Porträt Son of the Velvet Rat

Der Steirer Georg Altziebler zählt mit Sicherheit zu den größten heimischen musikalischen Ausnahmeerscheinungen. Unter seinem Pseudonym Son of the Velvet Rat erlangte der Songwriter große internationale Aufmerksamkeit. Einige seiner Songs hat er mit dem Ex-Wilco Schlagzeuger Ken Coomer in Nashville produziert, andere wieder allein oder mit Hilfe des Element of Crime Schlagzeugers Richard Pappik. Zur Zeit arbeitet der „Sohn einer samtenen Ratte“ an neuem Material: Ken Coomer wird dabei als Schlagzeuger fungieren. Live sollte man den ruhigen Sänger mit der berührend und eindringlichen Stimme auf gar keinen Fall versäumen. Im Duo tritt er am 27.September im Haus der Musik auf und am 16. Dezember in kompletter Bandbesetzung im Wiener Chelsea auf.

Als Sechzehnjähriger entdeckt Altziebler seine Vorliebe für die Gitarre und begann das Instrument zu erlernen. Davor spielte er Violine, aber dazu kann man nach seinen Aussagen ja schlecht singen. Und so gründete er 1989 seine erste Band „pure laine“. Der Begriff stammt aus dem Französischen und bedeutet soviel wie „Reine Wolle“. Die Band hat sich seit ihren Beginn von einer experimentellen 3-Mann-Combo mit E-bass und Sopransaxophon zu einer Rockband mit klassischer Instrumentierung  mit Bass, E-Guitarre und Schlagzeug hin entwickelt. Pure Laine veröffentlichte einige Vinyls und CD´s. Am auffälligsten war dabei „burn“ aus dem Jahre 1991. Das Nachfolgeprojekt Bloom 05 existierte von 1995 bis 2003.

Als musikalischen Einfluß sieht der von den Medien oft ins Americana-Eck hineinschubladisierte Musiker in jungen Jahren Glamrock. Etwas später stieß er dann auf Punk. Eine seiner Lieblingsplatten ist nach wie vor „”rattus norvegicus”, das erste Studioalbum von den Stranglers aus 1977. Neben diesen Genres spielte für den Künstler auch  französisches Chanson wie beispielsweise Brel, Prevert oder Brassens sowie Folk eine immer wichtigere Rolle. Seine Lieblingsband ist auch heute noch Dead Moon, die es zum Leidwesen von Son of The Velvet Rat heute nicht mehr gibt! Privat hört er auch heute noch Green on Red oder Dream Syndicate.

Das erste Album als Solo Artist unter seinem Pseudonym als „Rattenmann“ „By My Side” erschien anno 2003, die EP “Spare Some Sugar“ folgte. Aber der Durchbruch und die mediale Aufmerksamkeit kam erst mit dem 2006 bei Monkeymusic erschienen Album „Playground“. Ein melancholischer Schleier liegt über den vierzehn Songs die mit Mundharmonika, Akkordeon, Geige, Chello und Slide Guitarre bis ins kleinste Detail auch als Bandbesetzung arrangiert sind. Die Songs wirken aber nie aufdringlich, sondern nach authentischer Traurigkeit. Von Musikerkritikern im In und Ausland wird das Album hoch gelobt, wenn auch Vergleiche mit den Tindersticks oder Nick Drake gezogen werden und der Musiker gegen den eigenen Willen in eine musikalische Schublade gezwängt wird. Aber der Grazer kann dem sowohl positives als auch negatives abgewinnen: „ Einerseits wirst Du kategorisiert, andererseits wird dem Leser etwas an die Hand gegeben, was ihn motiviert weiter zu lesen. Trotzdem werde ich nicht gerne verglichen.“, sagte er einmal in einem Mica Interview.

