Jiri heißt eigentlich Georg. Als Jiri Malakoff erzählt er im mica-Interview, dass er eigentlich keinen Bezug zu Mehlspeisen hat. Der Gitarrist aus dem Burgenland äußert dafür aber einen überraschenden Wunsch: Den Wunsch nach Major-Plattenfirmen, die kompromissbereiten MusikerInnen sagen, was sie machen sollen. Das Interview führte Jürgen Plank.
Wie ist es gekommen, dass du heute Musik machst?
Dass ich heute Musik mache, liegt wahrscheinlich daran, dass ich von Kleinauf immer mit Musikinstrumenten umgeben war. Ich habe einen älteren Bruder und der hat immer Musik gemacht, wir hatten ein Klavier zu Hause und Gitarren. Und da war es zwangsläufig so, dass ich das irgendwann auch probiert habe. Gott sei dank hatte mein Bruder einen sehr guten Musikgeschmack. Ich bin mit Folk aufgewachsen, ich bin aufgewachsen mit Rock – im weitesten Sinne – und natürlich auch mit den Klängen der 1980er-Jahre. Udo Huber und mein Bruder – das waren so die Einfüsse, die für mich als Kind wichtig waren.
Wie würdest du deine Musik jemandem beschreiben, der noch unbefleckt davon ist?
Ich bin selbst so unbefleckt, dass ich selbst – jedes Mal, wenn ich etwas Neues mache – mir versuche zu beschreiben, was das ist. Das erste Album Jiri Malakoff ist sehr elektronisch, sehr vintage-analog, sehr Eighties. Und das nächste Album, das wir gerade produzieren wird viele Gitarren enthalten. Gitarren und die klassische Pop-Rock-Formation Bass/Schlagzeug/Gitarre – und ein bisschen Synthesizer. Und die Frage nach dem Stil stellt sich insofern: Was glaube ich, dass ich im Moment musikalisch bin? Es ist aber nicht so, dass ich musikalisch so umtriebig bin und alles ausprobieren muss – ich kann einfach nicht anders. Ich hätte gerne einen Stil, ich würde gerne sagen: Ich mache Dub oder Deep House. Aber ich kann das nicht sagen, ich habe das nie gekonnt.
Du trägst ja einen Künstlernamen, wieso?
Ich bin eigentlich der Georg. Ich habe letztes Jahr sicher andere Geschichte dazu erzählt als jetzt, ganz einfach, weil ich es letztes Jahr noch wusste. Aber: Der Jiri heißt Georg, das bin ich – und bei Malakoff hat mir einfach der Klang gefallen. Ich habe keinen Bezug zu Mehlspeisen. (lacht) Und statt der Malakoff-Torte hätte ich lieber eine Schwarzwälder, aber Georg Schwarzwälder, das klingt eher nach…
… nach Schwarzwaldklinik.
… eher nach Songwriter wie Funny van Dannen, oder so. Georg Schwarzwälder mit seinem ersten Album “Herzscheiße”. (grinst) Malakoff klingt einfach gut und so freundlich, ob das neue Album auch unter Jiri Malakoff erscheinen wird, ist noch nicht klar, da sind wir gerade am Suchen.
Jiri ist – soweit ich weiß – die Übersetzung von Georg und verweist in Richtung Osten. Hast du in diese Richtung einen Bezug?
Ich habe eigentlich – um die volle Geschichte zu erzählen – nach einer Band die Halwachs hieß und medioker erfolgreich war, mit einem Freund die Idee gehabt: Wir sollten einen Namen haben, der so klingt wie ein Streichquartett aus Kiew. Da bin ich dann mit Malakoff daher gekommen und dabei ist es geblieben. Es wäre schön mal im Club Ost zu spielen, aber sonst habe ich keinerlei Bezüge in Richtung Osten.
Als Musiker hat man doch komplizierte Aufgaben zu lösen: Songschreiben, Aufnehmen, Mastering, Plattenfirmen, live spielen. Wie schaffst du das?
