Im Sommer 2026 wird Ulm erneut zum Knotenpunkt internationaler Kultur: Zehn Tage lang verwandelt das Internationale Donaufest Ulm beide Seiten der Donau in einen offenen Raum für Austausch, Vielfalt und künstlerische Begegnung. Wie bereits in der Vergangenheit ist der Programmpunkt „Wiener Melange“ fester Bestandteil des Festivals, in dessen Rahmen drei österreichische Acts auftreten, deren Musik im erweiterten Sinn aus der Mundart heraus gedacht ist. Hierzu schrieb das Festival in Kooperation mit Austrian Music Export einen Call aus. Aus mehr als 100 Bewerbungen wurden Das Schottische Prinzip, Belle Fin und Vereter ausgewählt, um ihre individuellen Handschriften einem internationalen Publikum zu präsentieren.
DAS SCHOTTISCHE PRINZIP
Hinter dem eigensinnigen Namen Das Schottische Prinzip verbirgt sich ein Wiener Quartett, das Pop nicht als Wohlfühlzone begreift, sondern als Experimentierraum. Rund um Sängerin, Gitarristin und Texterin Julia Reißner – ergänzt von Jana Mitrovic (Bass), Viktoria Mezovsky (Gitarre) und Jennifer Gitschner (Drums) – entsteht Musik, in der poetische Bilder und punkige Attitüde ineinandergreifen.
Das Schottische Prinzip ist ein neuer, spannender Act aus Österreich, der mit wachem Blick auf die Gegenwart reagiert. Die Songs erzählen von gesellschaftlichen Verschiebungen, inneren Brüchen und leisen Widerständen, ohne je ins Plakative zu kippen. Reißners Texte wirken wie Momentaufnahmen: verdichtet, verletzlich und von einer eigentümlichen Schönheit, die sich oft erst im Nachhall erschließt.
Klanglich bewegt sich die Band mit großer Selbstverständlichkeit durch unterschiedliche Sphären. Heftige Rockausbrüche stehen neben New-Wave-Referenzen, Pop-Melodien treffen auf elektronische Kühle, maschinell treibende Rhythmen auf tänzelnde Leichtigkeit. Jungle-Drums, Achtel-Bassriffs, Ska-Gesten und flirrende Synthflächen verbinden sich zu einem Sound, der gleichermaßen drängt und verführt.
Zusammengehalten wird diese stilistische Offenheit von Reißners markanter Stimme, die zwischen Zartheit und Härte pendelt und den Songs ihre emotionale Tiefe verleiht. Das Schottische Prinzip klingt unbequem und verspielt zugleich – eine Band, die Reibung sucht und Pop als Ort versteht, an dem Haltung, Poesie und Energie aufeinandertreffen.
Das Schottische Prinzip (Instagram)
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BELLE FIN
Belle Fin sind keine Band, die sich in Szene setzt, sondern eine, der man begegnet. Das Wiener Duo, bestehend aus Fabian Belfin-Wisniewski und Robin Ullmann, arbeitet mit Gitarre und Trompete und bewegt sich sicher zwischen unterschiedlichen musikalischen Ausdrucksformen. Ihre Musik wurzelt tief im Wienerlied, greift aber weit darüber hinaus. Jazz, Blues, Chanson, Pop und eine raue, manchmal fast punkige Direktheit fließen selbstverständlich ineinander. Was entsteht, ist eine Klangsprache voller Zwischentöne: melancholisch und überschäumend zugleich, elegant und erdig, stets getragen von einem feinen Gespür für Rhythmus, Dramaturgie und Atmosphäre.
Die Texte erzählen vom Lieben und Verlieren, vom Rausch und vom Danach, von Mitgefühl, Wahrheitssuche und den kleinen Absurditäten des Alltags. Belle Fin singen diese Geschichten mit sichtbarer Lust am Erzählen und einer Intensität, die Nähe schafft – egal ob im Konzertsaal oder im Wirtshaus.
Erweitert zum Quartett oder Quintett, etwa mit Ziehharmonika und Kontrabass, wächst die Musik zu einer poetischen Kirtagskapelle an, in der Zirkus, Melancholie und leiser Humor mitschwingen. Belle Fin laden ihr Publikum ein, mitzureisen: dorthin, wo Schwermut tanzt, Lachen erlaubt ist und Lieder noch das tun, wofür sie gemacht sind – Menschen zusammenzubringen.
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VERETER
VERETER ist das akustische Alter Ego des Wiener Musikers Pete Prison IV – und eine jener Stimmen, die dem Wienerlied ein längst fälliges Perspektiv-Update verpassen. Verwurzelt im Dialekt, im Schmäh und in der erzählerischen Tradition der Stadt, weigert sich VERETER beharrlich, Wien weiter als gemütliche Kulisse zu besingen. Stattdessen richtet er den Blick auf das Jetzt: auf Brüche, Reibungen und all das, was im klassischen Wienerlied gern ausgeblendet wird.
Als Wienerkind der zweiten Generation erzählt VERETER aus einer queer-migrantischen Perspektive, die Erfahrungen von Fremdsein, Zuschreibungen und alltäglicher Ausgrenzung genauso umfasst wie Momente von Solidarität, Witz und Widerstand. Seine Lieder handeln von Begegnungen im öffentlichen Raum, von Nachbarschaft, Einsamkeit und Identität – stets unaufgeregt, oft scharf beobachtet und mit einem feinen Gespür für die Zwischentöne des Alltags.
Klanglich setzt VERETER auf Reduktion statt Verklärung. Gitarre, Akkordeon, Klavier und gelegentlich eine sparsam eingesetzte Bandbegleitung tragen Texte, die gerade durch ihre Einfachheit an Eindringlichkeit gewinnen. Das Wienerlied wird hier nicht zerlegt, sondern neu ausgerichtet: weg von der romantisierten Selbstbespiegelung, hin zu einer offenen, gegenwärtigen Erzählform.
So entsteht eine Musik, die trotz ihrer Schwere Hoffnung zulässt, Humor bewahrt und lange nachhallt. VERETER zeigt, dass Tradition kein Stillstand sein muss – sondern ein Material, das sich verändern lässt, wenn man den Mut hat, neue Geschichten darin zu erzählen.
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