mica-Interview mit Mirjam Bromundt

Seit fünf Jahren bereichert nun das Freie Magazin FM5 als Plattform für Kunst und Jugendkultur bereits die heimische Medienlandschaft. Anlässlich des – traditionsgemäß, Anfang des Jahres im oberösterreichischen Baumgartenberg stattfindenden – Geburtstagsfestes, stellt Chefredakteurin Mirjam Bromundt das Magazin im mica-Interview vor.

Welche Aufgaben hast du bei FM5 inne und wie lange bist du schon dabei?

Ich bin seit Jänner 2002 bei FM5, also fast von Anfang an. Wie genau ich darauf gestoßen bin, weiß ich eigentlich gar nicht mehr. Jedenfalls habe ich mich damals dort ganz förmlich beworben, mit Lebenslauf und allem drum und dran. Der Martin (Aschauer) hat mich dann zurückgerufen und gemeint, ich solle gleich mitkommen zu einem Interview bei FM4. Ich habe dann dort gleich den Herrn Piper interviewt und Martin hat Fotos gemacht. Das war eigentlich mein erstes FM5-Erlebnis.

Von da weg hat sich dann alles einfach weiter entwickelt. Ich habe gesagt, ich baue die Filmredaktion auf, weil mich Film eben sehr interessiert. Das habe ich dann auch gemacht, alles zusammen getragen, Kinos angeschrieben, Vorstellungstermine recherchiert und alle sonstigen zugehörigen Aufgaben übernommen. Dazu ist dann auch das Ressort für “Lifestyle” gekommen, da Film bei unseren Ressorts einen Bestandteil davon bildet. Irgendwann ist dann eben die Frage im Raum gestanden, wer das so chefredaktionsmäßig betreuen will und gemeinsam mit dem Lukas habe ich mich dafür gemeldet, weil für einen alleine sich das doch recht aufwändig gestalten würde.

Wer welche Aufgaben übernimmt, wechselt sich eigentlich immer ab, wobei ich glaube, dass Lukas ein wenig aktiver ist, was Redaktionssitzungen gestalten betrifft und ich für alles Mögliche zuständig bin. Ich mache auch graphische Sachen, Korrektur lesen, die Ausgabe koordinieren, am Schluss noch mal drüber schauen, und das Ganze dann online stellen. Und nach wie vor betreue ich noch das Film-Ressort.

Da du ja quasi von Beginn an dabei warst, kannst du ein wenig über FM5 generell erzählen? Über die Geschichte, wie die Plattform entstanden ist, welche Intention hinter dem Projekt “FM5” steckt.

Im Jänner 2002 ist FM5 online gegangen und ich glaube, im Dezember davor, beim Entstehungsprozess selbst war ich ja nicht dabei, ist der Verein gegründet worden. Die Gründungsmitglieder haben sich wohl einfach gedacht, dass es medienspezifisch keine vernünftigen Angebote für Jugendliche gibt und dann einfach beschlossen, selbst etwas zu machen, eine Plattform ins Leben zu rufen, die die Inhalte bietet, die man gerne sehen oder lesen würde.

Wenn man eine derartige Projektidee hat, aber gleichzeitig keinerlei finanzielle Mittel zur Verfügung stehen, dann bietet sich die Online-Form einfach an. Wie ist es weiter gegangen? Es sind immer mehr Leute hinzugekommen, die sich alle einfach mit der Zeit beworben haben, jeder mit seinen besonderen Interessen, worum es bei FM5 ja auch geht. Jeder kann das, was ihn interessiert machen. Es wird niemandem irgendetwas, irgendein Thema, aufgedrängt, das er machen muss. Jeder kann über das schreiben, was ihn interessiert, egal ob Film, Musik, ein bestimmtes politisches Thema, was auch immer.

Wobei sich dann natürlich schon eine bestimmte Richtung an Leuten zusammen findet, weshalb wir auch sehr froh darüber wären, wenn sich beispielsweise Leute für “Musik” bewerben, die an Klassik oder Heavy Metal interessiert sind, da in diesem Ressort bei uns momentan die Indie-Schiene vorherrscht und es gut wäre, da ein wenig Abwechslung rein zu bekommen. Aber wir würden jetzt niemandem vorschreiben, über Heavy Metal schreiben zu müssen, weil es sonst zu fad und einseitig wäre.

