DAWA zählen in diesem Jahr ohne Zweifel zu den Aufsteigern der heimischen Popszene. Das von allen Seiten mit viel Lob bedachte Full-Length-Debüt “This Should Work” und eine Vielzahl ausverkaufter Konzerte haben den Wiener Folk-Vierer inzwischen auch außerhalb der österreichischen Grenzen zu gewisser Bekanntheit gelangen lassen. Barbara Wiesinger und Norbert Kröll im Interview mit Michael Ternai.
Ich muss ehrlich zugeben, dass ich erst durch euer Video „Relief“ auf euch aufmerksam geworden bin. Kann man sagen, dass dieser Song irgendwie eine Initialzündung für euch war?
Norbert: Es war die erste Single unseres Albums und auch die erste Nummer, die wirklich, unter anderem auch auf FM4, in die Rotation gekommen ist. Wir hatten davor ja auch schon eine Single mit Video, die auf Youtube wirklich gut verbreitet war. Nur glaube ich, es bedarf doch eines gewissen Airplays, um letztlich wahrgenommen zu werden. Unsere Konzerte waren ja schon früher sehr gut besucht, aber das Radio hat schon dabei geholfen, einem größeren Kreis bekannt zu werden. Die Nummer ist zum Glück gut angekommen. Nicht nur in Österreich, sondern auch in Deutschland.
Barbara: Sogar aus Lettland oder Litauen haben wir Anfragen bekommen, ob sie den Song spielen dürften. Ich fand das echt überraschend.
Ist es so, dass es ab diesem Zeitpunkt für euch doch spürbar losgegangen ist?
Norbert: Es war jetzt nicht so, dass die Flut über uns geschwappt wäre. Es war für uns einfach eine schöne Bestätigung. Wir haben ja davor auch schon immer viel gespielt, unter anderem beim Popfest, zu dem mehr oder weniger zeitgleich unser Album erschienen ist. Das hat alles irgendwie perfekt zusammengepasst.
Wie hat denn alles begonnen? Ich habe gelesen, dass ihr euch 2010 zusammengetan habt.
Barbara: Der eigentliche Grund war der, dass John ja schon länger Musik gemacht hat und er von seiner Freundin auch ermutigt worden ist, dies intensiver zu betreiben. Ich bin mit seiner Freundin aufgewachsen und über sie habe ich dann John kennengelernt. Wir sind recht schnell draufgekommen, dass wir gemeinsam Musik machen könnten und haben es einfach ausprobiert. Nach einem Konzert im Ragnarhof hat John gemeint, das Ganze auf eine „professionellere“ Ebene heben zu wollen. Also nicht mehr nur auf Parties oder in Wohnzimmern zu spielen, sondern wirklich etwas auf die Beine zu stellen. Etwas später ist Laura dazugekommen und wir haben zu Dritt unser erstes Demo aufgenommen. Schließlich waren John und ich auf einem Junip-Konzert, bei dem wir auf Norbert, den John schon beim Frequency Festival kennengelernt hatte, getroffen sind. Wir sind ins Gespräch gekommen und irgendwie führte dann Eins zum Anderen. Nachdem sich Norbert während der Umbaupause zwei Songs angehört hatte, wusste er sofort, dass er Teil dieser Band sein will. Es hat sich alles also wirklich perfekt ergeben.
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Habt ihr vor DAWA schon in anderen Bands gespielt?
Barbara:
Ich habe nur in einer kleinen Band gespielt.Norbert:
Ich habe mit meinen Freunden Roland, Hele und Lukas, nachdem wir uns im Jahre 2008 von Sirupop zu Giantree umgetauft hatten, bis 2010 dort Schlagzeug gespielt. Insgesamt habe ich 14 Jahre mit den Jungs gespielt und gemeinsam in WGs gelebt. Ich bin sehr dankbar für die Zeit und vielen Erfahrungen, die ich mit ihnen gemacht habe.Euer Sound ist im Vergleich zu anderen Popsachen sehr authentisch und klingt nicht wie ein Aufguss des schon tausend Mal Gehörten. Habt ihr schon von Beginn an eine klare Vorstellung von dem gehabt, in welche Richtung es musikalisch gehen sollte oder hat sich euer Sound einfach so ergeben?
