mica-Serie: Parlamentarische Enquete Musik die Teilnehmer: Johann-Joseph-Fux-Konservatorium des Landes Steiermark

Auf Antrag aller im Parlament vertretenden Parteien findet am 3. Juni 2008 im Nationalrats-Sitzungssaal des Parlamentsgebäudes eine parlamentarische Enquete mit dem Thema “ZukunftsMusik. Aktuelle Herausforderungen und musikalische Entwicklungsperspektiven in Österreich” statt. Für die Präsidentenkonferenz, eine auf Initiative von mica-music austria gegründete regelmäßige Zusammenkunft von Organisationen des österreichischen Musiklebens, ist damit ein lange vorbereiteter Wunsch in Erfüllung gegangen. Durch die im Vorfeld von mica – music austria koordinierten Vorbereitungen ist ein historisch einmaliger Themenkatalog im Konsens mit allen am österreichischen Musikleben beteiligten Organisationen von KomponistInnen, MusikerInnen und VertreterInnen der Wirtschaft entstanden. Ein Themenkatalog, der auch über die Enquete hinaus ein Arbeitsprogramm darstellt. mica – music austria präsentiert im Rahmen dieser Artikelserie die teilnehmenden Organisationen.

Geschichte

1816 Singschule des Vereines eröffnet.

1819 Klassen für Blasinstrumente, Kontrabass und Gesang, in der Folge weitere Instrumentalklassen.

1840 Wegen Überschuldung steht die Vereinsschule vor ihrer Schließung, ein Gesuch der Vereinsleitung an die Landstände um Unterstützung wird von der Regierung nicht bewilligt. Erst die Fürsprache Erzherzog Johanns beim Kaiser hat Erfolg:
“Ich genehmige die von den steyermärkischen Ständen dem dortländigen Musikvereine aus dem Domesticalfonde zu gedachte Unterstützung gegen dem, dass derselbe über seine Vermögensgebahrung für die Dauer der Unterstützung jährlich einen Ausweis mitzuteilen habe.
Ferdinand.”

1846 Fallweise Einführung eines Unterrichtsgeldes (für Kinder von Nichtmitgliedern).

1869 Schulgeld obligatorisch.

1889 Die Steiermärkische Sparkasse erwirbt das Gebäude Griesgasse 29, in dem bis dahin das zweite k.k. Staatsgymnasium untergebracht war, und stellte es dem Musikverein “zu einem mäßigen Mietzins” für die Vereinsschule zur Verfügung. Für die Adaptierung sorgt die Sparkasse.

1920 Gestattung zur Führung des Konservatoriumstitels.

1934 Das Konservatorium erhält das Öffentlichkeitsrecht (Staatsgültige Prüfungen).

1935 Der Verein bringt sein größtes Opfer zur Erhaltung des Konservatoriums: die “Kaisersammlung”, ein Geschenk Kaiser Franz Josephs I., den wertvollsten Teil der Musikaliensammlung Kaiser Franz I. (II.) enthaltend, wird verkauft.

Die Zeit während des Zweiten Weltkriegs (1939 – 1945)

1939 Am 1. April wird das Konservatorium vom Verein abgetrennt, verstaatlicht und in den Aufbauplan des Steirischen Musikschulwerkes einbezogen (Hochschule für Musikerziehung in Eggenberg, Landesmusikschule, Musikschulen für Jugend und Volk in 18 Kreisstädten des Gaues Steiermarks). Mit Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 und dem damit verbundenen Ende des Dritten Reiches schloss auch die Staatliche Hochschule für Musikerziehung in Graz (Schloss Eggenberg) ihre Pforten.

Die weitere Entwicklung des Konservatoriums seit 1945

1945 Beschluss der Steiermärkischen Landesregierung, die Anstalt als Steiermärkisches Landeskonservatorium mit öffentlichen Mitteln weiterzuführen.