Loss & Love, dass 2007 erschien kann mit Sicherheit als der bisher größte Wurf des Steirers bezeichnet werden. Wie der Kontakt zu Ex-Wilcos Schlagzeuger Ken Coomer zustande kam, daran erinnert sich Georg Altziebler noch sehr genau: „Ich bin über meine amerikanische Freundin und Managerin Silvia Ryder auf Ken gekommen. Sie kannte ihn, weil er ihre band Sugarplum Fairies produziert hat. Sie hat ihm daraufhin mein Album “playground” geschickt. und kurz darauf hat er sich bei mir gemeldet und gesagt, er würde gern mein nächstes Album produzieren und darauf  Drums spielen. So ist es dann passiert und es war eine gute Entscheidung.“

2008 erscheint die EP Gravity allerdings nur in einer Vinyl Variante limitiert auf 500 Stück. Gravity symbolisiert einen musikalischen Ausflug in Garage und French-Pop Klänge. Das letzte Studioalbum „Animals“ aus dem Jahr 2009 wurde erneut von Coomer produziert. Wenn auch nicht alle Songs: Die drei Bonussongs: „Hotel Song No. 2“, „Straight Ahead“ und „Fall With Me“ wurden im Berliner Sonic Sofa Studio eingepielt und aufgenommen. Hinter dem Schlagzeug saß dabei niemand geringerer als Element of Crimes Richard Pappik, mit dem der Steirer seit über 20 Jahren, genauer gesagt seit einer Support Österreich Tour in kleinen Clubs für Sven Regeners Band, befreundet ist. Pappik hat auch bei einem der letzten Berlin-Gastspiele von Sonf of the Velvet Rat in einem Rockabilly Club namens “wild at heart” Schlagzeug gespielt. Kristof Hahn  (koolkings,les hommes sauvages), der auch auf “animals” mitgespielt  hat, ist ebenfalls ein Langzeitfreund des Musikers, mit dem er erstmals 1991 im Berliner  “tacheles” zusammenspielte.

2010 erschien als Jubiläumsgeschenk für sein Label monkey der Best of Sampler „Monkey Years“ auf dem unter anderem seine Hits „Ready to Go“, „Lovesong #8“ oder „Bad Screenplay/Bad Karma“ zu finden sind. Eine sehr musikalisch reduziert arrangierte Coverversion vom Bruce Springsteen Klassiker „Better Days“ machen Monkey Days zum besten Werk für Einsteiger ins musikalischen Rattenuniversum. Zur Zeit arbeitet Georg Altzieibler gerade an neuen Songs. Ken Coomer wird vermutlich wieder als Schlagzeuger dabei sein,  eventuell Richard Mcgraw am Harmonium, außerdem soll die  Liveband mit Albrecht Klinger an Kontrabass oder E-gitarre und Anne Weinhardt als Percussionistin integriert werden. Am Plan steht außerdem, dass Chris Eckman von den Walkabouts an den  Arrangements mitarbeiten soll. Beim Songwriting kennt der Steirer aber kein Grundmuster: Manchmal dauert es eine halbe stunde, manchmal 6 Monate. es gibt Songs, die entstehen aus einer textzeile, die ihn nicht los läßt. Diese Zeile führt ihn dann. Wenn sie stark genug ist, zeigt sie ihm irgendwann etwas, das er vorher nicht gesehen hat. Wenn der Text dann komplett ist, sagt er meist auch etwas über ihn selbst aus, so der Musiker zu Mica. Der prozeß des Songschreibens ist eine kleine Expedition, das Unterbewußtsein die Projektionsfläche. Manchmal startet er auch mit einer melodie, die nicht verschwindet! Aber ein Rezept zum Songwriting gibt es nicht!

„Ich bin nicht depressiv. Vielleicht aber wäre ich es, wenn ich nicht diese Art von Musik machen würde“, so Son of the Velvet Rat. Dann wünschen wir ihm, dass er seine leise gespielte und doch so eindrückliche, berührende und wunderbare Musik, die zwischen Country, Folk, Chanson, Pop und Singer/Songwritertum angesetzt ist noch viele Jahre über den Semmering in den Rest der Welt klingen läßt! (Markus Egger)

Foto 1: Rainer Rygalyk
Foto 2: Max Wegscheidler
Foto 3: copyright Ingo Pertramer

http://www.velvetrat.mur.at/