eine echt geile Stimme. Du musst unbedingt singen.“ Ich wollte einfach Musiker werden bzw. sein oder Greenpeaceaktivistin, das wäre dann die zweite Wahl gewesen. Statt einem Wasserwerfer verwende ich jetzt eben auch manchmal mein Mikro.

Wie komponiert und textet ihr, wo inspiriert ihr euch, gibt’s Vorbilder?

BCF: Inspiration hagelt es ja von allen Seiten rein. Da lassen wir uns von allem was uns gefällt oder auch mal wogegen es sich zu wehren lohnt und auch von verschiedensten Genres und Künstlern beflügeln. Dabei versuchen wir halt immer möglichst authentisch zu bleiben. Die Texte entstehen meistens so, dass Andi Pi eine Idee zu einem Thema hat, Eike Sunshine schreibt den Text dazu. Andi Pi hat schon oft einige Playbackskizzen vorbereitet und Eike versucht dann die Melodie dazu zu finden, dann wird gegenseitig zensuriert, diskutiert und kräftig dreingemischt bis die Nerven blank liegen 😉 und dann kommen wir drauf, dass der Text eigentlich viel besser zu einer ganz anderen Komposition passt und dann passt’s. Manchmal kann auch beim Jamen ein neuer Song entstehen. Dabei nimmt Eike einen Text und improvisiert ihn mit einer Melodie dazu. Sowas ist auch schon öfter bei Livekonzerten auf der Bühne passiert.‘

Hochdeutsch ist soz. die Umgangssprache von Eike.  Wie denkt ihr über „Singen in der Muttersprache/Dialekt“?

BCF: Also zuerst mal, jeder sollte so singen wie ihm der Mund gewachsen ist, dann ist es cool. Mundart ist fein, weil man da ja phonetisch super viele Möglichkeiten an Variationen hat. Allerdings, Eikes’ Oma und Mama kamen Ende des Krieges aus Berlin. Zuhause wurde immer Hochdeutsch gesprochen. Daher hört sich bei Eike Hochdeutsch beim Singen einfach authenthischer an und kommt natürlicher rüber.

Wie kommt eure Songsprache im Ausland an, ihr habts ja schon einige Tourneen hingelegt?

BCF: Einmal nach einem unserer Konzerte fragten wir zwei begeisterte Zuhörer aus England, ob sie das nicht stören würde, dass sie kein Wort von unseren Texten verstehen. Die Antwort war: „No! It sounds really good!“ und sie kauften sich sogar eine CD. Uns gefallen ja zb. auch spanische, portugiesische, griechische…. Songs  obwohl wir keine Ahnung vom genauen Inhalt haben. Denen geht’s wohl genauso bei deutsch. Ist halt auch exotisch und manchmal braucht man nicht alles zu verstehen und saugt stattdessen den Sound, die Groove und die Stimmung auf. So geht der Geist des Liedes auch irgendwie in den Hörer über.

Das Wort „Brotjob“ und „Popmusikersein in Österreich“ in einem Atemzug klingt leider tw. für manche nach einem neuen Musikerwitz. Welche Kompromisse habt ihr machen müssen, um euch das tägliche „Butterbrot“ leisten zu können und den Spaß nicht zu verlieren?

BCF: Wären wir mit dem Lichtnahrungsprozess schon weiter, dann wäre unsere künstlerische Existenz um einiges leichter. Da wir nicht gerne Kompromisse machen, kann man uns wohl als Überlebenskünstler einordnen. Das heißt, die Butterschichtdicke bestimmt sich aus der Auftragslage. Und manchmal kann’s auch vorkommen, dass sich der Spaß mal vertschüsst, aber dann nehmen wir eine kreative Auszeit und machen mal was ganz anderes, wie zb. Baden gehen, Energie tanken im Wald, Liebe machen, Rausfahren und Campen …

Wie kommt ihr auf eure schrägen Videos bzw. Klamotten?

BCF: Durch Sex, Drugs & Rock ’n’ Roll.

Was würdet ihr anderen Künstlern empfehlen, um die Brücke zu schlagen zwischen musikalischer Selbsttreue und Verkaufbarkeit?

BCF: Wenn wir das so wüssten wären wir ja schon reich und weltberühmt. Aber wir denken, man muss einfach sein Ding machen und ob es dann die Leute mögen oder nicht ist halt dann eine andere Geschichte.

Was ist euer aktuellstes Projekt?

BCF: Das ist der “Rock & Dub Club“ – Liveperformance zu zweit mit deutsch-rockigen Raggae- Grooves. Manchmal ist dann noch ein Gastmusiker on stage, zb. mit Querflöte, Violine,…

Traumfabrik Bandbühne – welche eurer Träume haben sich erfüllt?

BCF: Dass wir als Musiker leben können, was wir sind, ist ja an und für sich schon traumhaft. Und natürlich auch die heißen Gigs auf großen Bühnen, wie zb. als Supportband von Joe Cocker oder die Zusammenarbeit mit Harri Stojka. Das sind echte Highlights. Das war wirklich cool.

Was sind eure nächsten musikalischen Pläne?

BCF: Momentan sind wir gerade dabei, noch mehr unserer Alben auf Snogg.me zu veröffentlichen und ein paar neue Videos sind auch noch in Arbeit und weitere bereits in unseren Köpfen. Außerdem hoffentlich viele Livegigs mit unserem Rock & Dub Club.

Danke für das Interview!

http://www.bigcrazyfamily.com