Wien (OTS) – „Jazz jetzt!“ ist das Motto des Ö1 JAZZTAGES am Samstag, den 30. April. Aktueller Anlass ist der an diesem Datum zum fünften Mal von der UNESCO ausgerufene International Jazz Day. Von den „Hörbildern“ über „Logos“ bis zu einer Liveübertragung aus dem Wiener PORGY & BESS – insgesamt stehen elf Sendungen ganz im Zeichen des Jazz mit all seinen Facetten.
Zum fünften International Jazz Day der UNESCO am 30. April stellt Ö1 diese vielgesichtige Musik einen Tag aufs Podest. Den Auftakt macht schon am Vorabend (29.4.) eine „Zeit-Ton Extended“-Ausgabe (23.03 Uhr) zur „Neuen Hipness des Jazz“, die in die spannenden Randzonen von improvisierter Musik, zeitgenössischem Pop, HipHop und Electronica führt. Mit Kendrick Lamar und Flying Lotus legten in den letzten Jahren zwei kalifornische Musiker Arbeiten vor, die mitunter als zeitgenössische Reinterpretation des Jazz apostrophiert wurden; Lamars „To Pimp A Butterfly“ gilt etwa als wichtiger Einflussfaktor für David Bowies letztes Album „Blackstar“. Auch der Wiener Keyboarder Dorian Concept denkt auf seine Weise elektronische Musik und Jazz zusammen – mit internationalem Erfolg. Stefan Trischler und Gerhard Graml wagen mit einer illustren Gäste-Runde einen Tauchgang in den aufregenden, wenig bekannten Brackwassern von Musiken, die sich heute immer öfter zu befruchten scheinen. Jazzbezüge gibt es danach auch in der Ö1-„Klassiknacht“ (2.03 Uhr), in „Guten Morgen Österreich“ (6.05 Uhr) und im „Pasticcio“ (8.15 Uhr).
„An American in Wien“ heißt es um 9.05 Uhr in Ö1. Die „Hörbilder“ bringen ein Porträt der US-amerikanischen Sängerin und Schauspielerin Olive Moorefield, die mit dem Musical „Kiss me Kate“ in Wien populär wurde. Ursprünglich wollte Moorefield Opernsängerin werden. Mit der Arie „Vissi d’arte“ aus Tosca verzauberte sie Anfang der 1950er Jahre den späteren „Opernführer der Nation“, Marcel Prawy. Mit ihm und einem kleinen Ensemble tingelte sie durch Österreichs Provinzstädte, um deren Bewohner/innen die amerikanische Musik und Kultur näherzubringen. Der künstlerische Durchbruch gelang Moorefield kurz darauf mit den großen amerikanischen Musicals an der Wiener Volksoper. Als sie während einer Vorstellung nach dem Theaterarzt rief, lernte sie den Dermatologen Kurt Mach kennen – der Beginn einer ungewöhnlichen Liebesgeschichte. Andreas Kloner hat Olive Moorefield und Kurt Mach in Wien besucht.
In „Ö1 bis zwei – le week-end“ (13.00 Uhr) versammelt sich zum ersten Mal die Ö1-Jazzredaktion gemeinsam im Studio und plaudert aus dem Nähkästchen. Irgendwann ist es passiert im Leben jedes Mitglieds der Ö1-Jazzredaktion: das eine, vielleicht erste, jedenfalls große, prägende Erlebnis mit Jazz. Danach war das Leben ein anderes, vielleicht sogar der Beruf oder die Berufung, und davon wird am Ö1-Jazztag erzählt. Christian Bakonyi, Gerhard Graml, Frank Hoffmann, Ines Reiger, Maria Reininger, Marlene Schnedl und Andreas Felber verraten, welche Musik oder welches Erlebnis am Anfang ihrer Jazzbegeisterung stand.
In der „Hörspiel-Galerie“ (14.00 Uhr) steht Grace Yoons „Pannonica“ auf dem Programm. In der SWR-Produktion aus dem Jahr 2008 wirken Leslie Malton, Birgit Bücker, Dinah Faust, Stefan Hardt, Monty Waters und Jaques Bachelier mit. Im New Yorker Jazz-Milieu der 1950er Jahre hatte die „gute Fee“ den Namen Pannonica. Sie stammte aus dem englischen Zweig der Rothschilds und war die große Mäzenin des Bebop und seiner Helden. Thelonious Monk benannte einen seiner bekanntesten Titel nach ihr: „Pannonica“. Als Pannonica de Koenigswarter 1988 starb, wurde ihre Asche, ihrem letzten Wunsch gemäß, zu den Klängen von Monks „Round Midnight“ im Hudson verstreut. Zwischen 1961 und 1966 hatte Pannonica über 300 Jazzmusiker interviewt und ihnen nur eine Frage gestellt: Was sind deine drei Wünsche? Nadine, ihr Enkelkind, erinnert sich in diesem Hörspiel an Pannonica und erzählt ihre Geschichte. In drei Sprachen werden der Text der Enkelin und die Antworten der Musiker mit den Kompositionen der Schützlinge Pannonicas montiert.
