
Clara Blumes Interpretation des Pop ist eine, die sich erfreulicherweise nicht im Zitieren und Wiederholen des schon tausende Mal Gehörten verliert. Die zwischen Wien und Madrid hin und her pendelnde Künstlerin versucht sich ganz bewusst an der Entwicklung eines eigenständigen Sounds, an einem solcher Art, der zwar gefällig erklingen und leicht ins Ohr gehen soll, gleichzeitig aber auch den qualitativen Aspekt nicht außer Acht lässt. Irgendwelche Fragen nach einer exakten stilistischen Ausrichtung scheint sich die Sängerin und Musikerin dabei nicht wirklich zu stellen. Mal verschlägt es sie ins anspruchsvolle Liedermachertum, mal in den akustisch gehaltenen Folk, dann wiederum lässt sie kurz ein wenig Jazz oder Rock anklingen, um im nächsten Moment sich sogleich dem Chanson zuzuwenden.
Aber es ist nicht nur alleine dieser bunte musikalische Mix, der ihren Songs dieses gewisse Etwas, diesen besonderen Kick verleiht. Über alle musikalische Finesse hinaus beeindruckt vor allem ihre außergewöhnlich ausdrucksstarke und facettenreiche Stimme. Von sinnlich, sanft und gefühlvoll bis verführerisch und elegant gesanglich alles auf Lager, gelingt es Clara Blume musikalisch immer wieder eine andere Note anzustimmen, was klarerweise zusätzlich für Abwechslung sorgt. Bei solchen Vorzeichen darf man ihrem Solo-Album also mehr gespannt entgegenblicken.
Ihren eigenen Stil haben auch die Playbackdolls, die zweite Band des Abends, gefunden. Die Truppe rund um die charismatische Frontfrau Tini Trampler und den Multiinstrumentalisten Stephan Sperlich war immer schon bestrebt, sich mit ihrem sehr facettenreichen Sound musikalisch abseits des Pop-Mainstreams zu verorten, was sich auch auf dem nun erscheinenden zweiten Album der Wiener Band „Delightful Songs“ in aller Deutlichkeit zeigt. Im Vergleich zum 2011er Debüt „Out of the Blue“ mit einer deutlichen Hinwendung zum Pop, sorgen der klangliche Ideenreichtum, der Wille, auch schon mal die eher experimentellen Wege zu gehen, und die erneut überzeugende Performance von Tini Trampler dafür, dass sich die Band musikalisch immer noch ihren sehr eigenständigen und manchmal auch ein wenig schrägen Charakter bewahren.(mt)
Foto Clara Blume © Pia Clodi