Welch unterschiedliche Facetten alternative Rockmusik heutzutage haben kann, führen dem Publikum am 17. Februar die Bands Milk+, Rosensprung und Erste Stufe Haifisch im Wiener Fluc vor. Alle drei Formationen konnten in den vergangenen Monaten mit überaus beachtlichen Veröffentlichungen auf sich aufmerksam.
Den Beweis, dass Popmusik nicht notgedrungen an der Oberfläche haften bleiben muss, sondern durchaus auch in einem anspruchsvolleren Kontext ablaufen kann, liefern an diesem Abend drei Bands, die mit ihrer Musik voneinander vollkommen unterschiedliche Ansätze verfolgen. Mit dem Anfang 2009 veröffentlichten Album „Who was Mr. Feldman“ ist der Wiener Formation Milk+ ein überaus bemerkenswertes Stück Musik gelungen. Wüsste man nicht, dass es sich hier um eine Band aus Österreich handelt, könnte man fast meinen, die drei Herren David Furrer, Navid Djawadi und Christopher Czerny hätten ihr Handwerk auf der britischen Insel erlernt. Dem Trio gelingt es in ihren Songs, eingängige Melodien, innovative Strukturen und eine gewisse rhythmische Komplexität unter einen gemeinsamen Hut zu bringen. Soundmäßig orientiert sich der Dreier unüberhörbar an Radiohead. Im Gegensatz zu den vielen gescheiterten Versuchen anderer Bands aber diesem Ideal nahe zukommen, gelingt es Milk+ erstaunlich gut, die besten musikalischen Momente der britischen Alternativrock-Ikonen in die eigenen Kompositionen einfließen zu lassen, ohne dabei zu einer der tausend Kopien zu verkommen. Generell folgt die Band sehr hohen Ansprüchen: „Das Ziel: eine Veränderung der musikalischen Ästhetik und eine Aufwertung der kreativen Selbstverwirklichung gegenüber der absatzorientierten Verwertung zyklisch wiederkehrender Plagiate.”
Ähnlich, aber doch ganz anders sieht der Ansatz der zweiten österreichischen Band des Abends, Rosensprung, aus. Zwar sind auch hier vereinzelt Assoziationen zum Sound von Radiohead herzustellen, generell aber zeigt sich der Vierer gleichzeitig auch unterschiedlichsten Strömungen gegenüber sehr offen. Das erst kürzlich erschienene Album „Zellullaere Automaten“ ist eine Paradebeispiel dafür, wie eine anspruchsvolle Rockmusik heutzutage klingen kann. Postrock dient hier als Überbegriff, der mit elektronischen Elementen verfeinert, eine unglaublich atmosphärisch dichte Klangwelt ergibt. Der dritte Act des Abends kommt aus Deutschland. In Sachen Kreativität, Songwriting und Eigenständigkeit stehen Erste Stufe Haifisch ihren Kollegen aus Österreich um nichts nach. Auch der deutsche Vierer bewegt sich im weiten Feld des Postrock, erweitert den Sound aber um Elemente aus Bereichen des Freejazz, experimentellen Noise und Math-Rock. Eine Mischung die auch von zahlreichen Medien als ungemein innovativ empfunden wird. So etwa reihte das Berliner Online-Magazin Dorfdisco Erste Stufe Haifisch unter den 10 angesagtesten Berliner Acts des Jahres 2009.(mt)