Er ist wieder da: Der Wiener Hip-Hopper SLAV legt nach seinem Debüt im letzten Jahr nun eine EP nach. „CONS U ME“ (Futuresfuture) heißt das gute Stück, das am 28. Februar 2020 erschienen ist.
Bei SLAV steht alles unter dem Zeichen +48, übrigens auch der Titel seines Debütalbums „Plusvieracht“. Die Zahlen-Zeichen-Kombi leitet sich von der Telefonvorwahl Polens ab, wo der Hip-Hopper geboren wurde. Obwohl er im 5. Wiener Gemeindebezirk aufgewachsen ist, merkt man die Wurzeln in allem: Vom Namen bis hin zu den Albumtiteln ist hier eindeutig ein slawischer Einfluss im Spiel, der diese ganz eigene Coolness mit sich bringt. SLAV gilt derzeit als einer der vielversprechendsten Newcomer in der deutschsprachigen Hip-Hop-Szene, und das zu Recht. Yung Hurn wer? Jetzt ist SLAV am Zug. Seine neue EP ist dabei nicht nur einfach ein weiteres Album, sondern eine Konzept-EP, die im Kontext der gleichnamigen Ausstellung „CONS U ME“ des Wiener Malers Silva Flandez entstanden ist. Worum es dabei geht? Na ja, um Clubs und Exzess.
„Bier und Gin Tonic“
Ist Cloud Rap eigentlich noch Cloud Rap, wenn er nicht auf SoundCloud erscheint? Irgendwas von Cloud Rap hat die Musik von SLAV nämlich: genuschelte Texte, starke Autotunes, House-Synths und Techno-Beats. Von dem Wiener hoch komplizierten Double-Time-Rap zu erwarten wäre wahrscheinlich verfehlt, aber das braucht er gar nicht. Zwischen den RAF Camoras und Yung Hurns, die Wien hervorgebracht hat, sticht er durch ganz eigene Vibes hervor. Dass SLAV was draufhat, haben lang vor seinem Debüt auch schon Musiker wie Fila und Jugo Ürdens bemerkt, mit denen hat er für einige Songs zusammengearbeitet hat. Nun aber zur EP: Was das Musikmagazin DIFFUS als „progressiven Straßenrap“ beschreibt, ist, wenn man den ersten Track „Lesh“ anhört, eine chillige Reflexion über verkaterte Tage. Die trendige Bauchtasche kommt natürlich im Refrain vor, wobei man wegen der aggressiven Autotunes eh kaum was versteht. Ist das schlimm? Nein, es geht weniger um das, was SLAV spricht (singt?), sondern mehr um das leicht betäubte, groovige Feeling des Tracks.
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Danach wird es auf der EP exponentiell schneller, bei „Teuja“ ist man dann schon auf einer Party, weil der Club, so SLAV, viel zu „teuja“ sei – ja, Wien halt. Anscheinend geht der Rapper dann doch in den Club, weil auf der dritten Nummer „Rave Talk“ ist er dann im Club, und man kann den Gesprächen des Abends folgen. Der Bass pumpt hier richtig, beim Hören sieht man den Ort des Geschehens wahrhaftig vor sich. Von schlecht verstandenen Getränkebestellungen, Drogenverkäufen am Klo, der ewigen Suche nach dem Rest der Gruppe – und im Hintergrund läuft treibender Techno. Man kann sich am Ende des Songs kaum ein Grinsen verkneifen, Mission „relatable“ erfüllt. Und die EP hört auf, wo sie angefangen hat. Der Refrain des letzten Tracks der EP lautet: „Ist das das wahre Leben oder doch nur Lifestyle? Muss ich mir das wirklich geben oder verschwende ich damit meine Freizeit?“ Ich weiß es nicht, SLAV, aber bitte, wenn du durch diesen Lifestyle solche Songs rausbringst, verschwendest du damit sicher nicht deine Freizeit.
Der Exzess des Wiener Nachtlebens auf einer EP zusammengefasst – man wusste nicht, dass man das braucht, aber man kriegt die Songs eigentlich nicht mehr aus dem Kopf. Ob zum Vorglühen, Feiern oder Runterkommen, SLAV bringt den Sound dazu. Im Vergleich zu seinem Debütalbum ist die EP sicher ein bisschen anders gepolt, aber das zeigt eigentlich nur, wie viel der Wiener draufhat – bitte mehr davon.
Antonia Seierl
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