1952 Unter der Direktion von Dr. Franz Mixa Wiederaufbau des Schulgebäudes in der Griesgasse, das einen neuen Haupteingang in der Nikolaigasse erhielt. Der Konzertsaal wurde für 150 Personen wieder errichtet und in den gesamten zerstörten östlichen Gebäudeteil ein drittes Stockwerk einbezogen. Die Bibliothek wurde ebenfalls restauriert und reorganisiert.

1957 Neben seiner Tätigkeit als Landesmusikdirektor übernahm Dr. Erich Marckhl auch die Direktion des Steiermärkischen Landeskonservatoriums.

1958 Das Landeskonservatorium erhält sein Schulstatut. Die Bestimmungen dieses Statuts entsprachen bereits den allgemeinen Bestimmungen einer Musikhochschule.

1963 Erhebung zur “Akademie für Musik und darstellende Kunst”. Die Klassen künstlerischer Ausbildung kamen an die neue Akademie, die verbliebenen Elementarklassen des Landeskonservatoriums wurden als Landesmusikschule unter der Leitung von Prof. Rupert Doppelbauer weitergeführt. 1976 übernahm Prof. Ferdinand Bogner die Leitung der Landesmusikschule.

1980 Umwandlung der Landesmusikschule in das Konservatorium des Landes Steiermark mit Öffentlichkeitsrecht.

1989 Leitung des Konservatoriums Prof. Mag. Anton Bärnthaler.

1991 Umbennung in “Johann-Joseph-Fux-Konservatorium des Landes Steiermark in Graz”.

ab 1997 Neufassung des Organisationsstatutes und der Studienpläne.

2002 Leitung des Konservatoriums Prof. Toni Maier

 

 

Johann Joseph Fux (1660-1741)
“Für die konzertante Aufführung einer gänzlich unbekannten Oper des weithin unbekannten Johann Joseph Fux den Mozartsaal bis auf den letzten Platz füllen zu können, davon hätte bis vor wenigen Jahren in Wien niemand auch nur zu träumen gewagt. Ebensowenig wie irgendjemand dem – meist als steif und verzopft geltenden – Komponisten diesen Überfluss an fesselnder, melodienreicher, ausdrucksstarker, satztechnisch oftmals verblüffender Musik zugetraut hätte, die der Wiener Hofkapellmeister da über eine besonders hübsche Variante des Orpheus-Stoffes ausgegossen hätte …” – so berichtet der hinter einer Sigle sich verbergende Rezensent der Wiener “Presse” am 12. Juni 1987 u.a. über die Aufführung des Fux´schen “Orfeo” in Wien… (Wolfgang Suppan)

Geboren 1660 in Hirtenfeld bei St. Marein bei Graz wurde er 1680 als “Grammatista et musicus” an der Grazer Jesuitenuniversität aufgenommen. In den Jahren danach soll er in Italien gewesen sein, um dort seine Hauptstudienzeit zu verbringen. Stilmerkmale weisen auf die Lehre Corellis und der Bologneser Schule hin. Er ist aber auch in Ingolstadt nachweisbar und soll einige Zeit in Ungarn gedient haben, 1695/96 ist er in Wien nachweisbar, wo er von 1696 bis 1707 als Organist an der Schottenkirche tätig war. Am 16. April 1698 wurd er von Kaiser Leopold I. zum “Hofkompositor” ernannt. Das kann als Beginn seiner großen Karriere angesehen werden. 1702 widmete er sich ganz dem Hofdienst, wurde daneben (1705 bis 1715) Kapellmeister am Dom zu St. Stephan und im Jahre 1713 Vize-Hofkapellmeister. Gleichzeitig war er von 1713 bis 1715 Kapellmeister der Kaiserinwitwe Wilhelmine Amalie. 1715 wurde er schließlich nach A. Ziani Hofkapellmeister.

