
Gäbe es eine Skala, mit der man den Coolheitsfaktor von Musik bemessen könnte, jene von No Home For Johnny würde wohl die oberen Bereiche erklimmen. Im dem von der fünfköpfigen Combo Dargebotenen vereint sich nämlich alles, was wirklich klasse und lässige Musik ausmacht. Spannende Songideen, vielschichtige, abwechslungsreiche und von schönen Melodien getragene Arrangements, Spontaneität, die perfekte Balance zwischen Komplexität und Gefälligkeit, das richtige Maß an Experimentierfreude, Energie und viel, viel Groove. In stilistischen Fragen sich klarerweise keinen Einschränkungen unterwerfend, bewegen sich Frontfrau Renee „Rai“ Benson und ihre Mitmusiker Julian Preuschl (Trompete), Raphael Preuschl (Bass) und Michael Prowaznik (Schlagzeug) in den unterschiedlichsten musikalischen Spielformen. Der Jazz der experimentellen Note findet ebenso Eingang in den Gesamtsound, wie es auch Elemente aus dem Funk, Soul, Hip Hop und Pop tun. Was die nun vierköpfige Band wirklich exzellent beherrscht, ist, aus all diesen Versatzstücken etwas Rundes zu formen, quasi in bester Crossover Manier, aus den verschiedenen musikalischen Sprachen ihre ganz eigene, erfrischend undogmatisch erklingende zu basteln.
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Das Spannende an den Stücken von No Home For Johnny ist vor allem, dass sich in ihnen praktisch immer etwas tut. Auf recht eingängig strukturierte Passagen folgen oftmals virtuos dargebrachte instrumentale und manchmal auch schön-schräge Spielereien, und umgekehrt. Aus diesem lässt sich auch nie wirklich vorhersagen, in welche Richtung es im nächsten Moment gehen könnte. So variantenreich Julian Preuschl, Raphael Preuschl und Michael Prowaznik agieren, so vielschichtig und ausdrucksstark füllt Renee „Rai“ Benson ihre Rolle hinter dem Mikrophon aus. Ein Blatt vor den Mund nimmt sich die amerikanische Spoken Word Künstlerin keines. Inhaltlich werden von der selbstbewussten und charismatischen New Yorkerin soziale und politische Diskurse unserer heutigen Zeit aufgegriffen und in poetischer Form in scharfzüngige Statements übersetzt. Man darf wirklich hoffen, von dieser Band auch in Zukunft noch so einiges zu hören zu bekommen. (mt)
Foto No Home For Johnny: Simon