Ruth Cerha: Die Nacht weiß nicht vom Tage

Ein musikalisches Stationentheater für Klavier, Klarinette, zwei Frauenstimmen und zwei Tänzer:innen von RUTH CERHA – eine Produktion von VIVA LA CLASSICA! in Kooperation mit WIEN MODERN – zu sehen ab 12. November 2025 in den SOHO STUDIOS

„Während die Sonne die eine Seite der Erde beleuchtet, liegt die andere in Dunkelheit. Mit dieser assoziieren wir seit jeher das nicht Fassbare, das sich unserer Kenntnis, unserem Willen entzieht. Die meisten Menschen sterben nachts. Im Licht des Tages müssen wir dies akzeptieren und leben weiter …“

In fünf Stationen erkundet Ruth Cerha das menschliche Verhältnis zur Endlichkeit.

Zwei Tänzer:innen, zwei Sängerinnen auf einem Schiff, begleitet von einem Klavier und einer Klarinette reisen mit einem Matrjoschka-Koffer rückwärts durchs Leben, das Publikum reist mit. Immer im Gepäck: die großen Polaritäten – schlafen und wachen, erinnern und vergessen, fürchten und wagen, leben und sterben …

Der Tod als Rückseite des Lebens ist allem Wissen um die Fakten zum Trotz ein blinder Fleck im menschlichen Bewusstsein, den wir mit großem Aufwand und zu einem hohen Preis kollektiv leugnen. Das Nichts, das wir uns im Gegensatz zum Etwas nicht vorstellen können, ängstigt uns, die Polarität bleibt uns letztlich unbegreiflich, auch wenn wir sie täglich erleben, am unmittelbarsten im ewig sich wiederholenden Rhythmus von Tag und Nacht. Während die Sonne die eine Seite der Erde beleuchtet, liegt die andere in Dunkelheit. Mit dieser assoziieren wir seit jeher das nicht Fassbare, das sich unserer Kenntnis, unserem Willen entzieht. Die meisten Menschen sterben nachts. Im Licht des Tages müssen wir dies akzeptieren und leben weiter.

Wir können nur da sein, oder dort. Dazwischen ein Raum, der uns nicht gehört. Aus ihm dringt ein unaufhörliches Rufen, ein Sirenengesang. Wir können auf ihn hören oder ihn ignorieren, er begleitet uns ständig. Anfang des Jahres 2023 drang er durch den Tod meines Vaters überaus deutlich an mein Ohr. Ich beschloss, zu notieren, was ich da hörte.

Die nach und nach entstandene Form entzieht sich bestehender Genrebezeichnungen: In fünf Stationen durchwandert das Publikum gemeinsam mit dem Ensemble verschiedene Lebens-Räume, in denen die Erfahrungen, die wir in der Begegnung mit unserer Vergänglichkeit im Laufe des Lebens machen, beleuchtet werden.

Musikalisch besteht das Werk aus acht Liedern, die einen introspektiven Blick auf unterschiedliche Aspekte dieser Erfahrungen werfen, vier Zwischenmusiken, die die Wanderungen von Raum zu Raum begleiten, und einer Ouvertüre, die ins Geschehen führt. Die beiden Tänzer:innen setzen die mit dem Thema verbundenen Gefühlswelten szenisch um. Sie sind die eigentlichen Darsteller, während die Rolle der beiden Sängerinnen etwa mit der des dramatischen Chors in der griechischen Tragödie vergleichbar ist.

DIE NACHT WEISS NICHT VOM TAGE möchte der universellen gesellschaftlichen Verdrängung im Umgang mit dem Tod, mit Alter und Krankheit einen unverstellten, philosophischen wie poetischen Blick auf die Sterblichkeit und auf das Zyklische als Grundbedingung alles Lebendigen entgegenstellen.

TERMINE 

Premiere am 12. November 2025 (Einlass + Barbetrieb 19.00 Uhr, Vorstellungsbeginn 19.30 Uhr – Ende ca. 20.45 Uhr)) 
Weitere Termine am 18., 21., 24. und am 26. November 2025 (19.00 Uhr bzw. 19.30Uhr) 

ORT SOHO STUDIOS, Liebknechtgasse 32, 1160 Wien 

Ruth Cerha | Komposition, Texte, Idee, Regie 
Florian Sedivy | Regie 
Julitta Dominika Walder | Sopran, Produktionsleitung 
Katrin Targo | Sopran 
Fabian Huster | Tanz, Choreographie 
Jana Würleitner | Tanz, Choreographie 
Christian Reiner | Off-Sprecher 
Hemma Tuppy | Klavier 
Jake Mann | Klarinette 
Manuela Tober | Visuelle Gestaltung, Bühne, Kostüme 
Veronika Mayerböck | Licht 
Gerald Buchas | Produktionsleitung 

Stationentheater mit wandelndem Publikum, keine Sitzplätze, beschränkte Anzahl an Klapphockern. 

Links:
Viva la Classica! – Die Nacht weiß nicht vom Tage
Wien Modern – Die Nacht weiß nicht vom Tage
Ruth Cerha