„DAS KLINGT EINFACH, IST ABER DAS SCHWERSTE: POSITIV ZU BLEIBEN UND ZUSAMMENZUHALTEN.“ – SLADEK IM MICA-INTERVIEW

Mit seiner Band SLADEK verbindet der Grazer Musiker David Sladek handgemachten Soul, analoge Klangästhetik und ein feines Gespür für Groove und Gefühl. Das neue Album „Things Gotta Change” zeigt die Band konzentrierter und geschlossener als zuvor – mit Songs, die gleichzeitig tief, reduziert und unmittelbar klingen. Im Gespräch mit Dominik Beyer von mica – music austria erzählt David Sladek über die gemeinsame Arbeit im Studio, die Suche nach einem eigenen Sound und warum er an die Kraft von Zusammenarbeit und Positivität glaubt.

Der Albumtitel „Things Gotta Change“ klingt nach einer Haltung. Was sollte sich ändern?

Sladek: Der Titelsong ist ursprünglich sehr persönlich – es geht um Freundschaft und darum, Dinge loszulassen, die nicht mehr passen. Aber natürlich kann man das auch größer denken. Veränderung ist ja etwas, das immer passiert. 
Der Song, der für mich die eigentliche zentrale Botschaft des Albums trägt, ist „What a Little Love Can Do“. Wenn wir den live spielen und das Publikum mitsingt – “show a little love, show a little love o-oh?”, ist das immer ein besonderer Moment. Es geht um Miteinander, um den Fokus auf das Positive. Das klingt einfach, ist aber das Schwerste: positiv zu bleiben, zusammenzuhalten. Das braucht Mut. Und genau das ist gerade wichtiger denn je.

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„Wir wollten das Live-Feeling einfangen“

Was war euch bei der Gestaltung für das Album besonders wichtig? 

Sladek: Es ist alles noch konkreter geworden – vor allem stilistisch. Wir haben von Anfang an versucht, gemeinsam in einem Raum aufzunehmen. Bei der EP haben wir zu dritt angefangen – Alvis am Bass, Raphael am Schlagzeug und ich an der Gitarre und am Gesang. In der Übergangsphase zum Album ist unser Produzent Mathias Garmusch dazugekommen, zuerst mit Percussion, später dann immer stärker auch als musikalischer Teil der Band.

Am Ende haben wir zu fünft aufgenommen, inklusive Martina Schlemmer an den Keys. Dieses gemeinsame Spielen war uns total wichtig – dieses Live-Feeling, die Interaktion wie auch die Imperfektion. Wir wollten, dass man hört, dass da echte Menschen miteinander musizieren und nicht alles glattgebügelt ist. Fehler gehören dazu. Das ist das, was Soul für mich spannend macht.

„Fehler umarmen“

Von „Imperfektion“ kann man da aber kaum sprechen. Da stellt man sich als Leser:In vermutlich was anderes vor. Man hört sofort, dass ihr erstklassige Musiker seid.

Sladek: (lacht) Danke. Es ist natürlich nicht ungenau, sondern einfach organisch. Wir haben versucht, diesen Moment einzufangen, wenn eine Band wirklich zusammen groovt. Und das entsteht nur, wenn man Fehler zulässt und aufeinander hört. Diese Energie, dieses Zusammenspielen, das ist das, was ich unter „Imperfektion“ verstehe – im besten Sinn.

Ihr habt wieder mit Mathias Garmusch produziert. Wie hat er den Sound geprägt?

Sladek: Sehr stark. Er hat eine klare analoge Vision und bringt das perfekt auf den Punkt. Während der Albumproduktion ist er mit seinem Studio von Graz nach Wien gezogen – in die Breitenseer Kaserne. Dort hat er ein richtiges Analog-Paradies aufgebaut: Bandmaschinen, altes Outboard Equipment, ein riesiges Mischpult aus den 70ern. Das war genau das richtige Umfeld für das, was wir machen wollten.

Diese Art zu arbeiten – mit echten Instrumenten, analoger Technik, echten Takes – hat das ganze Projekt geprägt. Und sie hat die Zusammenarbeit noch intensiver gemacht. Mathias ist längst mehr als nur Produzent, er ist Teil der Band.

„Wir sind da angekommen, wo wir hingehören“

Euer Sound ist sehr 70s, fast schon authentisch retro. Was fasziniert euch an dieser Ästhetik?