Barbara:
Der Sound hat sich ganz natürlich ergeben. Schon alleine deswegen, weil wir vier sehr unterschiedlich sind und erst auf einen gemeinsamen Nenner kommen mussten. Ich glaube auch nicht, dass man einen Sound so einfach wie auf einem Reißbrett planen kann.Norbert:
Über ein bestimmtes Konzept oder eine stilistische Ausrichtung haben wir uns wirklich nie unterhalten. Für mich selbst war aber klar, nachdem ich die Musik gehört hatte und daraufhin auch in die Band eingestiegen bin, dass ich gerne ein Cajón spielen würde. John hatte exakt dieselbe Vorstellung und hat daher dieser Idee sofort zugestimmt. Vielleicht war es kein Zufall, dass ich mein letztes Konzert mit Giantree im Radio Kulturhaus-Café mit einem Cajón gespielt habe.Generell bin ich aber schon der Meinung, dass man, je tiefer man in den Pop-Bereich eintaucht, schon mehr vorherbestimmen kann, in welche Richtung es geht. Weil man eben auch viel nach dem Baukastenprinzip entstehen lassen kann, was natürlich auch sehr interessant sein kann. Aber wir selbst haben, wie schon gesagt, nicht viel überlegt. Auch weil viele der Songs von John im Grunde genommen ja schon da waren und wir gemeinsam an ihnen bezüglich Arrangements etc. weiterarbeiten konnten.
Barbara:
Das Schöne an unserer Zusammenarbeit ist, dass sie die Möglichkeit bietet, dass sich jeder mit seiner Meinung einbringen kann. Daraus ergeben sich dann infolge auch immer wieder neue spannende Sachen.Was man euren Songs ebenfalls anhört, ist, dass ihr euch nicht wirklich an einem bestimmten musikalischen Trend orientiert. Glaubt ihr, dass dieser Ansatz vielleicht die Erfolgsformel dafür ist, dass ihr dann doch sehr unverwechselbar klingt.
Barbara: Das ist eine gute Frage, die von meiner Seite aus aber auch schwer zu beantworten ist, weil ich sie mir selbst nie wirklich gestellt habe. Es ist uns nie in den Sinn gekommen, uns an einem Sound zu orientieren, der gerade angesagt ist. Letztens wurde uns bei einem anderen Interview gesagt, dass es, in Bezug auf die ganzen Folkbands, gerade ja „in“ sei, wenn man ein Cello in der Band hat. So haben wir das eigentlich nie gesehen. Ich habe zum Beispiel auch das erste Mumford & Sons-Album gerne gehört, aber ich hätte nie mit dem Anspruch Musik gemacht, genau in Richtung dieser Band gehen zu wollen.
Norbert: Wahrscheinlich gibt es solche Bands, die das tun. Aber es ist auch möglich, dass das unbewusst passiert. Jemandem gefällt zum Beispiel Indie-Rock und er oder sie möchte das auch in einem bestimmten Sound umsetzen, ohne jedoch zu wissen, dass das eine andere Band auch schon einmal in einer ähnlichen Art gemacht hat. Ich glaube, ganz entkommt man dem nicht, außer man geht in den wirklich poppigen Bereich, wo man sich den Sound konzeptorientiert zusammenbaut. Wir als Band haben uns ja bei einem Junip-Konzert getroffen, und wahrscheinlich hört man auch gewisse Einflüsse dieser Band bei unserer Musik durch. Eindrücke werden verarbeitet und dann verdaut weitergegeben. Diesem natürlichen Vorgang kann man sich kaum entziehen.
Auch in stilistischen Fragen scheint ihr euch nicht wirklich festlegen zu wollen. Da kann es schon auch mal etwas rockiger werden.
Barbara: Das kommt ganz darauf an, nach welchem Arrangement der Song verlangt. Manchmal schleppt jemand von uns ein bestimmtes Instrument mit zu den Proben und wir überlegen uns dann, wie wir es einsetzen könnten. Bei uns ist durch die minimalistische Besetzung viel möglich und das macht die Sache auch so spannend. Ein weiterer Grund, dass wir so stilistisch vielfältig agieren, liegt auch in dem Umstand, dass wir sehr viel unterschiedliche Musik hören. Nicht im klassischen „Quer durch das Gemüsebeet“- Sinne, das mag ich selbst gar nicht, aber immer mit offenen Ohren. Ich mache zurzeit ein Praktikum bei einem großen Plattenlabel und habe gemerkt, dass ich diverse Popsongs eigentlich gar nicht einmal so schlecht finde. Die sind sehr eingängig und gehen schnell ins Ohr. Vermutlich hätte ich so etwas vor 10 Jahren nicht laut ausgesprochen.
Wie lange habt ihr für die Aufnahmen des Albums gebraucht?
Norbert: Das Album haben wir in Gars am Kamp in der Spiegelfabrik, einem superschönen Studio, in fünf Tagen aufgenommen. Wir sind im Kreis gesessen und haben es live eingespielt.
Barbara: Wir hatten ja schon fast alle Songs live erprobt. Bis auf eines, „Sepia Toned Memories“, das haben wir direkt in der Spiegelfabrik fertig geschrieben.
In wie weit seid ihr Perfektionisten?
