Zum dreizehnten Mal wird im Rahmen des VIENNA SHORTS Festivals der ÖSTERREICHISCHE MUSIKVIDEOPREIS (MUVI) vergeben. Nominiert ist dieses Jahr SILVIA PONCE MARTI mit dem Musikvideo zu „Ella“ von B.VISIBLE feat. Silvia Ponce Marti.
Silvia Ponce Marti ist ein kreatives Multitalent. Sie ist als Regisseurin, Künstlerin und Musikerin tätig und lässt in ihren Projekten regelmäßig die Grenzen zwischen verschiedenen kreativen Disziplinen verschwimmen. Dabei hat sie unterschiedliche Arbeiten, etwa in Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Rundfunk (ORF) oder dem Spanischen Rundfunk (RTVE), umgesetzt. Aber auch andere Kooperationen mit diversen Agenturen und Produktionshäusern finden sich im vielfältigen Portfolio der Künstlerin. Ein zentraler Punkt ihrer Arbeit ist die Kritik an sozialen Missständen, die sie kreativ, aber auch mit Nachdruck einarbeitet. Das gilt auch für das Musikvideo zu „Ella“: Die Idee dazu stammt von Marti – genauso wie die Regie, das 2D-Compositing und das Editing. Zusätzlich war sie auch an der Entstehung des Liedes beteiligt und ist als Feature aufgeführt. Es ist nicht die erste Kollaboration von Silvia Ponce Marti und B.Visible: Bereits bei „Eyes Lips“ haben die beiden 2022 zusammengearbeitet.
B.Visible aka Peter Kalcic ist ein Wiener Produzent und DJ, der bereits mit einer Vielzahl von heimischen Künstler:innen zusammengearbeitet hat. Aber auch mit seinem eigenen Musikprojekt ist er sehr erfolgreich und kann schon auf einige Veröffentlichungen zurückblicken. Seine Musik zeichnet sich dadurch aus, dass sie eine Bandbreite an Sounds und Genredefinitionen in sich vereint. B.Visible mischt analoge und digitale Klangerzeuger und lässt dadurch ein fast zeitloses Gefühl in seiner Musik entstehen. Dadurch ergibt sich ein einzigartiger Sound, der auch auf seinem letzten Album „Life is my Hobby“ zu hören ist. Darauf ist unter anderem auch der Song „Ella“ vertreten, der für den Österreichischen Musikvideopreis nominiert ist. Musikalisch präsentiert sich das Lied als heller, eingängiger Song, der durch seinen dynamischen Beat stets nach vorne zieht. Besonders markant sind die scharfen Synthesizer-Einwürfe, die schön mit dem tiefen Bass kontrastieren. Zusammengehalten wird das Lied von den Gesang. Ohne zu sehr in den Fokus zu rücken, bleibt die Stimme doch eine ständige Konstante, die durch das Lied begleitet. Auch der Einsatz der spanischen Sprache fügt sich harmonisch in das restliche Klangbild des Liedes.

Das Musikvideo „Ella“ vereint Live-Action, 2D- und 3D-Animation auf eindrucksvolle Weise. Dabei wird mit Dimensionen und Perspektiven gespielt. Kleine Dinge, wie Äpfel wirken ganz groß und große Dinge, wie Elefanten und Dampfschiffe, werden ganz klein. Das Video beginnt damit, dass über den nackten Oberkörper einer Person ein kleines, animiertes Auto fährt. In der nächsten Einstellung fährt die gezeigte Person sich selbst über das Schlüsselbein und den Oberarm. Eine Berührung, die den Eindruck vermittelt, dass sie der eigenen Beruhigung dient. Die Frau ist bis auf hellbeige Unterwäsche nackt. Über ihren Körper rollt eine Pfirsich sowie eine Karawane aus Autos. Ein Flugzeug startet über sie hinweg, hinein in eine animierte Blume. Die Szene wechselt und es ist die Tower Bridge in London zu sehen, aus der zwei blaue, animierte Beine seitlich herauswachsen. Diese Beine werden mehr und kommen in der folgenden Sequenz aus mehreren Gebäuden heraus. Die Beine der zuerst gezeigten Frau bewegen sich in riesiger Dimension durch die Welt. Höher als gezeigte Bergketten und länger als ein anlegendes Dampfschiff. Selbst die Planeten unseres Sonnensystems prallen auf dem Po der Dame ab.
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In kleinen Detailaufnahmen wird laufend der Körper der Frau gezeigt, während immer wieder die blauen Beine in unterschiedlichen Städten auftauchen. Selbst Elefanten und Kamele bewegen sich über den Körper der Dame, die gleichzeitig überdimensional groß wirkt und sich doch nicht wehren kann, dass sie als Weg genutzt wird. Schlussendlich ist die Frau in einer Totalen zu sehen, wie sie auf dem Boden liegt. Das Video lässt auf den ersten Blick viel Interpretationsspielraum zu. Geht es um Selbstinszenierung oder das Gefühl, zu groß für die Welt zu sein oder doch eher um die externe Wahrnehmung? Letzteres trifft zu – kurz vor Ende erklärt ein gelber Text, die intendierte Aussage des Videos: In der heutigen Zeit stehen Frauen und besonders ihre Körper ständig unter Beobachtung. Sie sind einer ständigen Hyper-Sexualisierung ausgesetzt. Das Video endet damit, dass die Frau seitlich liegt und noch einmal in einer Totalen zu sehen ist. Dabei fällt auf, dass in dieser Schlussszene eigentlich das erste und einzige Mal wirklich das Gesicht der Frau zu erkennen ist und nicht nur ihr Körper.
Mit dem Musikvideo zu „Ella“ schafft Silvia Ponce Marti eine ausdrucksstarke Botschaft, die über das Video hinausgeht. Gekonnt vereint sie die Kunst verschiedener, filmischer Disziplinen. Auf den ersten Blick wirken manche Szenen fast absurd komisch, doch durch die transportierte Nachricht, machen diese doch Sinn. Es ist gelungen dem Lied eine visuelle Komponente zu verleihen, die sowohl die musikalische Ebene, als auch die Aussage dahinter bereichert.
Ylva Hintersteiner
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Links
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B.Visible Bandcamp
B.Visible Instagram