Effi – Closer

Es schneit, und schneit und will einfach nicht aufhören. Wer innerlich dem Sommer trotzdem hoffnungsvoll entgegensieht, findet in dem neuen Album von Effi „Closer“ seinen oder ihren Seelenverwandten. Der Grazer Musiker knüpft an die gute Laune von „Astronaut“ an, gibt den Liedern aber noch mehr Tiefe durch melancholische Zwischentöne und interessante Instrumentalisierung. Auf „Astronaut“ hatte Effi noch alle Instrumente selber eingespielt, nun holte er sich GastmusikerInnen ins Studio.
Den Musikstil könnte man auf Pop bis Indie-Pop reduzieren, aber dieser Kategorie hängt oftmals ein negatives Image an. Es wird so gehandelt, als sei Pop das „einfache“ Genre, unter dessen Fittiche ein jeder Lieder schreiben könnte. Dabei muss man Pop genauso flexiblen Oberbegriff für eine Vielzahl an Stilen sehen, wo „Kommerzpop“ neben „Edelpop“ Platz findet. Effi verschreibt sich letzterem, und feiert auf „Closer“ offensichtlich das sonnige Gemüt mit Big Band Bläsern, Hawaiigitarren und salonfähigem Klavier. Trotzdem ist seine gute Laune nicht aufdringlich, und vor allem nicht berechenbar, was Popsongs oftmals so langweilig macht.
„Closer“  spricht die universale Sprache der lächelnden Münder und sonnenbebrillten Augen, so dass seine Musik einmal an Crystal Fighters, ein anderes Mal an Mika und öfters mal an Yael Naim und deren One-Hit-Wonder „New Soul“ erinnert. „Bloom“ knüpft an die Nostalgiewelle an, die vor allem letzten Sommer ziemlich „in“ war. Zum Glück klingt Effis Version weniger nach „We No Speak Americano“, sondern eher nach einem jazzigeren Parov Stelar. Der kraftvolle, schnelle Takt und die satten Instrumente passen sehr gut zu Effis Stimme, die statt zerbrechlich-melodisch auch mal richtig stark klingt.
Da Pop ja so flexibel ist, geht er auf manchen Liedern auch ganz eigene Wege. „Fish“ ist das beste Beispiel dafür: Die Musik vereint asiatische Klänge in Form der Streicher-Melodien und scheppernden Becken, mit der klassischen Klavierballade und würzt das Ganze mit einem elektronischen Mini-Effekt, der an sanftes Handyvibrieren erinnert. Es braucht mehrere Höranläufe, bis alle Töne entziffert und entdeckt sind, aber das macht „Fish“ zum stärksten Track des Albums.
Das Lied, das aber am meisten zu Urlaubmachen animiert ist „Won’t Let Go“. In einem Film verwendet, müsste das in jener Szene laufen, wenn die Hauptcharaktere ins Clubressort kommen, und überall tropische Vögel und Wasserbälle durch die Gegend fliegen. Die Synthie-Einlage in der Mitte, inspiriert zu einem Mixtape auf dem „Won’t Let Go“ nach „Club Tropicana“ von Wham! kommt.

„Closer“ ist ein absolutes Sommeralbum, das die vielen Seiten von Pop feiert. Sobald man es in ein Abspielgerät eingelegt hat, bräuchte man eigentlich nur noch besseres Wetter um sich wirklich anstecken zu lassen, schließlich ist es nicht so lustig in Badehose durch den Schnee zu laufen.

Anne-Marie Darok

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