Zwei Jahrhunderte unterstützte die Habsburger Dynastie den Aufbau und die Entwicklung einer musikalischen Kultur, die den politischen und sozialen Absolutismus ihrer Regierung widerspiegelte. Dies fand seinen stärksten Ausdruck während des späten 16. und frühen 17. Jahrhunderts, als die Habsburger (mit Erfolg) versuchten, den römisch-katholischen Glauben in Wien und der unmittelbaren Umgebung des Kaiserreiches zu restaurieren. In den Jahren von 1658 bis 1740 (unter der jeweiligen Herrschaft von Leopold I. bis 1705, Joseph I. bis 1711 und Karl VI.) genoss die Musik am Wiener Hof eine bemerkenswerte und auch persönliche Unterstützung des Kaiserhauses. Die ausgeprägten politischen Verknüpfungen und Verbindungen mit Italien, die von den Habsburgern in dieser Zeit noch weiter vorangetrieben wurden, erklären teilweise den profunden Einfluss italienischer Ideen auf die Wiener Musik. Unter den Komponisten, Sängern, Choristen und Instrumentalisten (Hofmusikkapelle), die diese Musik schrieben und aufführten, dominierten die Italiener nahezu während des gesamten Zeitraumes.

Mit der Ernennung von J. J. Fux zum “Kaiserlichen Hofkompositor” wurde diese italienische Vorherrschaft mit österreichischem Künstlertum durchsetzt. Während seiner gesamten Amtszeit als kaiserlicher Komponist und Kapellmeister bewies Fux, dass er ein Meister des österreichisch-italienischen Barocks war. Wenn auch Historiker dazu neigen, ihn vor allem als Komponist liturgisch-gebundener Kirchenmusik zu betrachten, so ist doch sein Beitrag zur Ausbildung endgültiger Formen der umfangreichen weltlichen und geistlichen dramatischen Kompositionen außerordentlich bemerkenswert. Als Opern- und Oratorienkomponist sprengte Fux den Rahmen der damaligen römisch-katholischen Kirchenmusik. Obwohl er heutzutage hauptsächlich aufgrund seiner pädagogischen Abhandlung über die Komposition, dem “Gradus ad Parnassum” bekannt ist (einem Werk, das immensen Einfluss auf die nachfolgende europäische Musikgeschichte hatte), liegt Fuxens Bedeutung gleichermaßen in seiner fachkundigen Beherrschung der gesamten barocken Ausdrucksmittel; diese setzt er auch wirkungsvoll zur Unterstützung des politischen und religiösen Selbstverständnisses des Heiligen Römischen Reiches ein. In den ersten vier Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts wurde von ihm das ganze Wiener Höfische Musikleben geprägt.

Fux kann neben J.S. Bach als Endformer einer großen Tradition angesehen werden und sein Werk stellt ein gewichtiges Fundament der Wiener Klassik dar. Von seinem umfangreichen Schaffen sind in der Hauptsache über 80 Messen, zahlreiche Vespern, Litaneien, Kompletorien, Te Deum-Vertonungen und kleinere Kirchenmusikwerke, 12 Oratorien, 16 Opern, Partiten, Symphonien, Ouverturen, Triosonaten und sonstige Instrumentalmusik zumeist in zeitgenössischen Kopien erhalten geblieben. Durch seinen in mehrere Sprachen übersetzten “Gradus ad Parnassum” wurde Fux in der gesamten Musikwelt bekannt. Seine Kompositionen schienen jedoch in Vergessenheit zu geraten, bis schließlich im 19. Jahrhundert eine Fux-Renaissance einsetzte. Ludwig Ritter von Köchel verfasste neben seinem inzwischen weltbekannten Mozart-Werkverzeichnis die erste umfangreiche, auch heute noch unentbehrliche Biographie von J. J. Fux (1872). Neben weiteren wichtigen Beiträgen wurde vor der Gesamtausgabe ein kleiner Teil seiner Kompositionen in den “Denkmälern der Tonkunst in Österreich” veröffentlicht. Die Johann-Joseph-Fux-Gesellschaft Graz hat sich die Aufgabe gestellt, die Würdigung der schöpferischen Leistung seiner Werke durch die Gesamtausgabe mit Unterstützung der Steiermärkischen Landesregierung bei der Akademischen Druck- und Verlagsanstalt Graz zu erreichen.

Dr. Harald Bogner

Johann Joseph Fux. Gemälde von N. Buck, 1717 (Gesellschaft der Musikfreunde, Wien)