Eingängige Rockmusik gefällig? Dann ist man bei SADO MASO GUITAR CLUB genau richtig. Die Grazer Band hat sich den Gitarren verschrieben – und diese spielen auch die Hauptrolle auf ihrer neuen EP „Drei“ (Nette Alte Dame Records).
Sado Maso Guitar Club ist ein ziemlich extrovertierter Name, der aber im Ohr bleibt. Selbst wenn man noch nie einen Song von ihnen gehört, aber zumindest den Namen irgendwo gelesen hat, werden sie einem einfallen. Und wenn man eine Wortkonstellation schon lange im Kopf hat, dann vergisst man irgendwann ein bisschen, was die ursprüngliche Bedeutung ist. In diesem Fall geht es um den Teil „Sado Maso“. Eine wohlklingende Mischung, keine Frage. Aber was hat die etwas härtere sexuelle Präferenz mit der Musik eines „Guitar Club“ zu tun?
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Ist die Musik so hart, rau und unzugänglich, dass man sich wie gepeitscht fühlt? Eigentlich trifft bei der Grazer Band genau das Gegenteil zu: Die Musik ist auf eine Art so streichelweich und gut geölt, dass sie in die Gehörgänge flutscht und da nicht mehr rauskommt. Und im Musikgenre wird oft behauptet, dass ein Song oder ein Album catchy ist. Doch in diesem Fall ist es absolut wahr! Wenn man sich „Drei“ zum ersten Mal anhört, dann hat man das Gefühl, man könne schon recht bald mitsingen.
Songs, die in den Ohren hängen bleiben
Nicht so wie bei Britney-Spears-Songs, sondern eher so, dass man den Groove verstanden hat. Und dann kommt der zweite Hör-Gang, bei dem man erstaunt sein wird, wie viel wirklich von den einzelnen Liedern übrig geblieben ist. Eine ganze Menge nämlich, auch von Songs, die einem vielleicht gar nicht so aufgefallen sind! Gutes Beispiel: „I’m Lost“. Ein verhältnismäßig ruhiger Track. Beim ersten Mal lässt er sich gut als „die Ballade“ des Albums abstempeln.
Beim zweiten Mal merkt man, wie die psychedelischen Elemente dem Song eine ganz eigene Struktur geben. Sehr nostalgisch und sehr modern gleichzeitig. Der Text lebt nicht gerade von Fröhlichkeit, aber das passt auch zu der Atmosphäre. Und zum Kontext der EP, die mit sozialkritischen Momenten daherkommt.
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Der letzte Song „That’s How You Ruin Our World“ ist ein genialer Mix aus Song und Zitaten, und zwar von Donald Trump. Die Band singt immer wieder denselben Text, als wäre er nur der Refrain zu Trumps unglaublichen Sagern. „I don’t do it for the money. I’ve got enough, much more than I’ll ever need. I do it to do it. Deals are my art form”, ist nur eines von vielen Zitaten. Aber Sado Maso Guitar Club lassen uns nicht hoffnungslos zurück. Sie schließen den Song mit einer Wortmeldung des Wirtschaftswissenschaftlers Milton Friedman ab, der einen Weg hinaus aus der kapitalistischen Gesellschaft weist.
Sado Maso Guitar Club schicken uns mit einer Prophezeiung los. Aber auch mit einer sehr guten EP, die in sich geschlossen funktioniert. Kein Song bleibt außen vor, kein Song tanzt so weit aus der Reihe, dass man die anderen als Beiwerk betrachten könnte. Die sechs Lieder auf „Drei“ sind einfach gut.
Anne-Marie Darok
Sado Maso Guitar Club live
25.01.18 Rockhouse, Salzburg
26.01.18 Stadtwerkstatt, Linz