Der in Linz lebende Musiker und Klangforscher JENS VETTER begreift Musik als formbares Element und Ermächtigungsmittel des gemeinsamen Augenblicks. In der Vergangenheit hauptsächlich als Solo-Performer auf der Bühne, lässt er sich mit dem 2016 gegründeten Post-Dramatic Techno Projekt VETTER_HUBER auf einen Dialog mit dem Linzer „Stahlstadt-Schamanen“ PATRICK HUBER ein, in dem die Grenzen zwischen elektronischer Musik und Performance verschwimmen. Das erste Album ist gerade in Arbeit und wird voraussichtlich im Herbst erscheinen.
Bei VETTER_HUBER eröffnen sich im Text und in der musikalischen Veräußerung Brüche. Diese Brüche sind der theatrale Versuch einer Hervorkehrung und Sichtbarmachung dessen, was unter der Oberfläche der Optimierung des Menschen lauert. Abgründe werden aufgezeigt, die Realität mündet in surreale Abstraktion. Illusion, Obsession, Leid und Euphorie werden zum metaphorischen Motor für Getriebenheit. Der Linzer Performance-Künstler Patrik Huber über den Begriff Post-Dramatic Techno: „Er bedeutet für uns auf der musikalischen und performativen Ebene eine epische Durchdringung der Erkenntnis als Fiktion, ein Oszillieren von Dualität im Wechselspiel glänzender Zerwürfnisse. Mit für uns zeitgemäßen Mitteln projizieren wir eine düstere Stilistik in den Club und auf die Bühne. Es wird mit musikalischen Bezügen gespielt, um sie zu abstrahieren und daraus etwas Neues zu formen.“
„DIE VERZWEIFLUNG TANZT SCHATTEN AN DIE WAND“
Die dystopischen Klänge von Jens Vetter werden dabei nicht von traditionellen elektronischen Instrumenten erzeugt, sondern in Form von Live-Coding mittels einer algorithmischen Programmierung mit der freien Software SuperCollider. Patrik Huber noch einmal ausführlicher über die Beziehung von Text und Musik: „Durch die Musik wird Energie geöffnet und es kanalisiert sich mit der Kraft des Wortes Bedeutung ohne Hemmschwelle und Wertung. Es entsteht eine Verbindung beider Kräfte, die sich miteinander potenzieren und zum freien Radikal der Weltabkehr und des Exzesses werden. Geist fordert Körperlichkeit, Auflösung und Verdichtung als Wechselspiel für mögliche Erkenntnis. Welten, Geschichten, Figuren kreieren sich im Spannungsverhältnis zum Sound aus sich selbst heraus. Abstrakte Szenengebilde definieren sich als Seins-Zustände, bewegen sich weg von einer klassischen Erzählstruktur. Es entsteht ein performatives Club-Ritual. Die Verzweiflung tanzt Schatten an die Wand. Erlöser und Verführer lauern überall. Wer ist Erlöser, wer ist Verführer?“
Michael Franz Woels
VETTER_HUBER live:
25. Mai Club UNTEN (Linz)