Der Gitarrist Martin Philadelphy ist im Moment wohl einer der umtriebigsten Musiker, die in Österreich am Werken sind. Wenige Wochen nach dem Erscheinen der gemeinsam mit Wolfgang Mitterer und Josef Klammer eingespielten CD „Playing # Badminton“, legt der gebürtige Tiroler, diesmal mit der Formation Missing Dog Head, mit „Inugami“(Delphy Rekords) eine weitere erstklassige Veröffentlichung vor. Entstanden ist die CD in Zusammenarbeit mit Chris Janka (Gitarre), Gustavo Costa (Schlagzeug). Ebenfalls bei manchen Tracks mit dabei ist der Vokalakrobat Helge Hinteregger. Was geboten wird, ist höchst erfrischend klingende und experimentelle Version von Jazz Rock, angesiedelt zwischen Komposition und Improvisation.
„Inugami“ ist ein Stück Musik geworden, das einmal mehr Martin Philadelphys fast unglaubliche Wandlungsfähigkeit als Künstler eindrucksvoll unter Beweis stellt. Es gibt hierzulande wohl nur wenige Musiker, die in der Lage sind, sich von Mal zu Mal immer wieder neu zu erfinden, die mit solch einer Leichtfüßigkeit zwischen den unterschiedlichen Genres und Spielformen hin und her tänzeln, wie es der gebürtige Tiroler tut. Egal, ob nun im Jazz, im experimentellen Rock und Pop oder in der Improvisation, Stilsicherheit und ein höchstes Maß an Musikverständnis sind die großen Stärken des Gitarristen. Und diese weiß Martin Philadelphy auch bei seinem Bandprojekt Missing Dog Head vortrefflich abzurufen.
Missing Dog Head – Daito by mica
Wiewohl man dazu sagen muss, dass es sich bei Missing Dog Head um kein Soloprojekt handelt, ganz im Gegenteil, mit dem gebürtigen Tiroler, Chris Janka und Gustavo Costa begegnen sich drei gleichberechtige Musiker auf Augenhöhe, die gleichermaßen Anteil am Entstehen des ungemein vielschichtigen Gesamtsounds haben. Wie Philadelphy fühlen sich auch seine Mitstreiter in verschiedenen musikalischen Kontexten beheimatet.
„Inugami“ ist ein Album, auf dem es eher zurückhaltend zur Sache geht. Richtig laut oder energetisch wird es nur in seltenen Momenten. Stilistisch wie musikalisch wird auf der CD auf jeden Fall ein weites Feld betreten. Jazz trifft Rock und Blues, Komposition auf Improvisation, Melodien auf aberwitzige Klangexperimente. Das Wunderbare an den insgesamt vierzehn Stücken ist, dass sie niemals bereits nach den ersten Tönen ihre Geheimnisse preisgeben. Martin Philadelphy, Chris Janka und Gustavo Costa lassen jeden einzelnen Track wachsen. Ihr vielschichtiges und variables Spiel sorgt dafür, dass sich die Musik stetig bis zum finalen Höhepunkt verdichtet. Zusätzlich Atmosphäre erzeugt Helge Hinteregger, der einige der Tracks mit seiner ungewöhnlichen Vokalkunst veredelt und damit für weitere spannende Momente sorgt.
Missing Dog Head versuchen den Jazz, wie man ihn kennt, auf eine neue Ebene zu heben, auf eine die, mit traditionellen Ansätzen nicht mehr viel gemein hat. Hier regiert vielmehr das Verständnis, dass stilistische Kategorisierungen längst nicht mehr greifen, das etwas Neues alleine dadurch entsteht, wenn man festgesetzte Grenzen überschreitet. Und genau das zelebrieren Martin Philadelphy, Chris Janka und Gustavo Costa auf „Inugami“. (mt)