mica-Serie: Parlamentarische Enquete Musik die Teilnehmer: IG World Music

Auf Antrag aller im Parlament vertretenden Parteien findet am 3. Juni 2008 im Nationalrats-Sitzungssaal des Parlamentsgebäudes eine parlamentarische Enquete mit dem Thema “ZukunftsMusik. Aktuelle Herausforderungen und musikalische Entwicklungsperspektiven in Österreich” statt. Für die Präsidentenkonferenz, eine auf Initiative von mica-music austria gegründete regelmäßige Zusammenkunft von Organisationen des österreichischen Musiklebens, ist damit ein lange vorbereiteter Wunsch in Erfüllung gegangen. Durch die im Vorfeld von mica – music austria koordinierten Vorbereitungen ist ein historisch einmaliger Themenkatalog im Konsens mit allen am österreichischen Musikleben beteiligten Organisationen von KomponistInnen, MusikerInnen und VertreterInnen der Wirtschaft entstanden. Ein Themenkatalog, der auch über die Enquete hinaus ein Arbeitsprogramm darstellt.mica – music austria präsentiert im Rahmen dieser Artikelserie die teilnehmenden Organisationen.

Grenzen verändern sich ständig, Horizonte verschieben sich – so auch in der Musik: Jugendliche begeistern sich für Blasmusik aus Osteuropa, scheinbar längst ausgediente MusikerInnen aus Kuba faszinieren ein weltweites Publikum, elektronische Beats mischen sich mit folkoristischen Klängen und das Erlernen des Ziehharmonika-Spiels wird so manchem E-Gitarren-Studium vorgezogen. Das, was schwammig als  “Weltmusik” bezeichnet wird, stößt auch hierzulande auf immer größeres Interesse. Die Welt wird vernetzt, ihre Distanzen reduzieren sich. Begegnungen auf gleicher Augenhöhe werden immer nötiger, der Abbau von Barrieren dringlicher. Insoferne leistet Weltmusik einen wesentlichen Beitrag zur globalen Verständigung.

1. DER BEGRIFF WORLDMUSIC/WELTMUSIK
Der umstrittene Ausdruck Worldmusic/Weltmusik stammt aus Europa und entstand in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts. Er bezeichnet jene Musikformen, bei denen regionale und/oder kulturelle Identitäten hörbar und/oder erlebbar bleiben. Wir verwenden den Begriff genre-übergreifend, die Grenzen zu Tanz, choreographischem Theater u. ä. sind fließend.

2. WORLDMUSIC  IN ÖSTERREICH
In einem europäischen Kontext gilt Wien als eines der neuen Zentren der Weltmusik. Es gibt zahlreiche renommierte Weltmusik-Festivals, eine lebendige balkanische Musikkultur, eine beachtliche World-Electronic- und DJ-Szene im ganzen Land. Dazu zählen auch Österreichs erfolgreiche Vertreter einer neuen Volksmusik. Gleichzeitig bleibt das Genre in einem europäischen Kontext trotz allem unterbelichtet, besteht eine große Diskrepanz zwischen der Metropole und ländlichen Regionen, stockt die Arbeit mit lokalen Traditionen, gibt es zu wenige innovativen Volksmusikant/innen.

3.  BESTANDSAUFNAHME
Unter welchen ökonomischen und gesellschaftlichen Bedingungen entsteht Weltmusik hierzulande?
– es herrscht wirtschaftliche Unsicherheit, Künstler aus dem Süden und Osten werden tendenziell noch schlechter bezahlt als Einheimische
– es gibt besonders in den größeren Städten Migrationsprobleme, die großen Minderheiten aus Ex-Jugoslawien und der Türkei bilden teilweise Parallel-gesellschaften mit eigenen kulturellen Codes und Verhaltensnormen.

Wie können wir mehr Austausch schaffen?
– die mediale Wahrnehmung des Themenkreises Weltmusik steht noch am Beginn,   Probleme etwa des Austropop mit dem ORF gelten verstärkt für unseren Bereich
– für ausländische Künstler/innen werden die Aufenthaltsbedingungen immer schwieriger, Visa-Erleichterungen, Arbeitsbewilligungen müssen erkämpft werden
– es herrscht Mangel an leistbaren Probenräumen, an Spielorten, Promotor/innen
– der Kampf um das Publikum braucht Verbündete in der Gesellschaft, der Kulturpolitik, dem ÖGB, den politischen Parteien, den Vertreter/innen der Migranten-Organisationen, den Eigentümer/innen der Medien.

4. WER SIND WIR
Die Plattform Weltmusik wurde von Personen initiiert, die in diesem Bereich tätig sind.
Eingeladen zur Mitwirkung sind alle Organisationen und Einzelnen, die sich mit den Zielen identifizieren, einen Beitrag zur Verbesserung der Lage zu leisten. Veranstalter/innen, Agenturen, Musiker/innen, Journalist/innen, Labelbetreiber/innen und händler/innen in ganz Österreich sind die Adressat/innen der Plattform Weltkultur. Die IG arbeitet unabhängig von politischen Organisationen, ist sich jedoch des starken gesellschafts-politischen Kontextes dieser Bemühungen bewusst.

WAS WOLLEN WIR
a) KURZFRISTIG
– stärkere Kooperation aller Betroffenen
– umfassendere gegenseitige Information der Plattform-Mitglieder
– punktuelles gemeinsames Auftreten in der Öffentlichkeit
– Entwicklung eines detaillierten Forderungs-Kataloges
– Verbesserung der Lebensumstände der MusikerInnen
– Vermeidung sozialer Härtefälle
– Schaffung von Infrastruktur: eines Mediums und  eines Büros mit bezahlten Mitarbeiter/innen
– stärkere internationale Vernetzung unter Mithilfe der bereits bestehenden Institutionen

LANGFRISTIG
– Änderungen in der Bildungspolitik:
– – im Musikunterreicht in den Schulen
– – in der LehrerInnen-Ausbildung
– – in den Rahmenplänen der Musikhochschulen
– die Errichtung eines “Hauses der Kulturen der Welt” in vielen Städten unseres Landes
– die Veranstaltung der Weltmusikmesse WOMEX innerhalb eines Zeithorizontes von 5 Jahren in Österreich.

 

 

 

IG World Music

http://www.worldmusicaustria.info/