MUVI 2025 – Nominiert für den Österreichischen Musikvideopreis 2025: „Tencere“ von Seba Kayan

Zum dreizehnten Mal wird im Rahmen des VIENNA SHORTS Festivals der ÖSTERREICHISCHE MUSIKVIDEOPREIS (MUVI) vergeben. Gleich doppelt nominiert ist dieses Jahr NICOLA VON LEFFERN. Unter anderem mit dem Musikvideo zu „Tencere“ von SEBA KAYAN.

Die gebürtige Hamburgerin Nicola von Leffern lebt und arbeitet in Wien. Als Regisseurin und Produzentin war sie bereits an diversen Filmprojekten beteiligt – darunter State-of-the-Art-Kurzfilme, Werbespots, Dokumentarfilme sowie Musikvideos. Ihre Arbeiten brachten ihr bereits internationale Anerkennung ein; mehrere ihrer filmischen Projekte feierten Premiere bei renommierten Filmfestivals weltweit. Bei der Nominiertenliste für den heurigen Österreichischen Musikvideopreis ist die Regisseurin gleich zwei Mal vertreten. Einmal ist sie für das Musikvideo zu „Mesmerized“ von MONOLINK nominiert und einmal für das Musikvideo zu „Tencere“ von Seb Kayan. Ein zentraler Fokus ihrer Arbeit liegt auf Female Empowerment. Im Mittelpunkt steht dabei eine träumerische Authentizität, mit der sie ihre Charaktere auf intime Weise beleuchtet.

Seba Kayan ist Künstlerin und DJ und verbindet in ihrer Performance orientalische Klänge mit Technobeats. Dabei verfolgt sie das Ziel, das stereotypische, westlich geprägte Bild des „Orient“ aufzubrechen und reale Eindrücke zu vermitteln. Sie verbindet dabei unterschiedliche musikalische Genres und greift auf Musikstücke zurück, die teilweise nur noch in Archiven erhalten sind. Kayan arbeitet mit unterschiedlichen Musiker:innen und Performance-Artists zusammen, um projizierte Identitäten im musikalischen Prozess zu dekonstruieren. Techno und die sogenannte orientalische Musik verwebt die Künstlerin zusammen zu einem Klangkunstwerk. Dadurch verstärken sich die beiden Musikrichtungen gegenseitig und brechen die binäre Ordnung auf. Das ist auch in der Nummer „Tencere“ zu hören.

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Das Musikvideo „Tencere“ beginnt mit zwei Frauen, die mit Handtüchern bedeckt sich gegenseitig in einem smaragdgrünen Bad waschen. Darüber ist der Name der Künstlerin in weißer Schrift zu sehen. Das Bad ist ein Hamam (حَمَّام), eine öffentliche Badeanstalt, die vor allem im arabischen und iranischen Kulturraum, sowie in der Türkei und in den ehemaligen Gebieten des Osmanischen Reiches zu finden ist. Für Frauen ist es ein ehrwürdiger, heilender Raum für das Zusammentreffen und für die Selbstfürsorge. In der nächsten Einstellung ist das auch zu sehen. Fünf Frauen sitzen im Hamam und kämmen sich gegenseitig in einer Reihe die Haare. Auch die Produzentin und Künstlerin Seba Kayan ist selbst im Video vertreten und Teil dieser Gruppe. Die Szene wechselt zu einem dunklen, leicht bläulichen DJ-Set. Nur Gestalten sind erkennbar durch das wenige Licht und das Leuchten des DJ-Pults. Erkennbar ist jedoch, dass alle gemeinsam tanzen und Freude an der Musik haben. Generell ist das Musikvideo von drei dominanten Farben geprägt: Dem grünen Setting des Hamam, der rote Szene, in der ein Waxing-Studio gezeigt wird und dem blaue Setting des DJ-Sets. Im Verlauf des Videos wechseln die Farben durch die Szenen, bleiben aber immer in einer gewissen Art und Weise präsent.

Videostill aus "Tencere". Zwei Frauen sind in einem Waxing-Studio zu sehen.
Videostill aus “Tencere” © Nicola von Leffern, Seba Kayan

Die nächste Szene ist im Waxing-Studio. Eine Frau sitzt auf einem Stuhl und hat ihre Beine hochgelegt, während eine andere ihr die Wachsstreifen auf das Schienbein klebt. Die Szenen wechseln dynamisch. Im Hamam spielen die Frauen mit dem Wasser und waschen die Arme. Die nächste Einstellung, die wieder von blauer Farbe geprägt ist, zeigt Kayan, die sich in einem Spiegel die Haare richtet, gleichzeitig aber auch vor einer Spiegelwand steht und so die Illusion erweckt, dass sie mehrfach in dem Raum ist. Die Gruppe der Frauen ist in der Umkleide zu sehen, wie sie gemeinsam lachen und auf einer großen Steinplatte rasten. Eine der Frauen ist auch immer wieder beim Tanzen im Hamam zu sehen. Die Szenen wechseln in schnellem Tempo passend zum Track. Generell ist eine sehr ausgelassene, positive Stimmung im Video festgehalten. Das Video endet damit, dass Seba Kayan ihrem Spiegelbild zulächelt und aus dem Bild tritt bevor die Endcredits eingeblendet werden.

Ziel des Videos und der Musikerin ist es, das orientalisierte Bild zu dekonstruieren und selbst neu zu definieren. Vorurteile sollen dabei aufgebrochen werden und eigene, traditionelle Räume wieder eingenommen werden. Dabei stehen Frauen, Geschlechterrollen und Schönheitsstandards ebenfalls im Fokus und die Rolle des Hamam als jahrhundertealter sicherer Ort für Frauen wird mit einbezogen.

Das Musikvideo „Tencere“ ist unter der Regie von Nicola von Leffern ein wunderschönes Abbild der Musik von Seba Kayan. Es zeigt den Zusammenhalt von Frauen in verschiedenen Räumen und fokussiert sich dabei auf ihre Freude. Gleichzeitig erlaubt es einen Einblick in eine alte Tradition, die bis heute weiterlebt. Bildstarke Szenen prägen das ganze Video und vermitteln eindrucksvoll jene Botschaft, die die Künstlerin Seba Kayan auch in ihrer Musik transportieren will.

Ylva Hintersteiner

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Links
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