Rolf Liebermanns einstmals skandalträchtiges Konzert für Jazzband und Orchester, jazzig inspirierte Kammermusik von Roland Batik und amüsant Swingendes von Gottfried von Einem, Werner Pirchner und Erwin Schulhoff bringt „Apropos Musik“ ab 15.05 Uhr.
Für den Ö1-Jazztag hat sich Wolfgang Puschnig ins „Diagonal“-Studio begeben, um eine Sendung über ihn aus dem Jahr 2003 zu kommentieren und über seine neueren Arbeiten zu sprechen:
„Kärntner Saxophon mit Weltanschluss“ ist ab 17.05 Uhr zu hören. Mit Hans Koller und Joe Zawinul zählt der 1956 in Klagenfurt geborene Wolfgang Puschnig zu den international bekanntesten österreichischen Jazzmusikern. Er war Gründungsmitglied des Vienna Art Orchestra, kreierte mit dem Lyriker Ernst Jandl neue Formen zwischen Text und Musik, spielte mit Carla Bley und arbeitete mit der koreanischen Trommel-Gruppe Samul Nori zusammen. An der Wiener Musikuniversität Wien leitet er das Institut für Popularmusik, und als gebürtiger und nie verheimlichter Kärntner hat er auch ein Faible für volksmusikalische Ansätze.
Ab 19.05 Uhr spricht Johannes Kaup im Rahmen der „Logos“-Reihe „Woran glauben Sie?“ mit dem Jazzmusiker und Komponisten Christian Muthspiel über dessen Zugang zum Thema Spiritualität, seine Quellen der Inspiration und darüber, worauf Muthspiel existenziell vertraut.
Ab 19.30 Uhr überträgt Ö1 live aus dem Wiener Jazzclub Porgy & Bess: Das österreichische Multitalent Christian Muthspiel tritt mit der 75-jährigen E-Bassisten-Legende Steve Swallow in intime, kammermusikalische Dialoge ein. Im Anschluss lässt das Trio des amerikanisch-französischen Pianisten Jacky Terrasson mit Thomas Bramerie (Bass) und Leon Parker (Schlagzeug) ideenreiche Rekompositionen altgedienter Standards und rassige Stücke aus eigener Feder hören.
In „Nachtbilder – Poesie und Musik“ (22.25 Uhr) liest der Kärntner Wortakrobat Jani Oswald unter dem Titel „Broken Language, Jazz Poems“ alte und neue Gedichte.
In der Ö1-„Jazznacht“(23.30 Uhr) ist Kabarettist Josef Hader zu Gast im Studio. Spätestens seit der „Blue Monk“-Einlage im Programm „Hader muss weg“ (2004) weiß man um dessen Jazz-Sympathien. Der 54-Jährige Hader, der in seinen Anfängen vom in Jazzkreisen nicht unbekannten Akkordeonisten und Pianisten Otto Lechner begleitet wurde, plaudert über seine Affinität zu Bebop-Größen wie Thelonious Monk und Charlie Parker. Und darüber, was am Jazzbetrieb mitunter als kabarettwürdig erscheinen könnte.
Den jazzigen Schlusspunkt setzen die „Menschenbilder“ am Sonntag, den 1. Mai ab 14.20 Uhr mit einer Erinnerung an den 2007 verstorbenen Joe Zawinul: „Um Schwammerl zu finden, musst ein Teil des Waldes werden“. Er war Erdberger und Weltbürger zugleich, liebte seine Heimatstadt Wien und seine zweite Heimat, die USA. Er war einer der besten und erfolgreichsten Jazz-Pianisten unserer Zeit, die Liebe zu einfachen Dingen hat ihn aber immer am Boden bleiben lassen. Die unverrückbaren Parameter in seinem Leben: Familie und Freunde, gutes Essen und Trinken, und guter, purer Jazz. Das Programm im Detail ist abrufbar unter http://oe1.orf.at.
