
Eines vorweg: Ob die Popkritik ihre Existenzberechtigung verloren hat, weiß man nicht so ganz genau. Dafür weiß man über manche Befindlichkeit der hiesigen Popjournalisten Bescheid. Aber auch über deren Verhältnis zueinander und ihre gegenseitige Medienbeobachtung. Das liegt in der Natur von Panels, die mit Menschen besetzt sind, die sich aufgrund der Dimension der österreichischen Medienlandschaft zwangsläufig kennen und sich deshalb aneinander reiben – wenn auch meist liebevoll. Da werden Zeilen gezählt und der Zeitpunkt sowie die Formulierung so mancher Plattenkritik vorgehalten. Das ist unterhaltsam und sehr kurzweilig, kann aber genauso etwas kleinlich wirken und muss sich nicht zwangsläufig auf die Erhöhung des Erkenntnisgewinns niederschlagen. Und überhaupt sei es über das Ziel hinaus geschossen, die Thematik mit einem fordernden Rufzeichen zu versehen! Doch Terrainverteidigung ist angesichts der Thematik durchaus legitim. Doch besser von vorn.

Diese Entwicklung bleibt nicht ohne Folgen: Für Musikmedien wird es in dieser Situation der Fragmentierung und Spezialisierung zunehmend schwieriger einen Konsens zu finden. Schließlich ist Konsens keine unwesentliche Voraussetzung um ein meinungsmachendes Medien zu bilden. Zusätzlich erschwert wird dies durch die längst schwindende Distinktionskraft, die im Pop einst so stark ausgeprägt war. Doch prinzipiell geht es hier um eine einfache Frage, die sich ebenso aus einem Spezialisierungsprozess ergibt: Von welcher Art von Popkritik sprechen wir, die am besten Weg ist in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden, weil Rezipienten über andere Kanäle mit Musik konfrontiert werden? Welches Publikum hat überhaupt das Bedürfnis ausführlich über Musik berichtet zu bekommen und dabei Wert darauf legt mit subjektiven Meinungen konfrontiert zu sein? Fragen über Fragen, die wohl nur in der wagen Erkenntnis enden können, dass Popkritik nicht verschwinden, sondern sich verändern wird.
Johannes Luxner