Ende April ist das Album der Band WELTWIENER auf dem gleichnamigen Label erschienen. „Schwarzlicht” ist eine reife Sammlung von Songs, in denen die Band ihre Jugend reflektiert und zu elektronischen Radiohits von internationalem Format verarbeitet hat. Eine gelungene Scheibe, dessen Produktion vom soliden Handwerk und der Erfahrung der einstigen Rockband bestens profitiert.
Die Band
„Schwarzlicht“ heißt das Debütalbum der vier Wolkersdorfer Musiker. Debüt ist durchaus ein wenig irreführend, denn die Band hat bereits schon Alben (2012 und 2016) unter dem Namen FAMP veröffentlicht. Damals noch in englischer Sprache und rockigem Bandsound. Der mondäne kosmopolitische Songwriter von heute singt auf Deutsch. Und um dem neuen Sound auch namentlich gerecht zu werden, tauften sich Florian Prem, Andreas Steiner, Martin Schneider und Philipp Krikava in Weltwiener um.
Die rockigen Drums und Gitarren hört man in der Produktion noch immer durch. Wenn auch nicht so deutlich. Mittlerweile verstecken sie sich hinter Synthesizern und geben den Songs ein Hitradio taugliches Gewand. Trotzdem behalten die Songs den Punch der energetischen Combo bei, ohne etwa durch Aneinanderreihen von Loops oder Synthesizer Sequenzen ins Beiläufige zu fallen. Hier spielen die Musiker nicht zu einer Drummachine, sondern umgekehrt.
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Von der Rockband zum Deutschpop
Fast schon provokant und aus der Zeit gefallen erscheinen einem diese lieblich gesungenen Strophen aus den Produktionen von vor wenigen Jahren. Heutzutage presst man den Schmerz unzähliger Missstände der Gegenwart, Schlaflosigkeit, Depressionen und der Angst einer unsicheren Zukunft in die Vokale. Gutes Beispiel dient an dieser Stelle der ebenso erfolgreiche wie schwermütig klingende Henning May der Band AnnenMayKantereit.
Heiser und kurzatmig. Das klingt authentisch für die 2020iger Jahre. Im Refrain wird dann endlich der angestaute Frust entladen. Garniert mit deutschpoppigen adlips und Hooks zum mitgrölen.
Inhaltlich erzählen die Texte von Liebe und den gesellschaftlichen Hürden unserer Zeit. Einer Zeit, in der so viele in „Hypes“ verfallen und dabei das eigentliche Ziel, den unique selling point of life, aus den Augen verlieren. Kritisiert wird auch eine träge Generation, die ihr Leben lieber liegend auf der Couch verbringt. Die spannenden Sachen kann man sich dort ganz bequem auf dem Handy oder Fernseher reinziehen. Ganz ohne Risiko.
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„Polyesterrosen” ist ein wirklich gelungener Song unserer oberflächlich narzisstischen Scheinwelt, in der wir unser Leben zur Schau stellen wie ein Produkt. Lieber mit dreißig noch bei Mutti wohnen, aber dafür im gemieteten Sportwagen eine Story nach der anderen posten.
Ein melancholischer Rückblick auf die Jugendzeit, die ihr Leben im Club mit allerhand Substanzen zu betäuben wusste, um der Realität zu entfliehen, ist in „Schwarzlicht“ zu einer schönen Popballade geformt, die dem Album auch den Titel gab. Bleibt die Frage, was man aus dieser Zeit der nächsten Generation erzählen hat. Abgesehen davon, dass es sich für ein paar Nächte zumindest gut angefühlt hat. Eine schöne Metapher einer eskapistischen Generation.
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Dominik Beyer
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