SPOT ON DENMARK – Die dänische Popszene zu Gast in Wien und was die heimische Branche von diesem Festival lernen kann

Kommende Woche richten sich die Scheinwerfer einmal mehr auf die dänische Popszene. Nach 2010 und 2011 erneut in Wien Station macht das Minifestival „Spot on Denmark“, welches erneut mit ausgewählter Musikkost aus dem nordeuropäischen Land aufwartet. Im WUK am 3. Februar auf der Bühne zu sehen sein werden mit Reptile Youth, Darkness Falls und Il Tempo Gigante drei Acts, von denen man annehmen kann, dass sie auch hierzulande in Bälde in aller Munde sein werden. Um den angereisten internationalen Branchenfachleuten auch die heimische Musikszene schmackhaft zu machen, findet am 2. Februar im B72 ein Konzertabend ausschließlich mit heimischer Beteiligung statt. Auftreten werden Saedi, Diver und Monsterheart. Die Veranstaltung, die neben Wien unter anderem auch in Brüssel, Paris und Berlin Station macht, geht in ihrer Konzeption weit über jene eines gewöhnlichen Festivals hinaus. Mit dem Ziel, die dänische Popszene europaweit bekannter zu machen, sind zu den Konzerten auch Musikbranchenvertreter aus Ungarn, der Slowakei, Tschechien, Serbien und der Schweiz eingeladen, sich ein Bild von der Lebendigkeit und Qualität von Acts aus dem nordeuropäischen Land zu machen. Die in Wien auftretenden Bands wurden von einer österreichischen Jury (besetzt mit Vertreten von FM4, the gap, gotv, TBA, AMAN und INK Music) anlässlich des SPOT ON Festivals in Aarhus ausgewählt. Über die Ziele und Besonderheiten des Festivals und die Chance für die österreichische Musikbranche befragte mica-music austria Christian Hald Buhl, den Strategiemanager von SPOT ON DENMARK.

Das Konzept, auf dem das SPOT ON DENMARK beruht, offenbart sich im Grunde genommen als sehr simpel. „Unsere Idee war, zum alljährlich in Aarhus stattfindenden SPOT ON Festival auch Schlüsselspieler aus der Presse und der Musikindustrie aus anderen Ländern einzuladen. Diese sollten die Szene kennenlernen und jene dänischen Bands für das SPOT ON DENMARK Festival auswählen können, die dann im Rahmen, die ihrer Meinung nach für die jeweiligen lokalen Szenen am besten passen würden. Wir wollten auf keinen Fall die „Exportgötter“ sein, denn woher sollten wir wissen, was für die jeweiligen Szenen, wie etwa für die österreichische, tatsächlich interessant ist. Wir haben gelernt, dass die verschiedenen Länder unterschiedliche Vorstellungen davon haben, was interessant ist. Natürlich gibt es immer die eine oder andere Band, die dem Publikum in Brüssel genauso gefällt, wie jenem in Wien oder Köln. Generell sieht man aber in jedem Jahr sehr große Unterschiede in dem, was die Leute tatsächlich hören wollen. Man kann sagen, unser Hauptziel mit SPOT ON DENMARK ist es, ein Netzwerk zwischen dänischen und internationalen Akteuren zu schaffen und gleichzeitig durch dieses die Karrieren der Bands, die ein internationales Potential haben, zu fördern“, so Christian Hald Buhl. Aus Österreich als Produktions- und Promotion Partner für die Zusammenarbeit gewonnen werden konnten FM4, die Presse, gotv, TBA und INK Music, welche dann auch die Jury gebildet haben, die aus den vielen talentierten dänischen Bands jene bestimmt haben, die in Wien spielen sollen.