Du hast gerade angesprochen, dass jeder bei FM5 mitmachen kann, der das möchte. Ich kann mir aber vorstellen, dass es auch bei euch irgendwo eine Art qualitative Grenze gibt, die eingehalten werden muss. Wien handhabt ihr das?

Am Anfang war es wirklich so, dass überhaupt niemand die Texte nach diesen Kriterien beurteilt hat. Da haben wir immer beim Martin zu Hause jeden einzelnen Text in die Homepage reinkopiert und auch die Bilder hinzugefügt. Korrektur gelesen wurde dann währenddessen, gleich vorm Computer, das aber lediglich hinsichtlich Rechtschreibfehlern, nicht aber stilistisch.

Prinzipiell ist es auch jetzt so, dass bei den Artikeln nie so redigiert wird, wie bei anderen Magazinen, dass also komplett die Struktur umgestellt wird, oder man damit anfängt, ganze Formulierungen und Sätze auszubessern. Wenn wirklich einmal etwas dabei sein sollte, was man so nicht stehen lassen kann, dann wird einfach der jeweilige Redakteur darauf hingewiesen und gebeten, sich das bitte noch einmal anzuschauen. Solche Fälle hat es aber bisher nur äußerst selten gegeben.

Für Leute, die neu zu uns kommen, gibt es auch ein Neuen-Betreuungsteam, das mit ihnen in einem Treffen, wo alle hinkommen, erstmal alles Notwendige bespricht, wie es so bei FM5 läuft. Wobei sich die Leute darunter immer etwas anderes vorstellen, als es wirklich ist. Die denken da immer an so eine richtige Redaktion wie bei einer Zeitung, wo die Leute hinkommen, sich die Themen ausmachen und dergleichen. Bei uns ist das eigentlich alles frei, es geht sehr viel von Eigeninitiative aus. Wenn sich die betreffende Person nach drei oder vier Wochen nicht mehr meldet, dann fragt niemand nach, wo sie bleibt. Die Leute müssen eben irgendwie selbst dran bleiben, weil es anders sonst einfach zu unüberschaubar ist.

Wir haben 70 Personen in der Mitgliederliste, die alle mehr oder weniger aktiv schreiben und dann auch noch “freie Mitarbeiter”, in dem Sinne, dass die halt jedes halbe Jahr ungefähr etwas für uns machen.

Man kann denen allen einfach nicht nachlaufen. Diejenigen, die es interessiert, bleiben und die anderen nicht. Da bildet sich dann auch ein fixer Kern heraus, Leute, die sich auch für organisatorische Sachen interessieren.

Es ist jedenfalls nicht so, dass wir nach Artikeln oder Textproben auswählen, aber natürlich geben wir den Leuten auch intern, in der Redaktion, Feedback. Der Redakteur schreibt den Artikel, der Ressortleiter liest ihn Korrektur und gibt anschließend dem- oder derjenigen Rückmeldung. So versuchen wir, obwohl wir alle keine Profis sind, durch Kritik besser zu werden.

Hast du einen ungefähren Überblick darüber, wie viele Leute bei euch anfangen, nach kurzer Zeit aber wieder aufhören?

Das ist schwer zu sagen, weil wir das erst seit kurzem wirklich so streng erfassen. Früher, als es noch kein Neuen-Betreuungsteam gab, war es so, dass die Neuen einfach in die Redaktionssitzung gekommen sind und natürlich dann ein wenig überfordert waren, aufgrund der viele Leute, die sich bereits alle untereinander kennen.

Seit wir dieses Neuen-Betreuungsteam haben, läuft es eigentlich um einiges besser. Bei jedem neuen Treffen sind so zwei oder drei Leute dabei, die auch zu den Redaktionssitzungen kommen, sich im Redaktionssystem frei schalten lassen und dann auch mal zwei oder drei Artikel schreiben. Weiter habe ich das dann aber noch nicht verfolgt, weil wir bis jetzt keine Listen geführt haben. Langsam wird das allerdings zu Übersichtszwecken notwendig.

