Statement von Cornelius Meister (Generalmusikdirektor Staatsoper und Staatsorchester Stuttgart) zur Schließung des RSO

Ich habe die Petition „Rettet das Radio-Symphonieorchester Wien“ unterzeichnet, weil das RSO unverzichtbar ist.

Die Musikwelt schaut auf Österreich und den Österreichischen Rundfunk. Als 2009 – die Tinte unter meinem Dirigentenvertrag mit dem ORF war kaum trocken – das RSO am Abgrund stand, tönte der weltweite Aufschrei ohrenbetäubend. Am Ende waren Tausende und Abertausende, welche die damalige Petition unterzeichnet hatten, erleichtert, dass die Pläne, das RSO zu schließen oder zu verkleinern, zurückgenommen wurden. So wird es, das ist meine tiefe Hoffnung, auch dieses Mal sein.

Das Kulturland Österreich mit ORF, aber ohne ORF Radio-Symphonieorchester? Ich mag es mir nicht vorstellen.

Das Orchester, das derzeit mit Abstand die meisten Ur- und Erstaufführungen spielt, nicht mehr existent? Ich mag es mir nicht vorstellen.

Das RSO, als Kulturbotschafter Österreichs und Wiens weltweit geliebt, verehrt und geachtet, darf seinem Auftrag nicht mehr nachkommen? Ich mag es mir nicht vorstellen.

Die Musikerinnen und Musiker des RSO erfüllen über das Konzertieren, über Radio-, Fernseh-, CD- und DVD-Produktionen hinaus unverzichtbare Beiträge für die Gesellschaft: als Vorreiterinnen und Vorreiter der Education für Jung und Alt, als nicht nur in der Klassischen Musik Kompetente, sondern auch als leidenschaftliche Partner von Chilly Gonzales, Calexico und Kinderzimmer Productions.

Ich selbst habe das RSO als Chefdirigent und Künstlerischer Leiter von 2010 bis 2018 in mein Herz geschlossen. Gerade das RSO als Kernbestandteil des ORF einzusparen wäre ein irreparabler Schildbürgerstreich, dessen Schande die dafür Verantwortlichen ihr Leben lang begleiten würde.

Cornelius Meister
am 22. Februar 2023

++++

Link:
Cornelius Meister