In Sachen Weltmusik in den letzten vier Jahren sich als bedeutender Fixpunkt etabliert hat sich die Wiener Formation Klezmer Reloaded. 2008 zum ersten Mal im Rahmen des KlezMORE Festivals auf der Bühne gestanden, begeistert das von Alexander Shevchenko und Maciej Golebiowski gegründete und inzwischen mit Peter Rosmanith und Christoph Petschina zu einem Quartett angewachsene Ensemble seitdem die heimischen Musikliebhaber mit einer erfrischend lebendigen, mitreißenden und ungemein international erklingenden Mischung aus traditioneller jüdischer Musik aus dem Osten und Südosten Europas und südamerikanischer Tanzmusik. Die nächste Gelegenheit die virtuos aufspielende Combo live zu erleben, gibt es am 4. Juli im Theater am Spittelberg in Wien.
Der Klezmer ist weit mehr als bloß ein Musikstil, er ist mehr ein in Klängen manifestiertes Lebensgefühl. Wohl in keinem anderen Genre spielen Emotionen eine solch bedeutende Rolle, wie sie es im Klezmer tun. In den jiddischen Liedern werden in einer melancholischen, gleichzeitig aber auch sehr kraftvollen melodischen Sprache traditionelle Geschichten erzählt, welche in gewisser Weise die Vergangenheit und Lebensweisen des jüdischen Volkes in musikalischer Form dokumentieren. Lange Zeit war es hierzulande aber sehr still um den Klezmer. Fast schien es so, als wäre dieses Genre aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden. Eine Formation, die maßgeblich dafür verantwortlich ist, dass diese sehr spannende Musikform in Österreich erneut ihren Platz gefunden hat, ist das Ensemble Klezmer Reloaded.
Aufsehen erregen konnte die Formation in der jüngeren Vergangenheit mit ihren auf CD verewigten und gemeinsam mit der österreichischen Vokalistin Agnes Palmisano eingespielten Mahler-Bearbeitungen. Nicht nur hierzulande konnten die von dem Zweiergespann in ein vollkommen neues Klanggewand gehüllten Lieder des legendären österreichischen Komponisten für Furore sorgen. Zwischen Originaltreue, reiner Improvisation, ein wenig Jazz, Funk und dem Geist des Klezmer pendelnd verstanden es Alexander Shevchenko (Akkordeon) und Maciej Golebiowski (Klarinette, Bassklarinette) auf fast unnachahmliche und faszinierende Weise den Liedern neues Leben einzuhauchen.
Es ist vor allem die ungemein leichtfüßige Art, mit welcher die aus Russland und Polen stammenden Musiker den Begriff des Klezmer zu interpretieren wissen, die beeindruckt. Mit der Offenheit auch anderen Musiktraditionen schlagen der Klarinettist und der Akkordeonist kunstvolle Brücken, bringen Altes mit Neuem zusammen, sie kreuzen mit virtuosem Spiel die jüdische Musik aus Osten und Südosten Europas mit der im Tango und Samba erklingenden südamerikanischen Lebenslust und lassen dadurch Musik entstehen, die zugleich berührt und zum Tanzen auffordert. (mt)
Termine:
04.07. Theater am Spittelberg, Wien
06.07. Die Brücke, Graz
Klezmer Reloaded