Du hast schon erwähnt, dass die Autoren bei euch ihre Themen völlig frei wählen können. Gibt es in gewisser Weise aber doch einen gewissen Rahmen, eine Art “Blattlinie”, bei euch? Ich denke da jetzt beispielsweise an das Verfassen, doch irgendwie fragwürdiger, politischer Sachen.

Diese Frage hat sich eigentlich noch nie gestellt, weil sich bei uns, wie schon gesagt, irgendwie die gleichen Leute einfinden. Diejenigen, die zu uns kommen, schauen sich das Magazin glaube ich auch vorher an und entschließen sich dann, mitzumachen, wenn es inhaltlich ihren Vorstellungen entspricht. So wird schon mal eine gewisse gleiche Wellenlänge garantiert. Wir haben bewusst keine “Blattlinie”. Es soll jeder über alles schreiben können. Darum auch “Freies Magazin”.

Wir sind sehr basisdemokratisch organisiert und haben immer diese Kerntreffen, wo bestimmte Leute kommen müssen – Vorstand, Ressortleiter, Arbeitsgemeinschaftsleiter. Prinzipiell kann d

 

Weil wir gerade beim finanziellen Aspekt sind. Bekommt der Verein FM5 irgendeine Art staatlicher Förderung, oder lehnt ihr das, ebenso wie Werbung, für euch ab?

Für die finanziellen Angelegenheiten bin ich nicht so zuständig. Es wurden aber sehr wohl schon Anträge für Förderungen eingereicht, das Magazin jedoch nicht für förderungswürdig erachtet. Für die Leute, die darüber entscheiden, ist das Magazin nicht so interessant. Die verstehen nicht, warum Leute so was machen, wenn sie kein Geld dafür bekommen. Als weitere Projekte von FM5 haben wir ja auch noch Nolabel und die Mitfahrbörse, die sehr wohl von verschiedensten Stellen gefördert werden. Indirekt hilft das dann natürlich auch FM5.

Ich habe auf eurer Homepage gelesen, dass es jährlich ein FM5-Seminar gibt. Wie kann man sich so ein Seminar vorstellen, was passiert da?

Beim FM5-Seminar fahren alle Leute, die Zeit und Lust haben, irgendwo hin, Wandern, Schwimmen, einfach Spaß haben. Abends gibt es dann auch Sitzungen, wo Sachen besprochen werden. Also, jetzt keine Redaktionssitzungen, sondern eher allgemeine Sachen, Organisatorisches, Dinge, die halt so angefallen sind.

So Workshop-mäßig also?

Ja, zum Beispiel haben wir letztens einen FM5-internen Schreib-Workshop gemacht, der auch super war, ein Zwei-Tages-Programm. Das funktioniert alles immer auf Basis von Eigeninitiative. Ein paar Leute, sagen, dass es toll wäre, so etwas zu machen und dann bildet sich eben eine Gruppe, die das organisiert und diejenigen, die möchten, können daran teilnehmen und mitmachen.

Über den Club Nolabel habe ich ja bereits mit Martin Aschauer ein Interview geführt. Welche Projekte laufen sonst noch im Rahmen von FM5?

Es gibt immer wieder diverse Projekte, wobei ich sagen muss, dass ich da auch nicht wirklich in alle Einblick habe, weil das eigentlich immer alles über Arbeitsgruppen läuft. Es gab beispielsweise den Social Club im Planet Music, wo für Ärzte ohne Grenzen oder Ute Bock gespendet wurde.

Das größte Projekt ist eigentlich immer das FM5-Fest, das natürlich auch mit sehr viel Aufwand verbunden ist und bei dem immer viele Leute zum Arbeiten eingebunden sind. Vom Erlös wird auch immer an verschiedenste Organisationen etwas gespendet. Letztes Jahr glaube ich für Straßenkinder in Lateinamerika und dieses Jahr für ein Projekt in Ouagadougou zusammen mit der ÖJAB.