Indem ich Dinge entwickle wie Tinnitus und Nackenschmerzen (lacht).
Aber das ist ja keine Lösung.
Das ist keine Lösung. Ich weiß es nicht, vielleicht erklärt mir das mal jemand. Man kann ja eh nichts anders tun, als weiter zu machen und sich auch um diese geschäftliche Seite zu kümmern. Und ich kenne Leute sehr gut, die Spaß daran haben, das zu tun und deswegen freue ich mich, dass die mir dabei helfen. Ich bin nicht sehr geschickt im professionellen Networken, ich kann das gut für andere, aber nicht für mich.
Seitens Promotion und Vertrieb war ich bei der ersten Platte gut versorgt – da bin ich Christoph Moser, Gott hab’ ihn selig, sehr dankbar, der hat das gut gemacht und wir haben ja auch in Deutschland veröffentlicht. Es ist heute eher ein Fluch, dass man machen kann, was man will und dass es keine fetten Plattenfirmen mehr gibt, die sagen: Mach’ mal, was wir wollen. Ich glaube sehr viele KünstlerInnen wären kompromissbereit, nur gibt es diese Plattenfirmen nicht – und das ist auch gleichzeitig wieder der Segen.
Was ist dein bisher größter Erfolg als Musiker?
Es gibt ein paar Highlights: Als ich mit meiner ersten Band Rammstein supported habe, das war super. Oder: Die Fertigstellung des aktuellen Albums war absolut geil, das war für mich wie noch mal die Matura zu machen. Das ist das einzige in meinem Leben, das ich je fertig gemacht habe – mit Ausnahme des Führerscheins. Und das war schon eine Belohnung, das Ding fertig zu kriegen, weil ich eben so zerfahren bin in meinen stilistischen Auswüchsen, dass ich mir dann schon gedacht, habe: Haha, das bin ich.
Wie ist es zum Rammstein-Support gekommen?
Wir waren in dieser Szene um Zeronic und Garish unterwegs. Wir sind zum Forestglade gekommen und haben in Wien gespielt – und da gab es aus dem Burgenland kommend schon so eine Szene Ost. Aus dieser Szene komme ich. Damals hat auch FM4 vermehrt begonnen österreichische Musik zu spielen.
Du hast im Vorgespräch erwähnt, dass Michi Tanczos von Zeronic bei deinem neuen Album mitspielt, mitproduziert und auch mitkomponiert. Gibt es im Burgenland eine eigene Szene, die zusammenhält?
Ja, es gibt eine Szene, die alles Mögliche ist. Es spricht schon Bände, wenn die Bands aus dem Burgenland dann nach Wien kommen und dann irgendwie zu Wiener Bands werden. Es gibt dann schon Menschen, die man im Burgenland natürlich kennt, wenn du aus dem Burgenland kommst und popmusikalisch interessiert bist, ist das seit einigen Jahren nicht das Schlechteste, sage ich mal. Es gibt unter den ganz jungen Bands einige, die österreichweit und sogar international ganz gut unterwegs sind.
Garish zum Beispiel.
Oder Ja, Panik. Oder Tanz, Baby. Das sind Leute, mit denen ich vor zehn Jahren schon konzertiert habe. Die waren damals zirka 20 Jahre alt.
Das heißt: Die Kollegen haben es vorgemacht. Wie geht es bei dir weiter?
Ich möchte jetzt das Album machen und veröffentlichen. Dem Ganzen freudig entgegen sehen und wieder live spielen. Ich bin gerade dabei die Band zu erweitern, es braucht einen zweiten Gitarristen, damit die Songs live gespielt werden können. Es ist alles aufgenommen, wird sind gerade am Mischen und zirka im Frühjahr 2011 wird das Album erscheinen. Es wird ganz sicher kein Banjo darauf zu hören sein und keine Mandoline, sondern ganz fette Gitarren – und ich hoffe, dass das vielen Leuten gefallen wird.