
Eines wird nach dem ersten Mal Durchören der neuen Songs von Marina Zettl und Thomas Mauerhofer sofort klar, hier ist ein eingespieltes Songwritergespann am Werken, dass ganz genau weiß, wie man erstklassige Songs, die schon im ersten Moment zünden, entstehen lässt. Aus dem Jazz entstammend wandeln die beiden auf einem vom Korsett der stilistischen Definitionen befreiten Pfad, der es ihnen erlaubt, ihre ganz eigene Version von Popmusik zu entwerfen. Diese erklingt so farbenfroh und an Nuancen reich, dass eine bestimmte Zuschreibung in eine bestimmte Kategorie nur schwer möglich ist.
Die Art und Weise mit der Zettl und Mauerhofer, unterstützt von den herausragenden MusikerInnen Christian Bakanic (Akkorden, Keyboards), Philipp Jagschitz (Piano), Christian Wendt (Bass), Jörg Haberl (Schlagzeug), Nika Zach (Gesang), Lisi Stiger (Saxophon), Edgar Unterkirchner (Saxophon) und Imre Lichtenberger (Trompete, Posaune), mit den einzelnen Begriffen umzugehen und diese aus ihren ursprünglichen musikalischen Kontexten zu entheben wissen, um sie in einem universellen neuen Sound aufgehen zu lassen, offenbart sich im Ergebnis als ein faszinierendes und vielschichtiges Beispiel für zeitlosen Artpop.
Denn auf „Thin Ice“ wird, im Vergleich zu ähnlichen Versuchen, tatsächlich äußerst kunstvoll agiert. Mit dem Händchen für wunderbar weite Melodiebögen und intelligente Arrangements hüllen die Sängerin und der Gitarrist aus Graz, ihre Ideen in ein ungemein abwechslungsreiches klangliches Gewand, das gleichermaßen anspruchsvoll, wie auch gefällig aus den Boxen schallt. Die Musik fließt einfach, sie berührt und unterhält. Hinzu kommt die ungemein ausdrucksstarke und klare Stimme von Marina Zettl, die den Stücken mal luftig leicht und kokett, mal nachdenklich und melancholisch Charakter verleiht.
„Thin Ice“ ist schlicht ein wirklich starkes Album, es ist ein StückMusik mit Tiefgang, welches auf spannende Art zeigt, welch Wege man auch heute noch in der Popmusik gehen kann. Auf jeden Fall eine intensive Hörprobe wert. (mt)