Mit dem Blick auf die Entwicklungen im Bereich der Popmusik in Europa hat die im Rahmen des vergangenen Eurosonic Festivals in Groningen präsentierte und vom European Music Office in Auftrag gegebene Studie über den Austausch der musikalischen Repertoires unter den EU-Mitgliedsländern zeigt, dass ein solcher nur in geringem Ausmaß stattfindet. Man tut sich aus verschiedenen Gründen schwer, als Act Öffentlichkeit und Aufmerksamkeit zu generieren. Auf den Report angesprochen, meint Christian Hald Buhl, dass sehr wohl zu erkennen ist, dass sich der Netzwerkgedanke in der jüngeren Vergangenheit unter den Akteuren der Musikbranche in den verschiedenen Ländern, und auch bei jenen in Österreich, immer mehr durchsetzt. „Besuchte 2008 eine Person aus Österreich das Festival in Aarhus, waren es in diesem Jahr fünfzehn Leute.“ Man erkennt also die Möglichkeiten, welche das SPOT ON Festival bieten könnte. Vor allem eröffnen sich Gelegenheiten fruchtende strategische Kooperationsprozesse zu initiieren. Auf der anderen Seite aber fehlen immer noch, und das europaweit, die richtigen einheitlichen „Marktwerkzeuge“. So etwa muss ein Konzept, mit dem man im eigenen Land erfolgreich agiert, nicht automatisch in einem anderen Land auch funktionieren. „Das Problem für die Akteure ist, dass es ein Defizit an Marktlösungen gibt“, so Christian Hald Buhl. „Diese zu finden, wird in Zukunft die große Herausforderung sein.“

Auf die Frage, ob in Dänemark überhaupt Interesse für Musik aus Österreich generiert werden könnte, wartet der Däne mit einer hierzulande wenig bekannten Information auf. „Es ist lustig, dass du fragst. Einer der Künstler der in Dänemark in der Vergangenheit die meiste Presse bekommen hat, war Hansi Hinterseer.  Er hat wirklich einen riesigen Erfolg feiern können und gelangte mit seinem Album sogar  in den Top Ten der IFPI-Charts. Klar gibt es Bands, die man kennt, die man vor zehn, fünfzehn Jahren wahrgenommen hat. Aktuell aber gibt es für die österreichische Musikbranche einiges zu tun. Ich habe den Eindruck, dass Skandinavien und auch England für KünstlerInnen aus dem Rest von Europa ein extrem schwieriges Pflaster sind. Aber dennoch habe ich das Gefühl, dass Künstler etwa aus Deutschland langsam auch Eingang in diese Märkte finden. Es scheint fast so, als würde Deutschland für das Publikum in Dänemark cooler werden.“ Generell befindet Christian Hald Buhl aber, dass es sich in die eine Richtung, von Europa nach Dänemark und England langsamer entwickelt, wie umgekehrt. „Deutschland, Frankreich, Österreich oder die Beneluxstaaten scheinen in diesem Punkt offener zu sein. Was SPOT ON aber in diesem Zusammenhang so interessant macht, ist, dass es für die Akteure der einzelnen Musikbranchen die Tür zu den internationalen Musikmärkten zu einem gewissen Teil öffnen kann. Weil wir für viele Einkäufer ein attraktives Package anbieten. Viele kommen ja zum SPOT ON Festival, um einzukaufen. Da nehmen wir im Moment schon eine gewisse Luxusposition ein.“

Und die österreichische Musikbranche? Was kann sie dafür tun, mehr ins internationale Rampenlicht zu rücken? „Ich glaube, sie muss genau das tun, was sie jetzt macht. Sie sollte den eingeschlagenen Weg weiterverfolgen. Waves Vienna zum Beispiel ist eine wirklich tolle Sache. Für SPOT ON DENMARK sind Vertreter der österreichischen Musikbranche inzwischen ja zu einem wichtigen Partner geworden. Man muss einfach ein bisschen Geduld haben. Man gewinnt die Kämpfe nicht an einem Tag. Aber wenn man längerfristig agiert, wird man irgendwann dann die Erfolgsgeschichten sehen. Es gibt in Österreich wie auch anderswo ja die wirklich exzellenten Bands. Und letztlich ist es eigentlich für die Leute egal, ob die eine Band aus Kalifornien oder aus Wien kommt. Es spielt sich eben alles über die richtigen Netzwerke ab“, so  Christian Hald Buhl. (mt)

 

Spot on Vienna – B72, 2.2.
mit diver – Saedi – monsterheart
Beginn: 21.00h
VVK 8, AK 10

Spot On Denmark – WUK, 3.2.
mit Reptile Youth – Darkness Falls – Il Tempo Gigante (feat. Garish)
Beginn: 20.00h
VVK 13, AK 15

http://www.spotondenmark.dk
http://www.wuk.at
http://www.b72.at/