Tjaša Fabjančič – Pripovedi/Erzählungen/Tales

Ihre erste Talentprobe hat Tjaša Fabjančič 2011 mit ihrem vielgelobten Erstlingswerk „Circles“ abgeliefert. Schon damals zeigte sich, dass es die aus Slowenien stammende Grazer Sängerin und Komponistin wirklich versteht, mit ihrer Musik Stimmungen zu erzeugen. Mit „Pripovedi/Erzählungen/Tales“ (Session Work Records) folgt ihr zweiter Streich. Und eines lässt sich schon nach dem erstmaligen Durchhören sagen, Tjaša Fabjančič ist erneut ein wirklich mehr als nur überzeugendes Album gelungen. Ihre Nummern haben dieses gewisse Etwas, das einfach einlädt, sich näher mit ihnen zu befassen.

Artwork: Jonas Geise

Die musikalische Sprache der Grazer Sängerin und Komponistin ist eine der vielen Stile. Irgendwelche Einschränkungen sind ihr hörbar fremd und so tänzelt sie leichtfüßig durch die unterschiedlichsten Musikformen. Mal verschlägt es Tjaša Fabjančič dabei in den Chanson, mal lässt sie es eher jazzig, dann wieder leicht bluesig angehen, um sogleich im nächsten Moment die Richtung hin in die eher poppiger angehauchten Gefilde einzuschlagen. Klarerweise lässt sich auch die volksmusikalischen Traditionen ihrer Heimat Slowenien in den Gesamtsound miteinfließen, und das nicht nur textlich. Was sie und ihre beiden Mitmusiker Borut Mori (Akkordeon) und Robert Jukič (Bass) – in manchen Stücken erhält das Trio Unterstützung von Michael Lagger (Klavier) und Patrick Dunst (Saxophon, Flöte) – so entstehen lassen, sind sehr fein und detailreich ausgearbeitete Nummern, die, getragen von schönen Melodien und unterlegt mit raffinierten und ideenreichen Rhythmen, sich ihren Weg schnell die Gehörgänge des Hörers bahnen.

Die Lieder der Sängerin und Komponistin sind von einer sehr charmanten und eleganten Note, sie tragen etwas sehr Poetisches in sich und wissen deshalb auch in hohem Maße zu berühren. Vor allem dann, wenn leise und zurückhaltend zugeht, entfalten sie ihre volle Wirkung, sie erwachsen genau aus diesen Momenten heraus zu sehr intensiven und stimmungsvollen kleinen, zart schimmernden Klangkunstwerken, denen man sich nur schwer entziehen kann. Man fühlt sich irgendwie aufgefordert, Tjaša Fabjančič und ihre Kollegen auf ihrer musikalischen Reise zu begleiten, sich von ihren warmen Tönen, wie von einer sanften Welle erfassen zu lassen. Eine Stärke der gebürtigen Slowenin liegt auch darin, dass sie den Spannungsbogen ihrer Musik durchwegs hoch zu halten versteht. Es gibt keine Abfälle oder uninspirierte Einwürfe, es hat alles Hand und Fuss, vom Anfang bis zum Ende.

Tjaša Fabjančič zeigt auf „Pripovedi/Erzählungen/Tales“, dass sie musikalisch ihren eigenen Stil gefunden hat, einen, der sich fernab jeglicher künstlichen Verkopftheit eher auf gefühlvollem Wege erschließt. An dieser CD dürften daher nicht nur ausgewiesene Jazzliebhaber ihren Gefallen finden.

Michael Ternai

 

Tjasa Fabjancic