Und dann natürlich der Club Nolabel, der immer am letzten Dienstag des Monats im B72 stattfindet, bei dem ich mich immer wundere, wie es Dienstag Abend möglich ist, das Lokal so voll zu bekommen.

Die Entscheidung, welches Projekt durchgeführt wird, wird, wie ich annehme auch basisdemokratisch entschieden.

Ja, genau. Ein Vorschlag wird im Forum zu Sprache gebracht, das kann sich jeder anschauen, und wenn jemand findet, dass der betreffende Vorschlag keine gute Idee ist, kann er das auch zur Sprache bringen.

Das Forum ist also euer Haupt-Koordinationsinstrument?

Ja. Darüber läuft eigentlich alles transparent ab. Da kann man auch einsehen, welche Arbeitsgemeinschaft gerade was macht, überall mitreden und sich natürlich auch einbringen, wenn man Lust und Interesse hat.

Und wenn man findet, dass irgendetwas schief läuft, soll man auch schon mal aufschreien und das zur Sprache bringen – gerade auch wenn man noch nicht so lange dabei ist. Weil neue Leute ganz einfach noch einen ungetrübteren Blick haben und vielleicht Dinge sehen, die diejenigen, die bereits länger dabei sind, nicht mehr so wahrnehmen.

Man muss jedenfalls immer offen gegenüber neuen Vorschlägen bleiben.

Anfang Jänner, am 5.1., findet jetzt in Baumgartenberg, Oberösterreich, traditionsgemäß das FM5-Fest statt. Kannst du ein wenig etwas zum Programm erzählen?

Das Programm bildet ein umfangreiches Musikprogramm, bestehend aus Stereo Total, Texta, Attwenger, Velojet, She Says, Heiligenblut und El Phones Maya.

Wir haben immer recht lange Line-Ups, Einlass ist bereits um 18 Uhr und kurz darauf beginnt dann auch schon die erste Band zu spielen. Schon zu der Zeit sind immer sehr viele Leute anwesend, die um 5 Uhr frierend vor der Tür stehen und hinein wollen, obwohl die ersten Bands doch recht unbekannt sind.

Die Leute fangen für das Festival teilweise schon immer drei Tage vorher zu arbeiten an. Der große Tross fährt dann Freitagabend oder Samstag auf und arbeitet quasi durch bis Sonntagmittag. Und das alles, ohne auch nur irgendetwas zu verdienen. Beim Aufräumen helfen dann immer noch Organisationen aus der Region. Das Jugendzentrum Malaria beispielsweise stellt immer sehr viele Leute, die uns beim Zusammenkehren unterstützen.

Bezüglich Line-Up versuchen wir immer einen Headliner zu finden, der ein wenig aus der Masse heraus sticht. Das Problem dabei ist, dass wir schon einige Feste veranstaltet und bereits so ziemlich alle großen österreichischen Sachen durch haben. Es ist uns wichtig, immer viele österreichische Bands dabei zu haben, weshalb die Headliner-Diskussionen, wen nehmen wir und woher, stets sehr ausgeprägt sind.

Ist auch schon einmal zur Debatte gestanden, das Geburtstagsfest nicht in Baumgartenberg zu machen, sondern vielleicht, zentraler will ich jetzt gar nicht sagen, weil Wien ja auch nicht gerade in der Mitte Österreichs liegt, aber an einem etwas zugänglicheren Ort?

Es kommen immer so viele Leute aus der Region zum Fest, die sich einfach freuen, dass da endlich einmal was los ist. Wir sind auch in dieser Gegend gegründet worden und da bietet es sich einfach an, das dort zu machen. Außerdem wird uns dort immer diese tolle Halle für die Veranstaltung zur Verfügung gestellt und ich wüsste auch gar nicht, wo in Wien, außer der Arena vielleicht, man das machen könnte.

Wir hatten diese Diskussion schon, das Fest wo anders zu machen, aber diese Idee ist eigentlich auch ziemlich schnell wieder verworfen worden.

Michael Masen

 

 

 

Mirjam Bromundt