Barbara: Ich für meinen Teil muss sagen, dass ich die Dinge schon perfekt haben will. Bei Laura verhält es sich genauso. Wir haben eine sehr konkrete Vorstellung davon, wie unser eigener Part klingen soll, wobei wir natürlich auch mit uns selbst streng ins Gericht gehen. Wenn etwas beim ersten Mal nicht klappt, wird es so lange geprobt bis es eben passt.
Norbert: Wobei das live-Einspielen schon mit sich bringt, dass es letztlich nie wirklich vollkommen perfekt klingt. Aber das ist auch gut so, denn wenn die Musik allzu überproduziert ist, wirkt sie oft auch irgendwie leblos. Natürlich fallen uns, hören wir uns unsere Aufnahmen nochmals an, immer wieder Dinge auf, die wir heute vielleicht etwas anders machen würden. Aber das Album ist nun eben in dieser Form erschienen. Bei Popaufnahmen lässt sich im Nachhinein noch herumbasteln. Aber es stellt sich halt oftmals die Frage, in wie weit das Ergebnis dadurch wirklich noch besser wird.
Barbara: Natürlich gibt es auf dem Album auch Parts von mir, die ich etwas kritischer sehe. Am liebsten wäre mir ja, wir hätten für ein nächstes Album zwei Wochen zur Verfügung und nicht nur fünf Tage. Andererseits läuft man bei so viel Zeit auch Gefahr, sich zu sehr in Einzelheiten zu verlieren.
Wer ist denn eigentlich von euch derjenige, der sagt: „So, jetzt passt es“.
Norbert: Wir hatten diesbezüglich mit Alex Thomann jemanden auf unserer Seite, der uns in diesen Belangen mit seinen Tipps wirklich geholfen hat. Er war unser Techniker und brachte sehr viel seiner Erfahrung mit ein. Obwohl wir die ausführenden Produzenten waren, hat er uns mit seinen Ratschlägen schon auch ein großes Stück weitergebracht.
Wie habt ihr eigentlich mit Andi Jantsch von Las Vegas Records den Kontakt hergestellt?
Norbert: Ich habe ihn, nachdem wir unsere EP fertig hatten, einfach angeschrieben und ihm ein Exemplar geschickt. Er mochte die EP auch, aber er meinte, er bräuchte ein Album. Nach einer längeren Pause, hat er sich bei uns wieder gemeldet, weil er von Besuchern unserer Konzerte einige positive Rückmeldungen bekommen hatte. Er fragte uns, ob wir nicht zufällig ein Album machen, was zu diesem Zeitpunkt ja auch wirklich der Fall war.
Was hört ihr eigentlich so nebenbei?
Barbara: Eigentlich sehr Verschiedenes. Unter anderem hören wir Radiohead, Fink und auch José Gonzalez. Ich selbst bin eigentlich mit den ganzen Grunge-Sachen aufgewachsen, wobei ich glaube, dass man das bei mir heute eigentlich nicht mehr heraushört. Mittlerweile tue ich mir aber schon auch schwer, eine Lieblingsband zu finden, weil es eben auch so ein Überangebot gibt und ich mir, im Gegensatz zu früher, leider nicht mehr diese viele Zeit nehmen kann, mich wirklich intensiv auf die Suche zu begeben. Aktuell höre ich Frightened Rabbit, ganz klassischen Indie-Rock.
Norbert: Ich bin ziemlich auf das neue Moderat-Album reingekippt, das ist ein Wahnsinn. Ich interessiere mich schon seit meiner Jugend sehr für die elektronische Musik, obwohl wir bei DAWA keine solchen Elemente drin haben.
Welche Hoffnungen macht ihr euch, dass ihr einmal auch außerhalb Österreichs Fuß fassen könnt?
Barbara: Es ist uns schon klar, dass es für heimische Acts schwierig ist, sich außerhalb Österreichs zu etablieren. Aber wirklich darüber gesprochen haben wir noch nicht. Am Schlauesten wäre es wahrscheinlich, mit der Band vielleicht nach England zu gehen und dort das Glück zu versuchen. Wobei, dort gibt es eh auch schon so viele Bands wie Sand am Meer, was die ganze Sache auch nicht leichter machen würde.
Norbert: Ich glaube, wir haben in Österreich noch lange nicht das Potential ausgeschöpft. Natürlich kennen uns mittlerweile einige Leute, worüber wir sehr dankbar sind, aber da gibt es noch sehr viel Spielraum nach oben. Aber wir hätten natürlich auch nichts dagegen, wenn wir verstärkt in den Radiostationen anderer Länder gespielt werden würden und wir infolge auch verstärkt touren könnten. Das Wichtigste ist aber, dass wir Spaß haben beim Spielen unserer Songs. Und das haben wir!
DAWA live
30.01.2014
Im Rahmen von Dialog im Dunkeln
Schottenstift, Freyung 6
1010 Wien
Fotos DAWA: Ingo Pertramer