Der aus Kärnten stammende Gitarrist und Songwriter Norb Payr hat heuer mit “Hiding Place” eine schöne Folk-Pop-CD veröffentlicht. Ansonsten erzählt er im mica-Interview von einem – letztlich enttäuschenden – gemeinsamen Auftritt mit einer seiner Lieblingsbands: The Rolling Stones. Das Interview führte Jürgen Plank.
Warum machst du heute Musik?
Zunächst habe ich mit dem Hören von Musik begonnen, ich habe zu Hause bei den Eltern Beatles-Platten gefunden und Platten von Elvis. Mit 12 Jahren bin ich ins Internat gekommen und habe jemanden Gitarre spielen gesehen und habe mir selbst eine Gitarre gekauft. Mit 15 oder 16 habe ich begonnen, selbst Lieder zu schreiben, alles sehr angelehnt an die Beatles – was heute noch der Fall ist. Mit 17 habe ich meinen ersten Auftritt gehabt und so ist das weiter gegangen. Ich war immer inspiriert von tollen Lieder von The Beatles, The Who oder The Rolling Stones und habe eben probiert, ein Lied zu schreiben, dass an deren Qualität heran kommt.
Du bist dann nach Wien gekommen, wie hast du dich hier positionieren können?
Ich bin völlig desorientiert hierher gekommen, nach der Matura, und wollte eigentlich nur Musik machen. Ich habe pro forma ein Studium begonnen und habe in den nächsten drei bis vier Jahren die Zeit gehabt, viele Sachen zu schreiben. Aus dieser Zeit zehre ich heute zum Teil noch, ich kann darauf zurück greifen, weil die Sachen eh keiner kennt. In dieser Zeit Anfang der 1990er-Jahre, da war ich Anfang 20, habe ich eine Band namens The Road gegründet und 3 Jahre lang mit dieser Band gespielt und das war ein sehr guter Übungsplatz.
Wo konntest du Auftritte machen, war das damals leicht?
Naja, man hat eigentlich für ein Butterbrot und ein paar Biere gespielt. Das war im Unplugged, das hat damals noch Petticoat geheißen. Dort haben wir oft gespielt. Toll war, sehr viel Zeit zu haben, um jeden Tag ein paar Stunden miteinander zu spielen. Einschneidend war, dass ich 1995 von The Jaybirds gefragt worden bin, ob ich als Gitarrist einsteigen möchte und ich habe sofort ‘Ja’ gesagt, weil The Jaybirds damals schon einen gewissen Ruf gehabt und schon 2 Singles herausgebracht haben. Und ich habe gewusst, mit denen komme ich auch nach London und nach Deutschland.
Konntest du dann noch an deinen eigenen Stücken arbeiten?
Etwa 1997 habe ich noch eine eigene Band gehabt, The Trance. Wir haben damals eine professionelle Platte gemacht, die hat zwar nicht sehr viel Erfolg gehabt, aber ich finde es gut, dass wir sie gemacht haben. Ich muss dazu sagen, dass ich kein Selbstdarsteller bin und in der Eigenvermarktung eher schlecht bin. The Jaybirds waren immer eine Konstante in meiner Musikerbiographie, denn wir haben regelmäßig tolle Auftritte und Platten gemacht. Das ging ungefähr bis 1999, im Jahr 1998 hatten wir einen Auftritt vor den Rolling Stones – das war ein tolles Erlebnis. 1999 bin ich aus der Band ausgestiegen, weil ich gespürt habe, dass ich etwas Eigenes machen möchte. Anfang des Jahrtausends bin ich dann als Bassist bei der Band von Ed Schnabel eingestiegen, bei dem habe ich im Alter von 16 Jahren Gitarrestunden genommen.
Und jetzt hat Ed Schnabel auf deiner aktuellen CD “Hiding Place” mitgespielt. Wie hast du denn die Veränderungen in der Musiklandschaft als Musiker erlebt, in den letzten 10 bis 15 Jahren haben sich ja die Vertriebswege von Musik verändert: Die Downloads sind dazu gekommen, beispielsweise.
Ich bin in dieser Hinsicht ein Spätentwickler, weil ich in den 1990er-Jahren relativ naiv war und Leute einfach angesprochen habe. Es hat sich, glaube ich nicht wahnsinnig viel verändert, in gewisser Weise aber hat sich schon etwas geändert, man kann jetzt sein eigener Manager sein und versuchen, sein Produkt anzubringen mittels Downloads. Es ist durch die Digitalisierung schon einfacher geworden ist, Lieder zu verschicken. Nur glaube ich, dass es immer noch wichtig oder günstig ist, Leute kennen zu lernen, die wohl wollend sind und auch etwas für dich tun möchten.
Als du mit The Jaybirds als Vorband für The Rolling Stones gespielt hast: Wie war das? Hast du deine ‘Heroes’ backstage getroffen?
Es war ganz anders – und darüber war ich auch enttäuscht: Es hat keinen handshake gegeben. Ich habe eigentlich nur den Schlagzeuger neben mir stehen gesehen. Der war auch sehr distanziert. Bevor die Stones mit ihrer Limousine auf die Bühne gefahren sind – einen Weg von etwa 100 Meter – haben alle zur Seite gehen müssen. Die Securities haben alle Leute verscheucht, sodass kein Blickkontakt bestehen konnte. Es war kein persönlicher Kontakt da und ich finde, dass – egal wie bekannt man ist – man kurz ‘Hallo’ sagen sollte.
Bist du trotzdem noch Fan oder seitdem etwas weniger?
Ja, Rolling Stones sind nach wie vor eine großartige Band für mich, die haben unglaubliche Lieder gemacht und unglaubliche Platten. Ich bin ja schon froh, dass ich damals dort auf der Bühne stehen durfte.
Wie geht es bei dir weiter, deine neue Platte ‘Hiding Place’ ist noch ziemlich frisch. Wie läuft es, wie bist du damit zufrieden?
Ich habe durchaus wohlwollende Kritiken bekommen für das Album, es ist vom Vertrieb her nicht so toll, wie ich mir das vorgestellt habe. Die CD verkauft sich auch nicht wirklich gut. Damit muss ich selbst umgehen lernen. Jeder Musiker, der ein Produkt macht, hat einen Wunsch: Natürlich würde man sich wünschen, mehr Auftritte zu haben und einen höheren Absatz von CDs. Auf der anderen Seite entwickelt sich bei mir das Gefühl, dass ich einfach gerne spiele und wenn ich spielen kann, ist das fein. Ich habe ja auch einen Job und eine Familie, ich kann das Musik machen nicht in professionellem Rahmen leben. Zur Zukunft: Ich habe sehr viele Lieder und Melodien fertig, in der Schublade. Das sind alte Sachen, die ich jetzt bearbeite. Ich bin am Sondieren von neuem Material und The Jaybirds sind nach wie vor sehr präsent für mich, denn es gab 2006 eine Reunion und jetzt haben wir eine neue CD gemacht. Wir wollen demnächst eine EP mit vier Lieder machen, die im Wiener Dialekt gesungen werden. Die Texte sind schon fertig, das muss nur mehr gemacht werden.
Norb Payr (myspace)