Porträt: Das trojanische Pferd

Das Trojanische Pferd – die aus der griechischen Mythologie stammende und wohl noch heute bekannteste Kriegslist der Geschichte, hat in der Alpenrepublik Spuren hinterlassen. Musikalische wohlgemerkt. Weniger zur List, mehr zur epischer Lyrik hin, zieht es hierbei die beiden Kämpfer Hubert Weinheimer und Hans Wagner. Ersterer zieht als Waffe den Gesang und besinnt seine Stärken in textlicher Ausdrucksweise, Letzterer setzt sich mit einer großen Auswahl an Instrumenten zur Wehr. Anstelle von Pfeil und Bogen, treten hierbei Violoncello, Kontrabass, Gitarre, Klavier und so manch anderer lautmalerisches Gegenstand. Gekämpft wird im Rahmen von hoher Tonkunst, bei dem kein Manöver dem anderen gleicht.

Annähernd klingt es so, als hätte Das trojanische Pferd die Lehrjahre an der „Hamburger Schule“ verbracht, wo etwa Rocko Schamoni sowie Bands wie Tomte oder Blumfeld als Lehrmeister dienen. Mit minder nordischem Dialekt fällt die akustische Wortbildung bei Weinheimer nicht ganz so schroff aus, wie bei diversen deutschen Kollegen, was die textliche Struktur angeht, kann sich die heimische Formation jedoch ganz gut mithalten. Feinfühlige Poesie trifft auf politische Parolen, Geschichten die das Leben schreibt, werden mit metaphorischen Fragmenten ausgebaut. Auf Fülltexte wird gut und gerne verzichtet, vielmehr versucht man eigenen Gesetzmäßigkeiten zu folgen und eine unvergleichbare Ausdrucksweise an den Tag zu legen. Überhaupt schlägt das Duo in Sachen musikalischer Tätigkeit einen recht individuellen und unkomplizierten Weg ein: Man scheut sich nicht, diverse Musikstile miteinander zu kombinieren, so zieht sich zwar ein Sing/Songwriter- Faden durch das gesamte Projekt, jedoch nicht ohne auf Punk- , Rock- und Folkeinschläge zu verzichten. Von melancholischen Stücken, bis hin zu ordentlichen Krachern reicht das Sortiment von Weinheimer und Wagner, die stets einen gewissen inhaltlichen Anspruch an die Texte legen. Musiker wie Ernst Molden, Clara Luzia, Mika Vember oder Laokoongruppe sind willkommene Gäste, die vor allem bei Live-Darbietungen des trojanischen Pferdes einen willkommenen Beitrag leisten.

Gegründet hat sich die Formation übrigens im Jahre 2007, als Hubert Weinheimer bei einem Konzert der Gruppe Neuschnee den Frontmann Hans Wagner kennen lernte. In Anbetracht großer beiderseitiger Sympathie, wird seitdem auf gemeinsamer musikalischen Wellenlänge geschwommen. Weinheimer hatte in seiner Zeit als Solo-Musiker, schon einiges an Material zusammengetragen, das schon vorhandenen Liedgut wurde in Gemeinschaftsarbeit permanent erweitert, sodass man sich 2 Jahre später in der Lage sah, das erste Album zu veröffentlichen. Das Debüt „Das trojanische Pferd“ enthüllt 13 Lieder, die sich auf philosophische Art und Weise mit elementaren Themen wie etwa Liebe und Gesellschaft auseinandersetzen. Süffisante Egomanie (so heißt es etwa im Song „Lebensstil“: Ich bin ein selbstgerechtes Schwein und ich bin es gern.“) findet in den Songs ebenso Platz, wie legendäre Persönlichkeiten („Romy Schneider“, „Ludwig II“). Ganz im Sinne von Do it yourself, wurde das Erstlingswerk Marke „Homerecording“ im Wohnzimmer gefertigt. Für das Mastering zeigte sich Hans Wagner persönlich verantwortlich, der sich neben seinem Dasein als Cello-Virtuose und Multiinstrumentalist als äußerst engagierte Künstlerpersönlichkeit zu erkennen gibt. Neuester Streich ist das Projekt Hans im Glück, wo er fernab von Streichern uns smoothen Sounds, auf harte Elektroklänge setzt und mit seiner gleichnamigen Debütsingle schon eine große FM4-Hörercommunity erfreut hat.

Wieder zurück zum trojanischen Pferd, sei noch eine Sache erwähnt. Nicht mehr allzu lange wird es dauern, bis das zweite Album in den Startlöchern steht. Seit geraumer Zeit wird am Nachfolgewerk getüftelt und aufgenommen. Als Studios dienen die Cselley-Mühle (Thomas Pronai), Alberner Hafen (Patrick Sischka), sowie die Non Food Factory (Walther Soyka). Dass diesmal nicht wieder das Wohnzimmer als Aufnahmelokalität herhalten muss, ist den Fördermitteln der SKE und dem Österreichischen Musikfonds zu verdanken. Das Duo hat sich außerdem wieder hervorragende Musiker ins trojanische Pferd geholt. So werden unter anderem Anna Kohlweis (Paper Bird) und Meaghan Burke als Stimmakrobatinnen zu hören sein. Clemens Wannemacher am Schlagzeug, kann sich mittlerweile als Fixbestandteil im trojanischen Gästebuch eintragen. Das Album wird auf Problembär Records erscheinen, wo auch Herr Wagner mit seinem Zweitprojekt Neuschnee, sowie nicht minder bekannte Musiker wie Der Nino aus Wien oder Parkwächter Harlekin beheimatet sind.

Vorgeschmack auf die kommende Platte, bietet der unten stehende Teaser mit feinem Rohmaterial jener Lieder, die sehr bald aus der Problembärenhöhle ausbrechen und auf direktem Wege in unsere Gehörgänge eindringen werden. (bw)

 

Foto © Kurt Pinter

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Das Trojanische Pferd