mica-Interview mit Stephie Hacker

Die Jazzpianistin und Sängerin Stephie Hacker stammt ursprünglich aus Niederösterreich und lebt seit rund zehn Jahren in Wien. Hier hat sie Jazzgesang, Musikerziehung und Klavier studiert, vor kurzem hat Hacker ihre Debüt-CD “Sensibility” veröffentlicht – ein guter Grund für ein Interview. Das Gespräch führte Jürgen Plank.

Hast du schon als Kind Blockflöte gespielt?

(lacht) Lustigerweise war ich immer auf alle Kinder eifersüchtig, die Blockflöte lernen durften, denn das ist bei uns zu Hause nicht in Frage gekommen. Ich komme aus einer sehr musikalischen Familie, mein Vater war Hobbymusiker, meine Tante hat mich in Klavier und Gesang unterrichtet, mein Opa war Geiger, die Musik war in meinem Leben also immer sehr präsent. Der Wunsch Klavier zu lernen war für mich stark da, wir haben einen schönen Flügel gehabt, in einem eigenen Klavierzimmer. Es war klar: Sobald ich in die Schule gehe, darf ich Klavierstunden nehmen.

Haben dich auch andere Instrumente interessiert?

Dann war auch relativ stark der Wunsch da, Geige zu lernen, weil mein Großvater eben Geiger war. Das habe ich mit acht Jahren gemacht und mit ungefähr zehn oder elf Jahren habe ich meine ersten Musicalerfahrungen gemacht. Laut den Erzählungen meiner Eltern habe ich ständig gesungen, ich wollte dann Musicalsängerin werden und habe diese Idee auch kurz verfolgt, aber relativ bald wieder abgeschrieben, weil es mir musikalisch zu wenig in die Tiefe gegangen ist.

Wie ist es mit dem Klavierspiel weiter gegangen?
Im Alter von zwölf oder dreizehn Jahren habe ich meine Anfänge gemacht, mein Onkel ist Jazzpianist und ich war schon sehr weit fortgeschritten mit dem klassischen Klavierspiel. Meine Liebe zur klassischen Musik war schon sehr stark, aber ich habe nie das Gefühl gehabt, dass die Klassik meine Richtung ist. Übers Jazzklavier und das Songwriting habe ich dann zu meiner Musik gefunden.

Gibt es Vorbilder für dich?

Eigentlich war Sting immer ein Vorbild für mich, nicht unbedingt aus der Police-Zeit, aber als Songwriter und auch als Typ hat er mich immer fasziniert, Sting ist ein bisschen ein Idol für mich.

Sting hat vor kurzem in Wien gespielt, das Konzert wurde von der Kritik sehr verschieden wahrgenommen, es gab negative und wohl wollende Kritiken. Warst du dort und wie war es für dich?
Ja, ich war dort und mir hat es sehr gut gefallen, ich habe nur ein wenig gelitten, weil es ein Stehkonzert war und das ist nicht meine Art so schöne Musik zu hören. Mich hat das Publikum teilweise genervt, weil ich die Songauswahl spannend fand und was er dazu gesagt hat. Er hat eben nicht nur Hits gespielt, sondern auch sehr unbekannte Nummern, aber es gab dann Leute im Publikum, die nur mehr “Roxanne” gebrüllt haben. Ich wäre in dieser Situation als Musikerin etwas angefressen. Ich habe auch letztes Jahr sein Konzert mit dem Orchester gesehen, das hat mich noch mehr berührt, vielleicht weil ich da einen guten Sitzplatz hatte.

Du sitzt also zum Beispiel lieber im Porgy & Bess, wo du vor kurzem deine Debüt-CD präsentiert hast. Was ist denn darauf zu hören?
Da sind elf Lieder drauf, die ich in den letzten sieben Jahren geschrieben habe. Damals ist das erste Lied “Sensibilty” entstanden, das ist auch das Titelstück des Albums und das Thema zieht sich durch das Album, weil ich mich in den letzten Jahren sehr viel mit mir selbst beschäftigt habe und während dieses Prozesses sind sehr viele Songs entstanden und die sind auf dem Album drauf.

Einer der Mitmusiker ist Andi Steirer, den man als Musiker von Falco, Ludwig Hirsch oder Rainhard Fendrich kennt. Er hat auch mit Alegre Correa gespielt, wie bist du zu ihm gekommen?
Dazu muss ich sagen, Andi Steirer ist Gast auf meiner CD, die restlichen Songs haben Jazzmusiker eingespielt, weil dies das Umfeld ist, in dem ich mich in den letzten Jahren bewegt habe. Das sind mit die versiertesten Jazzmusiker in Österreich. Es war dann so, dass Christian Salfellner, der Schlagzeug auf der CD und in meiner Band spielt, den Vorschlag hatte, Perkussion dazu zu nehmen. Christian Salfellner bewegt sich schon länger nicht mehr im Popbereich, aber vor vielen Jahren hat er viel in diesem Bereich auch mit Andi Steirer zusammen gearbeitet. Und nachdem ich Andi Steirer bei mehreren Gelegenheiten kennen gelernt habe, war er meine erste Wahl und er hat sofort zugesagt.

Wer spielt noch mit auf deiner CD?
Christian Salfellner ist im Jazzbereich schon sehr bekannt, der hat früher auch mit Shlomit Butbul gespielt, als sie noch in Österreich war. Er hat auch mit Christina Zurbrügg gespielt, er war auch für kurze Zeit beim Vienna Art Orchestra dabei. Der Bassist Robert Jukic stammt aus Slowenien und war dort in letzter Zeit sogar Nummer 1 in den Charts, mit einem seiner Songs. Und Andi Tausch ist noch ein recht junger Gitarrist, der bei Wolfgang Muthspiel in Basel Jazzgitarre studiert hat.

Du hast auch dein eigenes Label Dominante Records gegründet, auf dem deine CD erschienen ist. Hast du mit deinem Label Pläne und welche Ziele hast du überhaupt?
Die Labelgründung war mehr eine Notlösung, weil alles recht schnell gehen musste und ich nicht ein halbes Jahr auf die Antwort eines Labels warten wollte. Ich bin eigentlich ganz froh, dass ich bei der Debüt-CD alles in meinen Händen halte. Es war dann schon die Idee da zusammen mit der Kollegin Julia Schreitl von JuJu etwas in Richtung Frauenlabel für improvisierte Musik hoch zu ziehen – mal sehen, ob sich das noch konkretisiert. Es gibt dazu in Skandinavien ein Vorbild, eine Plattform für Frauen in der Musik, möglicherweise entsteht etwas in diese Richtung. Ich habe vor im nächsten halben Jahr für ein paar Monate nach New York zu gehen und dort die Songs für das zweite Album zu komponieren, es gibt schon ein paar Stücke – und ich würde gerne mehr international spielen, das sind die kurzfristigen Ziele. (lacht)

Live:
7. März 2012: Restaurant 1070, Gutenberggasse 28, 1070 Wien, 19.00
10. März 2012: Cafe Orient, Wien, 21.00
21. April 2012: Stephie Hacker Band, Voitsberg
22. April 2012: Stephie Hacker Band, Thomawirt Graz

http://www.stephiehacker.com
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