Neue Engal braucht das Wien

Dass man unter der originalen Wiener Musik nicht zwangsläufig immer das Wienerlied, oder zumindest das unter diesem Begriff Zusammengefasste verstehen muss, genau das wollen die sich am 19. und 20. Mai auf der Bühne des Wiener Stadtsaals einfindenden und in ihren Besetzungen erstmals live zusammenspielenden Formationen ein für alle Mal unter Beweis stellen. Vorstellen werden sich an den beiden Abenden Skero & The Müssig Gang, das neue Projekt des Rappers Skero (Texta) und der Band Wienerglühn, das aus dem Nino aus Wien, PauT und Raphael Sas bestehende Trio, sowie die brandneue Combo des Akkordeonisten Stefan Sterzinger, der auch die nicht mehr allzu unbekannten Kristian Musser und Jörg Mikula angehören.

Blickt man auf die Namen der an diesen bunt zusammengewürfelten Bands beteiligten Musiker, so kann man ohne weiteres von einem Zusammentreffen von Vertretern der allerhöchsten Spielklasse der heimischen Szene sprechen. Nicht, dass es ähnlich gelagerte Veranstaltungen nicht auch schon vorher gegeben hätte, das Besondere an dieser ist aber der Umstand, dass sich die Protagonisten großteils in einem für sie ganz neuen Metier versuchen.

Skero, der Rapper der Linzer Truppe Texta, zum Beispiel, der mit dem Song Kabinenparty den Sommerhit des Jahres 2010 gelandet hat und bislang mit nicht einmal im Ansatz an das Wienerlied angestreift ist, erprobt sich nun mit dem Trio Wienerglühn (Rudolf Gratzl, Heidelinde Gratzl und Jovan Torbica) erstmals an der Wiener Musik. Wie diese in der Interpretation dieses Vierergespanns letztlich erklingen mag, wird sich zeigen, mit dem Traditionellen und Ursprünglichen  jedoch wird sie vermutlich nicht mehr allzu viel zu tun haben.

Ebenso ungewöhnlich zeigt sich auch das Aufeinandertreffen der drei Liedermacher Der Nino aus Wien, PauT und Raphael Sas, die als eigenwillige Bandleader eigener Formationen seit Jahren die Wiener Indieszene erfolgreich bewandernd, sich gemeinsam nun auf ihre ganz spezielle Art dem Buschenschank Sound hinzugeben gedenken. Man muss kein großer Prophet sein, um zu erahnen, dass es auch diesem Dreiergespann nicht unbedingt darum geht, die reine Traditionspflege zu betreiben.

Aus dem Rahmen fällt ebenso das dritte Projekt, das an den beiden Abenden vorgestellt wird. Stefan Sterzinger, einer der Urgesteine der Wiener Szene, der sich mitverantwortlich dafür zeigt, dass sich das Wienerlied in der Vergangenheit mehr und mehr auch hin zu anderen Stilen und Einflüssen geöffnet hat, hat sich für seine neue Formation mit Kristian Musser (Tanz Baby!, Welle Wien) und Jörg Mikula zwei Musiker an seine Seite geholt, die wie er selbst, immer danach trachten, dann doch das etwas andere zu machen. In diesem Sinne ist auch von diesem Trio zu erwarten, dass es die Wiener Musik einer Frischzellenkur unterzieht, sodass sie am Ende in einem neuen und modernen Licht erstrahlt. (mt)