Es ist eine faszinierende musikalische Reise in eine ferne Welt, die die beiden aus dem Iran stammenden Künstlerinnen Sarvin Hazin und Kimia Hesabi auf ihrem Debütalbum „Neera“ (Innova Recordings) unternehmen – eine Rückkehr zu ihren persischen Wurzeln, die sie auf lyrische und tief berührende Weise in Musik übersetzen. „Neera“ ist mehr als ein Album – es ist ein multimediales Projekt, das Kulturen und musikalische Welten miteinander verweben. Der Name, der aus alten persischen Sprachen stammt und „Licht bringen“ bedeutet, spiegelt die Absicht der Künstlerinnen wider, die diese Bedeutung in ihrem Werk lebendig machen. Ihre Musik ist eine Hommage an iranische Frauen, die in einer Gesellschaft, die sie ständig definieren wollte, ihre Authentizität und ihren Mut bewahrten.
Mit einer klanglichen Sprache, die keine Kategorien kennt, erschaffen die in Österreich lebende Hazin und die in den USA lebende Hesabi ein atmosphärisches Klangbild von großer Dichte. Emotionaler Tiefgang, ein Schauspiel innerster Gefühle und hypnotisierende Passagen prägen diese musikalische Entfaltung, die eine geheimnisvolle Schwingung trägt. Ihre Musik entfaltet sich in langsam wachsendem Spannungsbogen und experimentellen Strukturen, die an die Faszination von Filmmusik erinnern. Das Duo entführt seine Hörer:innen an Orte, die von Weite durchzogen sind, in denen die Zeit langsamer verfließt und eine mystische Aura die Klänge umgibt.
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Auf „Neera“ entsteht ein vielstimmiges Mosaik, das nicht an linearen Erzählmustern haftet. Jede Klangschicht trägt Fragmente von Erinnerung, Widerstand und Wandel. Die Verschmelzung klassischer westlicher Instrumente wie Violine und Bratsche mit iranischen Instrumenten wie Kamancheh und Tombak, kombiniert mit Elektronik und Spoken Word, sprengt stilistische Grenzen und kreiert eine genreübergreifende, einzigartige Klangwelt.
Im Zentrum steht die Suche nach Ausdruck jenseits von Kategorien. Die Musik lädt ein, Räume zu öffnen und Perspektiven zu erweitern – ein Spiegelbild der biografischen Wurzeln der Künstlerinnen, die verschiedene kulturelle Einflüsse miteinander verbinden. Ihre Werke sprechen von der Widerstandskraft und inneren Freiheit von Frauen, deren Taten und Werte eine tiefgehende Bedeutung für Hazin, Hesabi und viele andere erlangt haben.
„Neera“ ist eine Einladung, die Grenzen traditioneller Musik zu überschreiten und neue Räume für Ausdruck und Identität zu schaffen. Mit einer einzigartigen Verschmelzung von Kulturen und Klängen hinterfragt es Konventionen und feiert die Kraft der Authentizität. Ein Werk, das sowohl musikalisch als auch emotional tief berührt und zum Nachdenken anregt.
Michael Ternai
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