Sladek: Das ist einfach der Sound, der uns am meisten berührt. Diese Musik hat eine emotionale Tiefe, eine Intensität, die mich immer schon fasziniert hat. Als Sänger kann man da sehr viel ausdrücken – von ganz leisen, zarten Falsetts bis hin zu kräftigen, rauen Momenten.
Und als Band lieben wir diese Reduktion: Wir konzentrieren uns auf Groove, Feel und Interaktion. Wenn sich ein Song richtig anfühlt, braucht man keine 40 Spuren. Wir haben das auch vom Publikum gespürt – viele Leute sagen, wir sind jetzt genau dort angekommen, wo wir hingehören. Das empfinden wir selbst genauso.

Wie funktioniert dieser Sound in der österreichischen Musiklandschaft?

Sladek: Es ist nicht immer leicht, seinen Platz zu finden. Wir passen nicht in jedes Format. FM4 spielt uns regelmäßig – vor allem ältere Songs, die vom Sound her noch ein bisschen moderner waren. Aber auch von der neuen EP läuft einiges. Ö3 ist natürlich keine Option. Dafür unterstützt uns Radio Superfly wirklich stark – die spielen uns regelmäßig und begleiten uns auch bei Events.

In Österreich ist das Sichtbarwerden oft die größte Herausforderung. Wenn die Leute die Musik hören, ist das Feedback super. Aber bis sie überhaupt davon erfahren, dauert’s manchmal. Trotzdem: Die Resonanz, die wir bekommen, zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

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Wie definiert ihr Erfolg für euch?

Sladek: Wir haben gerade eine Booking-Agentur, Emerged Agency, und die ersten Konzerte in Deutschland geplant. Das ist ein großer Schritt für uns. Erfolg bedeutet für mich, dass wir uns mit der Zeit ein Publikum erspielen – nicht nur in Österreich, sondern auch in Deutschland und den Nachbarländern.

Natürlich schaut man auf Streamingzahlen, aber die sagen nicht viel. Es ist ein Unterschied, ob jemand aktiv zuhört oder ob der Song einfach in einer Playlist läuft. Was zählt, sind die Menschen hinter den Zahlen, die zu Konzerten kommen, die die Musik wirklich erleben wollen.

Das Album endet mit dem Song „Bye Bye“. Ist das ein Abschluss oder ein Neuanfang?

Sladek: Kein Abschied im klassischen Sinn. Es geht eher darum, sich von Dingen zu trennen, die einem nicht guttun – also ein positiver Abschluss. Kein musikalischer Bruch. Wir haben mit Things Gotta Change” einen Sound gefunden, in dem wir uns zuhause fühlen, aber natürlich geht es weiter. Wenn ein Album erscheint, ist es für uns ja schon wieder ein Jahr alt. Wir sind schon mitten im Weiterdenken, im Ausprobieren.

„Wir sind dankbar für die Förderungen“

Ihr habt Unterstützung vom Österreichischen Musikfonds bekommen. Wie wichtig ist das?

Sladek: Extrem wichtig. Wir haben schon beim ersten Album Förderung bekommen und diesmal wieder – das hat uns sehr geholfen, das Projekt so umzusetzen, wie wir es wollten. Auch der SKE-Fonds der Austro Mechana hat uns in der Vergangenheit schon mehrmals unterstützt. Ohne solche Förderungen wäre es schwierig, in dieser Qualität zu produzieren.

Wir machen viel selbst – Labelarbeit, Organisation, Management. Das ist viel Arbeit, aber es gibt uns auch Freiheit. Förderung heißt ja nicht, dass man sich zurücklehnt – im Gegenteil, sie ermöglicht einem erst, die Arbeit professionell zu machen.

Ihr seid alle hauptberuflich in der Musik?

Sladek: Ja. Raphael unterrichtet Schlagzeug an einer Musikschule, zwei Tage in der Woche. Ich selbst habe auch einige Jahre Gitarre unterrichtet, aber momentan konzentriere ich mich ganz auf die Band. Ich habe Jazzgitarre in Graz studiert und die Instrumentalpädagogik Ausbildung dazu gemacht – das war eine gute Basis.

Ich unterrichte gerne, aber im Moment ist das Projekt einfach zu intensiv. Es ist schön zu sehen, dass sich gerade viel bewegt – da möchte ich meine Energie ganz hineinlegen.

Vielen herzlichen Dank für das Gespräch

Dominik Beyer

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Live:
Sladek präsentieren Things Gotta Change am 24. Oktober im Wiener Recordbag und am 13. März im Porgy & Bess.

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Links:
Sladek
Sladek (Instagram)